Aaron Lewis

Aaron Lewis

Aaron Lewis singt neben Country Music auch in der Rockband Staind

Von einer einfachen Blockhütte in der freien Natur in eine mittelgroße, recht pulsierende Kleinstadt - und vom lauten Heavy Metal zur ruhigen Country Music: Es gab nicht nur beruflich viele einschneidende Brüche im bisherigen Leben des US-Amerikanischen Sängers, Songwriters und Musikers Aaron Lewis. Dabei ist er sich trotz allen Niederlagen und Erfolgen selbst und seinen Wurzeln treu geblieben und kann mittlerweile auf eine beachtenswerte und außergewöhnliche Karriere zurückblicken.

Als Sohn einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters mit italienischen, englischen und walisischen Wurzeln am 13. April 1972 in Vermont geboren, hatte Aaron Lewis von Anfang an eine sehr enge Bindung zur Natur und entwickelte früh eine große Leidenschaft fürs Angeln und für die Jagd, denn seine Eltern lebten zum Zeitpunkt seiner Geburt in einer einfachen Blockhütte am Rande eines Waldes. In einem Interview sagte Lewis später einmal, dass er bereits als Vierjähriger gelernt hätte, Weißwedelhirsche zu jagen. Seitdem benutze er am liebsten einen Compound- oder Recurvebogen, eine Weiterentwicklung des Langbogens, zum Jagen.

Im High-School-Alter trennten sich seine Eltern, und Lewis zog mit seinem Vater aus einer sehr zurückgezogenen, naturnahen Umgebung nach Longmeadow, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Massachusetts. Dieser Umzug brachte einige große Veränderungen mit sich, denn der Teenager musste sich auf ein komplett neues Umfeld einlassen. Eine wichtige Konstante während dieser Zeit war Lewis' Großvater, mit dem er nicht nur weiterhin in der Natur campen und jagen konnte, sondern der ihn auch in die Country Music einführte. Lewis fand nach eigenen Aussagen zwar Gefallen daran, sein musikalisches Herz schlug damals aber noch in eine andere Richtung.

So gründete Aaron Lewis 1995 die Rockband Staind und konnte als deren Lead-Sänger und Gitarrist erste Berühmtheit erlangen. Die Band gab zahlreiche Konzerte, es folgten ein in Eigenregie veröffentlichtes Album sowie einige Auftritte mit renommierten Musikern oder Bands, darunter auch Limp Bizkit. Recht schnell wurde man auf die Band aufmerksam, Plattenverträge und insgesamt sechs weitere Alben ließen nicht sonderlich lange auf sich warten. Im Verlauf der Jahre erreichte die Rockband mit drei aufeinanderfolgenden Alben jeweils Platz 1 der US-Charts, vier Alben wurden mit Platin ausgezeichnet. Ein weiteres Highlight ihrer Karriere war 2002 ihr "MTV Unplugged" Konzert, das anschließend als DVD erschien. 2006 listete das Fachmagazin "Hit Parader" Aaron Lewis sogar auf Platz 49 der besten 100 Heavy Metal Sänger. Eines der bekanntesten Songs der Band dürfte "It's Been A While" sein, ihr erfolgreichstes Album "Break The Cycle" wurde 2001 veröffentlicht und mit Fünffachplatin ausgezeichnet.

1996, noch während der Anfangszeit der Band, lernte der Musiker seine spätere Frau Vanessa kennen, die Hochzeit fand zwei Jahre später statt. Die beiden haben drei gemeinsame Töchter. Lewis beschrieb seine Ehefrau stets nicht nur als größte Liebe seines Lebens sondern auch als Seelenverwandte, mit der er alles teilen und jede Herausforderung meistern könne. Gemeinsam unterstützte das Paar zahlreiche soziale Einrichtungen. 2006 beispielsweise trat Lewis an seiner ehemaligen High School auf und spendete den gesamten Erlös an die Musikabteilung der Schule, um damit den Kauf neuer Instrumente, Geräte und Materialien zu finanzieren.

2010 gründete das Paar ihre eigene gemeinnützige Organisation "It Takes a Community" und sorgte zunächst durch viele selbst initiierte Fundraising-Projekte, dass die Schule ihrer Töchter in Worthington, Massachusetts, wiedereröffnet wurde, nachdem diese aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten geschlossen werden musste. Die gemeinnützige Organisation hat seitdem aber nicht nur diese Schule, sondern viele ländliche Gemeinschaften unterstützt, um schwindende lokale Einrichtungen und öffentliche Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und Gemeinden in Krisensituationen zu helfen. Im Mittelpunkt standen dabei immer die Kinder einer eher ärmlicheren Gemeinde, die es galt, sowohl schulisch als auch mit Sport oder anderen Freizeitaktivitäten zu fördern.

