Schon 1990 gastierte Dale Watson erstmals für sein Weihnachtsalbum "Christmas in Texas" in dem Studio, das für viele auch als der Geburtsort des Rock 'n' Roll gilt. "Es ist einfach ein magischer Ort", beschreibt Watson das besondere Gefühl, im gleichen Raum Musik aufzunehmen wie es Elvis Presley, Carl Perkins, Jerry Lee Lewis und natürlich Johnny Cash getan haben.
Den Zeiger der Zeit einfach ein paar Jahrzehnte zurück nach hinten drehen - wenn das die Idee hinter der neuesten Produktion aus dem Hause Watson gewesen ist - hat sie gut funktioniert. Auch wenn die Platte arg kurz ausfällt, hat der Hörer das Gefühl, dass sich der 1962 in Alabama geborene Sänger und Gitarrist in dem Studio, in dem die Idole seiner Jugend gerockt haben, pudelwohl fühlt.
Mit seinen spielfreudigen Mitstreitern Crepps und Bernal, die hier als "The Texas Two" fungieren, ist ein homogenes Werk entstanden, in dem sich der rote Faden aus traditionellen Country- und Rhythm & Blues-Elementen bis hin zu akustischem Rockabilly von der ersten bis zur letzten Sekunde durchzieht. Ob "Johnny At The Door", "The Hand of Jesus", "Down, Down, Down", "Gothenburg Train" bis hin zum finalen "Lord I'm Free" - es ist fast so, als habe der Geist von Johnny Cash den Aufnahmen persönlich beigewohnt und dabei zugleich seine Zustimmung oder besser seinen Segen dafür erteilt.
Offiziell sind "The Sun Sessions" zwar kein Tribute-Album an den Man in Black - wer aber die 14 kurzweiligen Stücke und dazu den Bariton von Dale Watson hört, wird sich schnell eine eigene Meinung dazu bilden können. Die Verbindung von Watson und Cash entstand übrigens nicht erst in den Sun Studios. Watson nahm 2007 die zehn Songs zu seinem Album "From The Craddle to The Grave" in der Cash-Hütte (siehe Reportage vom 6. Dezember 2007) auf.
Weil das dreiköpfige Ensemble mit Vorliebe locker oder schnell vor sich hin galoppiert (bzw. spielt) wird das Tempo innerhalb der halben Stunde nur selten gedrosselt. So nähern sich lediglich das getragene "Her Love" und das folgende "Ponder Why, I Ponder Why" am ehesten dem Tatbestand einer Ballade an und bieten so etwas Platz zum Verschnaufen.
Fazit: Dale Watson auf den Spuren von Cash zu dessen Sun Studio-Zeiten - das garantiert authentischen Sound, den man zumindest als Fan des Man in Black einfach gehört haben muss.
Label: Continental (in-akustik) | VÖ: 22. September 2011 |
Titelliste
01 | Down Down Down Down Down | 08 | Her Love |
02 | Johnny At The Door | 09 | Ponder Why, I Ponder Why |
03 | Drive Drive Drive | 10 | George O'Dwyer |
04 | Elbow Grease, Spackle And Pine-Sol | 11 | I've Done That Before |
05 | Gothenburg Train | 12 | Big Daddy |
06 | The Hand of Jesus | 13 | If You Know What's Good For You |
07 | My Baby Makes Me Gravy | 14 | Lord I'm Free |