Ihrer Devise ist die Kombo, die sich in Anlehnung an Willie Nelson ihren Namen gab, auch bei ihrem zweiten Album treu geblieben. Erneut nimmt sich das hochkarätig besetzte Ensemble eine Reihe von Country-Klassikern zur Brust, um diese in ein neues Sound-Kostüm zu stecken. Zwölf Titel aus nahezu allen Epochen und Ausprägungen des Country landeten schließlich auf der von Lee Alexander produzierten CD. Darunter: Kris Kristoffersons "For The Good Times", Loretta Lynns "Fist City", Lefty Frisells "If You've Got The Money I've Got The Time", Dolly Partons Klassiker "Jolene" und Johnny Cashs "Wide Open Road". Den Auftakt übernimmt die launige Interpretation von Ralph Stanleys temperamentvollem Gospel "I Worship You". Und Namenspatron Willie Nelson - mit dem Norah Jones schon mehrfach zusammen gearbeitet hat - durfte mit "Permanently Lonely" natürlich auch nicht fehlen.
Aus dem Album hätte so leicht eine Tribute-CD an die Größen der Country Music werden können. Eine Jazz-Sängerin, die sich mit Freunden zusammen tut, um die Songs ihrer gemeinsamen Kindheit wieder zum Leben zu erwecken. Doch "For The Good Times" wirkt nicht gestellt, denn alle Songs klingen so authentisch, als wären sie eigens von und für die fünf geschrieben worden. Dies liegt wohl daran, dass es den Willies, obwohl es sich bei der Konstellation um nur eins von vielen Projekten der Mitglieder handelt, gelingt, einen einzigartigen Sound zu entwickeln. Etwas Rockabilly, gemischt mit traditionellem Country, eingängigen Melodien und Norah Jones samtweicher Stimme drücken sie jedem Song ihren ureigenen Stempel auf.
So ganz nebenbei belegen sie mit der extrem reduziert produzierten CD, dass stilistische Grenzen und Genre-Barrieren nur etwas für Buchhalter und Spießer sind. Deshalb muss man sich auch nicht wundern, dass sich zwischen diesen Cashs, Nelsons und Partons auch eine Komposition von Jazz-Papst (und ehemaligem Michael-Jackson-Produzent) Quincy Jones findet: "Foul Owl On The Prowl"- eine Revue-Nummer, die genauso originell und verschmitzt klingt, wie es der Titel verheißt.
Wer damals orakelte, die Little Willies wären nur ein weiteres Norah-Jones-Vehikel, liegt immer noch falsch. Die schöne Sängerin und Orgelvirtuosen ordnet sich ganz der Bandidee unter. Und so steuert immer wieder auch Richard Julian die Lead-Vocals bei und sorgt so für musikalische Abwechslung. Ein weiteres Plus der CD.
Fazit: Ein unterhaltsames, originelles und oft interessantes Album mit Musikern, die offensichtlich genießen, was sie machen. Mit nur knapp 40 Minuten Spiellänge könnte das Album jedoch gerne länger sein.
Label: Blue Note (EMI) | VÖ: 6. Januar 2012 |
Titelliste
01 | I Worship You | 07 | Permanently Lonely |
02 | Remember Me | 08 | Foul Owl On The Prowl |
03 | Diesel Smoke, Dangerous Curves | 09 | Wide Open Road |
04 | Lovesick Blues | 10 | For The Good Times |
05 | Tommy Rockwood | 11 | If You've Got The Money I've Got The Time |
06 | Fist City | 12 | Jolene |