Privat zeigte sich Lewis als liebender und fürsorgender Familienvater. Seine Töchter wurden schon früh an die Musik herangeführt, haben vom Vater Gitarren- und Gesangsunterricht bekommen. Alle drei sahen sich schon früh in die Fußstapfen des Vaters treten. Die älteste Tochter, Zoe Jane, inzwischen selbst Musikerin, trat unter anderem gemeinsam mit ihrem Vater, während eines der zahlreichen Benefiz-Konzerte der gemeinnützigen Familien-Organisation, auf und veröffentlichte einen Song auf einem Album ihres Vaters, das 2016 erschien.

 

Aaron Lewis' Wechsel zur Country Music

Die vom Großvater einst eingepflanzte Begeisterung für Country Music wurde bei Aaron Lewis erst 2009, während einer Tour mit Kid Rock, so richtig geweckt. Die Zeit im Tour-Bus, vor allem die kreativen Jam-Sessions und gemeinsamen musikalischen Ausflüge in die Country-Rock-Welt hätten ihn nachhaltig inspiriert - und angespornt, "etwas Neues" auszuprobieren.

So verließ der damals 38-jährige, erfolgreiche Rock-Musiker seine musikalische Komfortzone, um sich als Country-Musiker praktisch nochmal neu zu erfinden. Sein Debüt-Album, "Town Line", wurde 2011 veröffentlicht. Außergewöhnlich dabei waren vor allem die mitwirkenden Kollegen wie Charlie Daniels, George Jones oder Chris Young. Schließlich gelingt es selten einem Newcomer, solche Country-Größen davon zu überzeugen, an einem Debüt mitzuwirken. Doch der Frontmann der Alt-Metal-Band Staind hatte sich auch unter seinen Kollegen eine große und verlässliche Anhängerschaft aufbauen können.

"Town Line" wurde von Lewis gemeinsam mit James Stroud produziert und auf dem Label R&J Records veröffentlicht. Die fünf Stücke und zwei Bonustracks, die alle aus der Feder von Lewis stammten, zeigten musikalisch eine noch unbekannte Seite des ehemaligen Rock-Musikers. Vor allem in seiner autobiografischen Single "Country Boy" spiegelte sich seine Kindheit, das Zusammenleben mit der Natur, das Angeln und Jagen, wider. Lewis, ein Kind des ländlichen Amerikas, mit einer abgenutzten und zugleich starken Stimme machte "Country Boy" zu einem großen Country-Song, der diesen stolzen und ursprünglichen, ehrlichen Lebensstil treffend repräsentierte. Der Song landete nicht nur in den Billboard Hot 100 Charts und in den US Hot Country Songs, sondern wurde unter anderem von der Recording Industry Association of America (RIAA) mit Platin ausgezeichnet. Schließlich wurde der Titel zum "Breakthrough Video of the Year" und zum "Collaborative Video of the Year" bei den CMT Music Awards nominiert. Von der Academy of Country Music Awards erhielt der Song 2012 zudem noch eine Nominierung zum Gesangsereignis des Jahres.

"The Road" (2012)

Mit seinem ersten offiziellen Soloalbum "The Road" veröffentlichte Lewis 2012 zehn Country-Tracks, die er, bis auf einen Song, erneut selbst komponierte. Schlichte, simple Melodien mit einer sparsam eingesetzten Dynamik trafen auf eher lässig-rockige Titel. Die Debüt-Single "Endless Summer" konnte sich in den Country-Charts platzieren, während das Album sowohl in die US- als auch in die US-Country-Charts einstieg und es in den Billboard's Top Country Albums auf Platz 7 schaffte. Zu Recht wurde Lewis für sein Album von den Kritikern als ein lebendiger Geschichtenerzähler und brillanter Lyriker gefeiert. Persönliche Probleme hatte der Musiker schon immer direkt und dadurch sehr authentisch mit seiner Musik verarbeitet. So hatte er stets nicht nur offen über Drogenmissbrauch und seinen psychischen Problemen gesprochen, sondern dies auch immer wieder in seinen Songs thematisiert.

Das noch neue Label R&J Records, bei dem Lewis "The Road" veröffentlicht hatte, ließ 2012 seine Geschäfte ruhen, sodass Künstler wie Maggie Rose oder die LoCash Cowboys und eben auch Aaron Lewis zunächst bei keinem Plattenlabel mehr unter Vertrag standen und ein Wechsel dringend nötig war.

2014 erschien zunächst auf dem Album "Nashville Outlaws - A Tribute to Mötley Crüe" von Big Machine Records, Mötley Records und Eleven Seven Music der Track "Afraid" von Aaron Lewis. Aus dem Metal-Song hatte der Musiker eine klassische Country-Nummer gemacht und sich damit galant in die hochkarätig besetzte Auswahl der aktuellen Nashville-Country-Szene neben Florida Georgia Line, LeAnn Rimes oder auch Justin Moore eingereiht.

