Pullman City Country Music Award: Versuchte Journalisten-Beeinflussung?

Pressefreiheit

Was war das vor ein paar Wochen für ein Bohai, als bekannt wurde, dass der CSU Pressesprecher beim ZDF anrief und sich nach der Berichterstattung zum SPD-Parteitag erkundigte. Alle Medien haben laut aufgeschrien und das Schild der Pressefreiheit hochgehalten. Zu Recht, denn niemand sollte Einfluss auf eine freie Presse haben, das steht sogar in unserem Grundgesetz, Artikel 5: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet."

Dass das kein Einzelfall ist, was die CSU dort gemacht hat, zeigt die Causa Nikolaus Brender, dem ehemaligen Chefredakteur des ZDF. Im Februar 2009 kündigte die Mehrheit der Unionsparteien im ZDF-Verwaltungsrat an, Brenders bis März 2010 laufenden Vertrag nicht zu verlängern. Federführend war damals der hessische Ministerpräsident Roland Koch. Nun muss und wird sich das Bundesverfassungsgericht mit diesem Vorfall beschäftigen.

Aber nicht nur die Politik scheint manchmal die Aufgabe der Presse misszuverstehen. Als vor wenigen Jahren der Doping-Skandal bei der Tour de France aufflammte, baten Reporter der ARD um ein Interview beim Präsidenten der UCI (Union Cycliste Internationale), dem internationalen Radsportverband. Das Interview wurde damals mit der Begründung abgelehnt, dass die Reporter der ARD zu kritisch wären und es die primäre Aufgabe der ARD sei, den Radsport zu fördern/promoten.

Es scheint so, dass das Geld immer wieder versucht, die Endverbraucher zu beeinflussen. Aber wir brauchen eigentlich gar nicht so weit schauen, denn auch in der Country-Szene gibt es Vorgänge, die das eine oder andere Fragezeichen aufwerfen. So zum Beispiel der Country-Award von Pullman City Eging am See, der in diesem Jahre zum 12ten mal ausgetragen wird.

Seit dem 18. Juli 2011 gibt es eine Kooperation zwischen Pullman City Eging am See und dem Online-Magazin Country.de. Die Westernstadt schaltet durchgehend Banner auf der Webseite und im Gegenzug steht das Portal als Medienpartner zu Verfügung. Eine Kooperation, die nicht unüblich ist. Im Zuge dieser Kooperation berichtet Bettina Granegger, seit sechs Jahren in der County-Szene für mehrere Print- und Online-Magazine tätig, über die musikalischen Aktivitäten, inklusive des Country Music Awards. Außerdem wurde Granegger in die Jury des Country Music Awards berufen, die 2011 neben Granegger aus Siegfried "Doc" Schulze (Radio Euroherz), William Wallace III (Four Corners), Bernhard Wageneder (Buffalo Club Hallein), Brigitte Heybey (Hobbyistin), Pit Mühlhuber (Betreiber Goldwasch-Camp in Pullman City Eging am See), Harald Schramm (Ex-Radiomoderator) und Maurice Diltz (Buffalo Club Hallein) bestand.

Grundgesetz Artikel 5(1)

Auch im Jahr 2012 sollte Bettina Granegger wieder in der Jury sein, dies wurde zumindest dem Chefredakteur des Online-Magazins im Sommer 2012 mittgeteilt. Am 25. August 2012 bestätige Deddy Jeschke, Event-Manager bei Pullman City in Eging am See, noch einmal, dass die Jury sich aus denselben Mitliedern wie 2011 zusammensetzt. Am selben Abend legten Harald Schramm (Programmkoordinator Country Music Award Pullman City Eging) und Maurice Diltz (Auswertung der Jury-Abstimmung) Bettina Granegger in einem persönliche Gespräch nahe, den Artikel über die Award Show so zu schreiben, wie es Harald Schramm auf der Pullman-Homepage getan hat, nämlich so, dass jede Band in einem kurzen Beitrag erwähnt, der Stil beschrieben wird, usw. Bereits in diesem Gespräch signalisierte Granegger, dass sie den Artikel nach eigenem Dafürhalten gestalten werde. Am 31. August 2012 schrieb sie per E-Mail: "...Es besteht daher aus unserer Sicht kein Bedarf, einen Artikel zu gestalten, der dem Wunsch der auftretenden Bands entspricht..."

Am 17. September 2012 gab es ein Treffen des Award-Komitees, dessen Namen nicht öffentlich gemacht wurden. Anschließend ging eine Nachricht von Harald Schramm an Granegger, mit der Information, dass Brigitte Heybey, Bernhard Wageneder und Granegger nicht mehr der Jury angehören werden. Diese Entscheidung sei, seiner Aussage gemäß, von den Pullman-Leuten getroffen worden, er hätte diese nicht beeinflussen können. Am 17. September 2012 schrieb Marco Lebschi, Marketingleiter von Pullman City Eging am See, in einer E-Mail an Granegger, bezugnehmend auf die Umbesetzung der Jury: "Diese Entscheidung der Jury muss ich so auch hinnehmen". Nach Recherchen von CountryMusicNews.de wurden aber mindestens drei der o.a. Jury-Mitglieder hierzu nicht befragt.

