20 Jahre nach "Achy Breaky Heart" und rund 25 Millionen verkaufter Alben scheint der 51-Jährige aus Kentucky noch keine Sehnsucht nach dem musikalischen Ruhestand zu haben. Nein, es scheint vielmehr so, als beschreite Billy Ray Cyrus einen Weg der Selbstfindung. So ist vom Songwriter zu vernehmen, dass es sich bei der neuen und mittlerweile 13. Langrille um einen seiner persönlichsten Outputs handeln soll. Ein Blick in die Credits belegt die Aussage, denn Cyrus hat jeden der Songs (mit)geschrieben.
"Change My Mind" ist der vielsagende Titel der ersten Single. Ein Stück, dass den Weg aufzeigt, der auf der CD eingeschlagen wird. Cyrus geht ohne Rücksicht auf Verluste zurück zu seinen Wurzeln und nutzt dazu Bluegrass, Südstaaten-Rock, Gospel-Einflüsse und derben Country.
"Once Again" ist Sprachrohr seiner uneingeschränkten Lust, weiterhin Musik zu machen. "I feel that hunger once again" (Ich fühle diesen Hunger einmal mehr) singt er mit einer Stimme, die selten rauchiger geklungen hat. Und auch der Sound hat mit dem eingängigen Klang seiner erfolgreichsten Stücke wenig zu tun. Laut, gewaltig und teilsweise recht schräg kommt das über fünf Minuten lange, launische Outlaw-Opus herüber und macht es somit Fans der ersten Stunde nicht gerade leicht, diesen "neuen" Cyrus ins Herz zu schließen. Musste sich der Mann früher schon mal den Vorwurf gefallen lassen, bei der Produktion mit einem Auge auf die Hitliste zu schielen, ist das neue Material deutlich weniger kommerziell und eingängig ausgefallen.
Und auch textlich nimmt der Mann kein Blatt vor den Mund. "I love my Truck, I'd like to drive it fast - If you don´t like the way I drive - you can kiss my ass" (Ich liebe meinen Truck. Ich liebe es, schnell zu fahren. Wenn du dass nicht magst, kannst du mich mal...) knarzt er bei "Hillbilly Heart". Nein, die Zeiten, zu denen Cyrus noch als vorzeigbarer Schwiegersohn agiert hat, sind vorbei. Lieber mimt er den uneinsichtig-arroganten Redneck - und bietet so den Menschen, die behaupten, beim Country gehe es in erster Linie um dumme, konservative Inhalte, ein Paradebeispiel für diese These.
Billy Ray Cyrus gibt aber nicht nur auf dem Highway Gas, sondern steuert auch drei ruhigere Songs bei, von denen allerdings keiner wirklichen Eindruck hinterlassen kann. "Thats What Daddys Do" ist darunter einer der autobiographischten Tracks. Doch selbst wenn Cyrus auf die stimmliche Unterstützung seiner Töchter Noah und Brandi zurückgreifen kann, wirkt die Ballade eher schwermütig und bleibt nicht in den Gehörgängen hängen. Mag vielleicht eine Spätfolge der vor zwei Jahren erfolgten und dann wieder rückgängig gemachten Scheidung von seiner Frau sein.
Nicht alle Songs der Platte sind übrigens taufrisch. "I'am So Miserable" stammt vom 1992 erschienenen Megaseller "Some Gave All". Vergleicht man diese Nummern, werden große Unterschiede zwischen dem jetzigen und dem damaligen Cyrus deutlich. Dafür ist nicht nur die modernere Produktion verantwortlich. Ausschlaggebend ist vielmehr die härtere Gangart, mit der Cyrus seinen früheren Song angetrieben durch eine kräftige Blues-Maschinerie und seiner deutlich rauheren Stimme einfach über den Haufen fährt.
Fazit: Mit der Rückbesinnung auf seine musikalischen Wurzeln versucht Billy Ray Cyrus einmal mehr ein Comeback. Ob das mit diesen raubeinigen Songs klappt, darf allerdings bezweifelt werden.
Label: Blue Cadillac Music (In Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 23. Oktober 2012 |
Titelliste
01 | Change My Mind | 06 | Forgot to Forget |
02 | Once Again | 07 | That's What Daddy's Do |
03 | Hillbilly Heart | 08 | Hope Is Just Ahead |
04 | Tomorrow Became Yesterday | 09 | I'm So Miserable |
05 | Good As Gone | 10 | Stomp |