Während dem Kansas City Rockfest 2014 machte Aaron Lewis auf sich aufmerksam, als er lauthals während der Darbietung des Songs "Something to Remind You" vom gleichnamigen Staind-Album aus dem Jahr 2011 über einige Männer schimpfte, die einen weiblichen Teenager-Fan beim Crowdsurfen begrapscht hatten. Das Publikum feierte seine Reaktion mit langanhaltendem Applaus.

"Sinner" (2016)

Beim Label Dot (Big Machine und Universal Music) veröffentlichte Aaron Lewis zwei Jahre später sein zweites Country-Soloalbum "Sinner" - und landete damit auch prompt in den Billboard 200-Charts. Der Fokus lag diesmal auf ruhige, tiefgründige Balladen und emotionale Songs. Traditionelle Country-Rock-Tracks, gespickt mit erstklassigen Cover-Versionen wie Chris Stapletons "Whiskey and You" durften dabei aber auch nicht fehlen. Das Album wurde größtenteils in einer einzigen 18-stündigen Session aufgenommen, wobei viele Tracks in einem einzigen Take entstanden waren. Eines der vielen Highlights des Albums war zweifelsohne der Titelsong "Sinner", ein Duett mit Willie Nelson. Tochter Zoe war ebenfalls als Gastsängerin bei einem Song dabei. Zusammen mit ihrer "The Loving Mary Band" präsentierte sie das bereits von den Dixie Chicks gecoverte Bruce-Robison-Stück "Travelin' Soldier". Das Album "Sinner" landete 2016 schließlich in den Billboard Jahres-Endcharts unter den Top-40-Alben und belegte Platz 38.

Politisch unterstützte Lewis Donald Trump vor den US-Präsidentschaftswahlen 2016 - obwohl er sagte, dass er von dessen Beschimpfungen enttäuscht sei. Dennoch trug der Sänger auf seinen Tourneen 2019 und 2020 eine "Make America Great Again"-Kappe und zeigte dadurch seine Sympathie für den damaligen US-Präsidenten.

2017 erreichte die Welle der sexuellen Belästigungen auch Nashville und indirekt auch Aaron Lewis. Einem der angesehensten und wichtigsten PR-Agenten der Music City USA, Kirt Webster, wurde vom Country-Sänger Austin Cody sexuelle Belästigung vorgeworfen, die bisher nicht nachgewiesen werden konnten. Zu Websters Klienten gehörten unter anderem Dolly Parton, Kenny Rogers, Hank Williams, Jr. und Aaron Lewis. Zusammen mit zahlreichen Künstlern wie Justin Moore oder Kid Rock beendete auch Aaron Lewis aufgrund der Anschuldigungen die Zusammenarbeit mit Webster.

Aaron Lewis hatte vor allem während seinen Auftritten mit seiner Band Staind immer wieder Auseinandersetzungen mit seiner Meinung nach respektlosen Zuschauern. So brach er am 9. März 2019 einen Auftritt im Criterion in Oklahoma City ab, nachdem er sich über laute und unverschämte Zuschauer im Publikum aufgeregt hatte. Lewis hatte gerade begonnen, eine akustische Version vom Stainds "Intro" zu spielen, als einige Zuschauer aus dem Publikum begannen, ihn wüst und laut zu beschimpfen - was Lewis dazu veranlasste, seinen Auftritt zunächst zu unterbrechen und die Zuschauer um Ruhe und Respekt zu bitten. Da sich aber die Menge weigerte, ruhig zu sein, ließ er seine Gitarre auf den Boden fallen und warf einen Getränkebecher ins Publikum, bevor er schließlich wütend die Bühne verließ.

"State I'm In" (2019)

Im Frühjahr 2019, genauer am 12. April und somit nur einen Tag vor seinem 47. Geburtstag, veröffentlichte Lewis sein mittlerweile drittes Country-Soloalbum "State I'm In". Das Album landete auf Platz 2 der Billboard Top Country Album Charts und wurde vor allem für die besonders raue, dunkle und intime Atmosphäre gelobt.

Wiederholt machte Lewis während seinen Auftritten auf seine politische Überzeugung aufmerksam, beispielsweise am 4. Juli 2021, als er den Song "Am I the Only One" veröffentlichte und darin gegen die amerikanische Regierung und linke Aktivisten protestierte. Seine Aktion stieß auf breite Kritik.

Am 21. Oktober 2021 veröffentlichte Lewis die Single "Goodbye Town". Gleichzeitig kündigte er an, dass er Ende Januar 2022 sein viertes Soloalbum "Frayed at Both Ends" veröffentlichen würde - mit Sicherheit ein mit Spannung erwartetes Album.

Cover Jahr Album Anmerkung
Cover 2022 Frayed At Both Ends (Big Machine / Valory)  
Cover 2019 State I'm In (Big Machine / Valory)  
Cover 2016 Sinner (Dot / Universal) CD-Besprechung
Cover 2012 The Road (Blaster) CD-Besprechung
Cover 2011 Town Line (Stroudavarious)  
Jahr Rolle Film/Serie
     
vgw