In derselben E-Mail zitiert Lebschi: "Bei der Auszählung der abgegebenen Bewertungspunkte beim Award 2011 wurden gravierende Unterschiede in der Punktevergabe festgestellt. Wo, bis auf eine Stimme die Jury zwischen 7 und 9 Punkte vergab, vergab diese eine Stimme nur einen Punkt. Dieser Unterschied kam immer wieder zum Vorschein, was uns veranlasste, die Immunität der Jury aufzuheben und denjenigen zu ermitteln. Dies ist uns gelungen und wir müssen nun feststellen, dass bei so unterschiedlichen Vergaben der Punkte das Gesamtbild der Bewertung nicht mehr stimmt." Dies als Begründung, warum Granegger nicht mehr dabei sei. Erst einmal ist es schwer vorzustellen, dass sich jemand tatsächlich die Mühe macht dieses nachzuforschen, denn alle acht Jury-Mitglieder haben auf neutralen Zetteln ihre Punktbewertung abgegeben, auf denen ausschließlich die Punkte eingetragen  wurden, also keine Namen oder sonstige, Personen zuzuordnenden Kennzeichnungen. Des Weiteren nutzen alle Jury-Mitglieder dieselbe Art Stift, um eben genau solche Nachforschungen zu verhindern. Hinzu kommt, dass durch diese Nachforschung durchaus ein Konflikt mit dem Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland auftreten könnte, zum Beispiel § 107c StGB Verletzung des Wahlgeheimnisses, § 201 StGB Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes und § 202a StGB Ausspähen von Daten. Es ist schwerlich vorstellbar, dass ein Betrieb wie Pullman City Eging am See sich auf so dünnes Eis begibt.

Neben diesen Widersprüchen ergibt sich noch ein weiterer, denn Schramm äußerte sich auf Anfrage einer dritten Person über die Entlassung von Granegger aus der Jury so, dass die Begründung zum einen darin Fuße, dass Granegger während und nach der Veranstaltung mit verschiedenen Teilnehmern über ihre Abstimmungsergebnisse gesprochen hat, was von Granegger allerdings als Grund bestritten wird, da viele oder alle Jury-Mitglieder sich mit den Musikern auch austauschen und zum Teil von einem Jury-Mitglied auch gleich für dessen Festival verpflichtet werden und zum anderen darin, dass man die Jury gerne verkleinern möchte. Dann ist es aber schwer zu erklären, warum Bruno Theil (Rattlesnake Saloon) neu in die Jury berufen wurde. Kann es daran liegen, dass er des Öfteren die Rockabilly-Band „Ratcats“ in seinem Saloon auftreten lässt und die Ehefrau des Bandleaders und Managerin Anja  Parsons die offizielle Mit-Organisatorin des Pullman City Awards ist? Nachdem CountryMusicNews.de den Artikel vorab an Pullman City Eging am See geschickt hat, wurde in einer Stellungnahme dieser Bezug bestritten und uns mitgeteilt, dass Bruno Theil, aus Termingründen, nicht in der Jury sitzen werde. 

Lebschi zitiert in seiner E-Mail vom 17. September 2012 weiter: "Die Qualitäten der Bettina liegen mit Sicherheit auf Journalismus, sie kann sich unserer Meinung nach nicht in die Rolle eines Radiomoderators oder Veranstalter begeben." Das wirft die Frage auf, wieso sollte sie das? Können nur Radiomoderatoren und Veranstalter die Qualität einer musikalischen Darbietung richtig bewerten? Wären Radio-Redakteure da nicht besser geeignet? Was ist mit A&R Managern von Plattenfirmen, die in Clubs gehen und neuen Bands Plattenverträge anbieten?

Die Begründungen von Pullman City Eging am See sind widersprüchlich und hören sich nach Ausreden an. Es bietet sich das Bild, dass Harald Schramm und/oder vielleicht anderen aus dem Kreis mit der Berichterstattung von Bettina Granegger nicht zufrieden waren und so indirekt Druck auf sie ausüben wollen…und so etwas kann und darf nicht wortlos hingenommen werden. Journalisten müssen frei ihre Meinung äußern können…und das ohne Wenn und Aber!

Faktencheck

Nach Recherche von CountryMusicNews.de befindet sich Pullman City Eging am See tatsächlich nicht mehr in der Insolvenz. Es wurde ein sogenannter Asset-Deal gemacht, d.h. der laufende Betrieb wurde an neue Eigentümer verkauft aber einige der bestehenden Schulden bleiben in der Insolvenz.

Die Annahme wird durch die Beendigung der Kooperation zwischen Country.de und Pullman City Eging am See, ausgehend von der Westernstadt untermauert. Auch die Tatsache, dass Anfang 2012 ein Anruf bei CountryMusicNews.de erfolgte, in dem man darum bat, den Artikel über die Insolvenz der Westernstadt von der Webseite zu nehmen und, im selben Gespräch, uns eine Werbung für ein Deutsch-Country-Festival im Sommer in Aussicht stellte, steht nun in einem anderen Licht da. Auch wenn der Anrufer nicht explizit beide Themen miteinander verknüpft hat, ist das Ergebnis eindeutig: Der Artikel über die Insolvenz ist nach wie vor online und die Werbung wurde natürlich nie platziert.

Wie gesagt, die Pressefreiheit ist ein wichtiges und notweniges Gut und es gilt, sie zu verteidigen. Und, auch wenn es manchmal anders aussieht, man kann sich mit Geld nicht alles kaufen. Wir von CountryMusicNews.de haben bisher immer unabhängig berichtet und werden dieses auch weiterhin tun und wir lassen uns von niemanden eine Meinung aufdrängen oder uns gar dafür bezahlen. Zu diesem Grundsatz gehört auch, dass wir den verantwortlichen von Pullman City Eging am See die Möglichkeiten geben, sich zu diesem Artikel zu äußern, was sie auch getan haben. Lesen Sie die Stellungnahme in der ungekürzten Fassung.

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