Und auch mit seinen CDs rangiert die bekennende Wasserratte stets auf den vordersten Chart-Plätzen. Das wird mit "Hemingway’s Whiskey" nicht anders sein. Denn die wieder gemeinsam mit Buddy Cannon produzierte CD ist ganz klar nach dem Rezept: "Give the people, what they want" gestrickt. Oder auch: "Never change a winning team".
Ein bisschen anders klingt der Kenny Chesney im Herbst des Jahres 2010 aber dann doch. Die ersten Songs sollen wohl mal klar machen, dass er sich von seiner Hängematte, die irgendwo auf seiner Karibik-Insel baumelt, erhoben hat. Und dass er die Ärmel hoch rollt, um mal wieder tüchtig zu rocken. Das macht er: Mit dem etwas epischen, pathetischen, rund sechsminütigen Opener "The Boys Of Fall". Prima Mainstream-(Country-)Rock. Das in Klammern gesetzte "Country" kann man sich für das nachfolgende "Live A Little" getrost sparen. Der Titel geht mit einem U2-typischen Gitarren-Geschrubbe los, die Drums klingen nach Stadion, Riffs und Melodien erinnern dann schließlich an den frühen, rockigen Bryan Adams.
So weit, so okay. Sein ihm angestammtes Genre "Country" kommt allerdings bislang deutlich zu kurz. Doch das soll sich im Verlauf der CD noch ändern. Bereits der nächste Track "Coastal" – ein urtypischer K.C.-Song um Sonne und Meer – bietet netten Country-Rock. Mehr und vor allem deutlich besser fällt das anschließende Duett mit Grace Potter "You And Tequila" aus. Ein sehr gefühlvoller, leiser und emotional aufgeladener Titel aus der Feder von Matraca Berg und Deana Carter – und das erste Glanzlicht der CD.
Dieses Qualitätslevel kann Kenny Chesney auch in den nächsten Tracks halten: mit dem ruhigen, zunächst akustischen und mit einem esoterisch klimpernden Klavier gehaltene "Seven Days", mit dem gefühlvollen "Where I Grew Up" und – vor allem – mit "Shall Y’all". Hier teilt sich der nicht mehr ganz so junge Jungstar das Mikro mit dem noch nicht ganz sooo alten Altstar George Jones. Ergebnis ist ein zünftiger, gute Laune machender Country-Rocker vom alten Schlage.
Und sonst? Ein schöner Country-Pop in bester Eagles-Manier ("Somewhere With You"), ein etwas düsterer, bluesiger mit feinen Melodien versehener Country-Rock ("Round And Round") und dann natürlich noch der Titeltrack. Erneut zieht Kenny Chesney seinen Strohhut vor Ernest Hemingway (gibt es eine CD, ohne dass er dem legendären Schriftsteller eine Zeile spendiert?). Egal, es ist zwar für ihn ein urtypischer aber auch ein gelungener, etwas melancholischer Song. In Puncto Tiefe und Tiefgründigkeiten sollte sich der Sänger allerdings nicht mit seinem Idol messen. Wie gesagt: Dafür ist seine Musik dann doch etwas zu sehr "Fast Food" für die Ohren – allerdings durchaus bekömmlich.
Die in der "Deluxe Edition" mitgelieferte DVD kann man sich eigentlich schenken. Hier erzählt der Künstler nicht sehr entspannt und wenig charismatisch, um was es bei den Songs geht. Nach dem er nur höchstselten selbst als Songwriter in Erscheinung tritt, ist das nicht so ergiebig. Weitaus interessanter wären Clips von Sessions oder das Video zum Live-Bonus-Track "I Didn’t Get Here Alone".
Fazit: Ein typischer Kenny Chesney. Netter, gefälliger Country-Rock, dieses Mal ohne Karibik-Zutaten gemixt. Leider singt er so gut wie jeden Titel mit gleicher Emphase. Kurz: solide, aber nicht überwältigend.
Label: Blue Chair / BNA (Sony) | VÖ: 28. September 2010 |
01 | The Boys of Fall |
02 | Live A Little |
03 | Coastal |
04 | You And Tequila (featuring Grace Potter) |
05 | Seven Days |
06 | Small Y'all (Duet with George Jones) |
07 | Where I Grew Up |
08 | Reality |
09 | Round And Round |
10 | Somewhere With You |
11 | Hemingway's Whiskey |
12 | Ain't Ever Going Back Again (Bonus Track) |
13 | I Didn't Get Here Alone (Bonus Track) |
Titelliste DVD | |
01 | Thanks, from Kenny |
02 | Setting 'Em Up |
03 | The Boys of Fall |
04 | Live 1 Little |
05 | Coastal |
06 | You And Tequila (featuring Grace Potter) |
07 | Seven Days |
08 | Small Y'all (Duet with George Jones) |
09 | Where I Grew Up |
10 | Reality |
11 | Round And Round |
12 | Somewhere With You |
13 | Hemingway's Whiskey |
14 | Ain't Ever Going Back Again (Bonus Track) |
15 | I Didn't Get Here Alone (Bonus Track) |
16 | Knocking 'Em Back |