Rollentausch: Country-Künstler stellen sich ihren Fans als Moderatoren im Radio vor

Pam Tillis, Foto: Matt SpicherSeit den ersten Tagen des Radios sind Persönlichkeiten auf Sendung, die eine Gabe dafür haben, das Interesse der Zuhörer lange genug aufrecht zu erhalten, bis diese sich für die Künstler und Werbetreibenden interessieren. Für Bühnenkünstler, die ihre Fangemeinde aufbauen möchten, hat sich diese Herangehensweise Jahrzehnte lang bewährt, besonders, wenn diese durch Radio-Touren unterstützt wurde, auf denen in so vielen Märkten wie möglich DJs besucht und angeregt wurden, ihre neue Single zu spielen.

Da sich derzeit jedoch Medien, Rollen, Möglichkeiten und weitere Elemente des Geschäfts so schnell verändern, versuchen einige Künstler, ihre Möglichkeiten zu erweitern, sich zu präsentieren. Einer der Trends beinhaltet, dass Künstler auf die andere Seite des Mikrofons wechseln und die Moderatoren ihrer eigenen Radioprogramme werden.

In den vergangenen Jahren war es durchaus üblich, dass ein Sänger einen Gig in einem lokalen Radiosender spielte, bevor er in Nashville auftrat. Tom T. Hall, Waylon Jennings, Willie Nelson und Charlie Walker taten dies - aber Holly Dunn stellt das Konzept 1997 auf den Kopf. Sie war als Studiokünstlerin bereits mit einer Reihe von Hits erfolgreich, darunter "Are You Ever Gonna Love Me" und "Daddy's Hands", als sie in diesem Jahr einen Job als DJ einer Morgensendung bei WWWW/Detroit annahm. Dunn, die an der Abilene Christian University Rundfunk studiert hat, hatte im Durchschnitt mehr als 300.000 Zuhörer pro Tag, bevor sie nach Nashville zurückkehrte.

Heute kann man Kix Brooks (Brooks & Dunn) als Moderator von "American Country Countdown with Kix Brooks" landesweit empfangen. Kenny Chesney leitet seine eigene Online Show "No Shoes Radio" seit August 2009. Und im März haben drei Künstler, Dierks Bentley, Jim Lauderdale und Pam Tillis, ihre eigene wöchentliche, einstündige Show auf 650 WSM-AM/Nashville gestartet.

Die Idee kam ursprünglich von Joe Limardi, dem Operations Manager von WSM Radio. "Wir haben so viele Künstler als Gäste", erklärt er. "Einige sind so gut und haben so gute Geschichten zu erzählen und lieben Musik, die nicht von ihnen selbst ist, so dass ich dachte "Warum lassen wir sie nicht auf Sendung kreativ sein, warum bieten wir ihnen nicht die Chance, ihre eigene Show zu moderieren?""

Die erste Person, die Limardi fragte, war Bentley. "Als ich gefragt wurde, ob ich die Show machen möchte, sagte ich sofort zu", erinnert sich der Country-Sänger. "Ich liebe WSM, ich liebe seine Geschichte und ich liebe die Idee, mit meiner Stimme auf Sendung zu gehen."

Bentley dachte sich auch den Namen der Show aus, die jeden Montag zu hören ist. Sie heißt "The Thread", da sie sämtliche Musik umfasst, die Bentley beeinflusst hat. Er verbrachte nach seiner Ankunft in Nashville viel Zeit im Station Inn; heute sind die Leute aus diesem berühmten Ort für Acoustic/Bluegrass häufige Gäste seiner Sendungen. Andere Programmstunden sind Themen gewidmet, die in deren Titeln widergespiegelt werden, darunter "Ray Price: Priceless" und "The Thing About Don Williams". Hin und wieder wird die Mixtur durch Unerwartetes ergänzt, darunter ein Besuch von Eddie Stubbs, DJ bei WSM, an einem Tag, als er mitten in der Aufzeichnung seiner Show war.

"Er ist einer meiner Helden, und ich versuche, ihn zu imitieren", gibt Bentley zu, und fügt hinzu, dass es eine Herausforderung war, für jede Show ein Thema und dazu passendes Material zu finden, dass dieser Prozess aber von Mal zu Mal einfacher wurde.

Dierks Bentley, Foto: Tyne WhittenNachdem "The Thread" auf Sendung gegangen war, wandte sich Pam Tillis mit dem Wunsch an Limardi, ebenfalls eine Show zu bekommen. "Pam dachte sich den Namen "Lettin' My Roots Show" aus, und wenn man zuhört (jeden Dienstag), erfährt man einiges über ihre musikalische Herkunft und die Beziehungen, die sie in Nashville aufgebaut hat”, sagt Limardi. “Sie hat eine einzigartige Wertschätzung für alle Musikstile.”

Da sie mit der Country Music groß geworden ist, hat Tillis Spaß daran, Erinnerungen und Anekdoten aus ihrer Kindheit in Nashville und auf Tour mit ihrem Vater, dem Mitglied der Country Music Hall of Fame Mel Tillis zu erzählen. Jede ihrer Shows dreht sich ebenfalls um ein Thema, das von der Musik der Amerikanischen Ureinwohner über politischen Country bis zum Einfluss der Beatles auf die Country Music reichen kann.

"Meine erste Reaktion auf die Idee, eine Radiosendung zu moderieren, war, dass es sich nach Spaß anhörte, aber ich keine Ahnung hatte, wie ich das auch noch in meinem Leben unterbringen sollte", sagte Tillis. "Es wäre einfacher gewesen, zufällig Songs auszuwählen, aber ich finde die Idee der Themen wirklich gut, was natürlich schwerer ist und mehr Mühe erfordert."

