Nachdem um die Jahrtausendwende und in den Jahren danach in Nashville ein Label nach dem anderen Seite Pforten schloss, scheint es nun in der Music City USA wieder bergauf zu gehen.
Nehmen wir einmal das Beispiel Sony Music. Nach dem Weggang von Alan Butler, dem Präsidenten von Sony Nashville, hatten alle vier Sony Label (Columbia, Epic, Lucky Dog und Monument) zusammen gerade noch 9 Künstler unter Vertrag und in der Aufzählung sind die Dixie Chicks noch enthalten, obwohl die rein rechtlich zu Columbia Records New York gehören. Heute gehört Gretchen Wilson zu Sony und viele weitere Newcomer wie Trent Wilmon, Shelly Fairchild, Jessi Alexander, Mirand Lambert und Christy Sutherland, um nur einige zu nennen, stehen in den Startlöchern, um ihre CDs zu veröffentlichen. Bei vielen anderen Majors sieht es ähnlich aus.
Viele der etablierten Künstler aus den 90ern stehen jetzt ohne Plattenvertrag da und drohen im Hartumkämpften Markt der USA unterzugehen und vergessen zu werden. Andere haben den Weg zu einen der vielen neuen Independent-Label geschafft. Doch ob sie erfolgreich sein werden, werden erst die nächsten Jahre zeigen.
So einen ähnlichen Generationswechsel gab es auch bereits Anfang der 90er. Damals hielten einige Garth Brooks für den Untergang des Country-Abendlandes. Heute gilt Garth als einer der beliebtesten Country-Sänger des Jahrzehnts.
Auch wenn man sich erst einmal an die neuen Gesichter und Stimmen gewöhnen muss, werden gerade die Europäer, und damit auch die Deutschen, davon profitieren. Denn die Newcomer wollen unbedingt über den Atlantik, da sie wissen, dass man langfristig nicht nur von den Umsätzen in den USA leben kann.
Gretchen Wilson und Big & Rich werden in diesem Jahr noch ein zweites Mal nach Deutschland kommen, um ihre CDs zu promoten. Für nächstes Jahr planen die Plattenfirmen Trent Wilmon, Keith Urban, Mark Chesnutt, Collin Raye, Roy Rivers und einige mehr nach Deutschland zu holen. Man könnte also, im Vergleich zum Ende der 90er, von einer Invasion der Country-Künstler sprechen. Natürlich versprechen sich die Plattenfirmen davon einen Gewinn – warum sollten sie auch sonst die Künstler herholen?
Einen ähnlichen Aufschwung gab es auch Anfang der 90er, doch der wurde von einigen – so genannten – Spezialisten aus der Country-Szene nieder geredet. So waren Anrufe wie „Warum holt Ihr Kathy Mattea? Könnt ihr nicht andere Künstler holen?“ keine Seltenheit. Demnach wollte man unbedingt Amerikaner sehen, aber leider immer die, die gerade nicht kamen. Da die CD-Verkäufe für Country nie besonders hoch waren, gaben viele Produktmanager entnervt auf. Warum Zeit investieren für CDs, die sich nicht gut verkauften und dafür auch noch angemacht werden? Viele hätten aus Liebe zur Musik weitergemacht, waren aber dem Nervenkrieg nicht gewachsen. Für heute undenkbar, aber selbst Alan Jackson wollten die Fans damals nicht sehen.
Glaubt man einigen wenigen Country-Fans könnte sich das wiederholen. Ein Beispiel: Warner Music hatte um die Country-Fans zu befriedigen, schon einmal die Big & Rich CD "Horse of a Different Color" veröffentlicht. Eigentlich war die CD zur Veröffentlichung noch nicht vorgesehen, aber man wollte den Fans eine Freude machen. Nun naht langsam die reguläre Veröffentlichung und der "Import" von Warner wird die CD aus dem Programm nehmen, damit das Hauptlabel die CD veröffentlichen kann und möglichst viele CDs im Handel platziert. Mit einer entsprechenden Akquisition können bis 4x so viele CDs in den Regalen der Plattengeschäfte landen und das ist einer der wichtigsten Schritte für die erfolgreiche Vermarktung. Jetzt kommen auf einmal einige Country-Fans und bezeichnen das als Abzocke. Man könnte meinen diese Fans wollen das Big & Rich floppen, damit sie weiter jammern können, denn es jammert sich viel leichter als die Initiative zu ergreifen.
Also wir wollen jetzt nicht jeden Freund der Country-Music zwingen "Horse of a Different Color" zu kaufen, aber auch der Fan kann etwas tun, um Country Music erfolgreich zu machen: CDs kaufen! Wichtig dabei ist, dass die CDs über die nationalen Plattenfirmen abgerechnet werden. BMG (Arista, BNA & RCA) Sony (Columbia, Epic, Lucky Dog und Monument) und Universal (DreamWorks, Lost Highway, MCA, Mercury, Universal South) veröffentlichen über die jeweiligen Import-Abteilungen fast alle CDs zeitgleich oder eine Woche zeitversetzt. Warner Music (Asylum, Curb, Lyric Street, Warner Bros. & Word Entertainment) überlegt derzeit, ob es sich lohnt den Import für Country zu reaktivieren.
Unser Vorschlag ist, dass die Fans ihren Karstadt, Makro Markt, Media Markt, Müller Markt, Saturn,WOM oder ihren sonstigen Händler besuchen und dort ihre CD bestellen oder ganz einfach diesen Link benutzen und ihre CDs bei Amazon.de bestellen. (Wenn Sie die Links aus unseren News zu Amazon verwenden, können Sie eigentlich nichts verkehrt machen, denn wir linken nur auf Amazon.com, wenn eine Veröffentlichung nicht geplant ist oder noch lange auf sich warten lässt.)
Nun werden einige kommen und sagen, aber bei Bla-Bla Records ist die CD günstiger, da die sie direkt aus den USA bestellen. Das ist teilweise richtig. Aber warum können diese Händler billiger sein? Also der erste Punkt ist sicherlich der günstige Dollar. Der zweite Punkt ist, dass sich die USA & Kanada nicht den anderen Ländern der Welt angeschlossen haben und weiterhin darauf bestehen, dass die Autoren der Songs weiterhin in den USA bezahlt werden. Zur Erläuterung: Wenn hier in Deutschland eine CD hergestellt wird, muss die Plattenfirma hier sofort GEMA (für die Songschreiber) abführen. Damit sind für alle anderen Länder, außer USA & Kanada, die Abgaben bezahlt. Wenn aber eine Deutsche Plattenfirma fertige CDs aus den USA importiert, und seien wir ehrlich – aus den USA kommen die meisten Country-CDs, müssen sie die Abgaben für die Songschreiber an ihre Mutter-Firma bezahlen. Da aber die USA & Kanada das Abkommen nicht unterzeichnet haben, muss man hier noch einmal diese Abgaben entrichten, d.h. jede CD ist gleich ein bis zwei Euro teurer. Der dritte Punkt betrifft ebenfalls die Abgaben für die Autoren: Während hier alle Abgaben vorab bezahlt werden, werden in den USA ein Teil der Abgaben erst bezahlt, wenn der Scanner im Plattengeschäft die CD einliest. Wenn also der Importhändler aus Deutschland die CDs bei einem Großhändler kauft, bekommen die Autoren nicht ihren vollständigen Anteil an der CD.
Jetzt muss also jeder für sich selbst entscheiden, ob er die Deutschen Plattenfirmen unterstützen will, damit sich die auch weiter für Country in Deutschland einsetzen.