Obwohl sie das Meiste dieser Arbeit erledigt, dankt Tillis ihrem Produzenten, Shannon McCombs, für die Hilfe bei der Zusammenstellung. "Manchmal sagt Shannon, "Lass mich bitte mitmachen"", sagt sie. "Aber ich will wirklich über alles, was ich tue, die Kontrolle behalten. Ich bin regelrecht besessen davon, aber bisher war es das wert."

Eine der Lieblingssendungen der Sängerin war über ihre Familie. Ihr Bruder Mel Jr., bekannt als Sonny, und ihre Schwester Carrie April waren nie im Radio zu hören, bis sie in der "Lettin' My Roots Show" zu Gast waren. "Mein Bruder schrieb "When I Think About Angels"", sagte Tillis, Bezug nehmend auf die Nr.1-Single von Jamie O’Neal, die er mit O’Neal und Roxie Dean geschrieben hatte. "Also spielte ich einige seiner Songs. Und meine kleine Schwester ist eine unglaubliche Sängerin, also spielte ich auch etwas von ihrer Arbeit. Ich habe in Branson sogar etwas mit mir und ihr gefunden. Und ich fand diesen alten Audio-Clip von Papa und mir, da war ich 17 und mit ihm in der "The Mike Douglas Show". Ich saß am Computer, programmierte das für meine Show und fing an zu weinen, weil es so viel Spaß macht, solche Dinge mit anderen zu teilen."

Als das Konzept erst einmal mit Bentley und Tillis etabliert war, war es für WSM ein kleiner Schritt, sich für die Verpflichtung eines Künstlers für eine Americana-Show zu entscheiden. "Jim Lauderdale moderiert unsere wöchentliche Show über Musikgeschichte ("Music City Roots: Live from the Loveless Café"), und wir dachten, er wäre perfekt für eine Americana-Show”, sagt Limardi. "Er hat so einen vielseitigen Musikgeschmack, den man in dieser Sendung hören kann."

Jim Lauderdale; Foto: Shannon McCombsLauderdale hatte bereits Vorkenntnisse als Radiomoderator, da er die "The Jim Lauderdale Show" herausgebracht hat, die jeden Mittwoch auf Sendung ist. Zu dieser Erfahrung in einem College-Radiosender in South Carolina bringt er zu jeder Sendung, die er aufnimmt, eine Auswahl von CDs von zuhause mit, die dann durch eine Auswahl aus der Sammlung von WSM ergänzt wird.

"Ich habe eine allgemeine Vorstellung davon, was ich spielen könnte, und Shannon (McCombs) ist eine große Hilfe bei der Organisation und mit Vorschlägen", sagt Lauderdale. "Ich liebe WSM, und was ich in der Sendung zu tun versuche ist, etwa zwei Drittel traditionellen Country und etwas Bluegrass zu spielen und dann noch ein paar Sachen von Sängern/Songwritern aufzulegen. Ich will aber nicht zu weit abschweifen. Die Musik muss mit dem Rest der Songs, die an diesem Tag auf dem Sender laufen, zusammenpassen."

Nach der Flut in Nashville im Mai probierte Lauderdale in der Sendung etwas aus, das ein wenig ungewöhnlich war. "Ich hatte den Wunsch, die Sendung live zu senden, was etwas ist, das mir großen Spaß macht und was ich wiederholen möchte, wenn meine Termine es zulassen", sagte er. "Das WSM-Studio draußen bei Opryland stand unter Wasser, also mussten wir raus nach Brentwood, südlich von Nashville, zum Studio am großen Turm, der gleich neben der Interstate 65 South steht. Mein Programmplatz ist gleich nach Joe Limardis Show, also erledigt er für mich den technischen Kram. Shannon war ebenfalls dort, und wir hatten wirklich eine großartige Zeit. Ich hoffe, das ist in der Sendung rübergekommen."

Nachdem diese drei Künstler untergebracht waren, suchte Limardi jemanden für den Programmplatz um 14:00 Uhr am Donnerstag. Als Ergebnis davon ist Ketch Secor in der Old Crow Medicine Show an jedem dritten Donnerstag im Monat zu hören, wo er Musik aus seiner persönlichen Sammlung von Aufnahmen aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts spielt. An den übrigen Donnerstagen sind abwechselnd eine Reihe von Moderatoren zu hören, darunter Mark Chesnutt, Dailey & Vincent, Billy Dean, Jack Ingram, Jewel, Sammy Kershaw, Lorrie Morgan und Dana Williams von Diamond Rio.

"Der coolste Teil von allem ist, dass alles mit der Idee eines Künstlers begann und eine richtige Lawine losgetreten hat: All diese großartigen Künstler kommen vorbei und haben Lust, eine Sendung zu moderieren", sagt Limardi.

Während alle diese Künstler Spaß daran haben, sich im Radio auszuprobieren, ist keiner von ihnen bereit, das Aufnahmestudio gegen den Radiosender als beruflichen Schwerpunkt einzutauschen. "Ich habe Spaß hieran, aber ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und auf Tour zu sein und Songs zu schreiben und Platten aufzunehmen", stellt Bentley klar. "Darauf verwende ich sehr viel meiner Zeit."

"Ich liebe es, die Geschichte der Musik zu erkunden, Dinge herauszufinden, die ich nicht wusste", sagt Tillis. "Ich lerne und ich hoffe, das Publikum hat beim Lernen so viel Spaß wie ich. Mir fällt etwas ein, und ich denke, "Wie kann man daraus eine Sendung machen?" Und dann geht’s irgendwie. Ich habe eine Sendung über Cowgirls gemacht - wer würde glauben, dass das funktioniert, aber ich hab’s geschafft!"

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