Der Titelsong hat einen Sound, der einfach gute Laune macht. Die Botschaft beschränkt sich zwar auf "wir haben Spaß im Sommer", aber sein wir mal ehrlich: Was erwartet man von einem Sommer-Hit schon mehr? Diese Art Lieder braucht nur einen eingängigen Refrain mit eindrucksvoller Stimme, dann wird sie zum absoluten Sommer-Ohrwurm; und genau das ist geschehen. Oh, und Textpassagen wie "We were shining like lighters in the dark in the middle of a rock show" (Wir leuchteten wie Feuerzeuge im Dunkeln bei einer Rockshow) sind natürlich auch von Vorteil.
In "Settin' the World on Fire", einem Titel, den man weiter hinten auf dem Album findet nimmt er die brennende Leidenschaft einer jungen Liebe genauso scharfsichtig unter die Lupe und setzt dabei auf zahlreiche eingängige Metaphern und Vergleiche. Der aufbrausende, hymnische Refrain macht die Botschaft unmissverständlich klar.
Der Opener des Albums, "Anywhere with You", geht mit seinem massiven Gitarrensound ein weiteres bekanntes Thema auf grundsolide Weise an. Ähnlich wie "Lipstick" von Rockie Lynne ist dies eine melodische kleine Nummer, in der er sein Mädchen überreden will, mit ihm auf Reisen zu gehen. Egal wohin, das ist im gleich, Hauptsache, sie ist bei ihm. Vielleicht ist ihr Ziel "Heaven"(Himmel), der laut ihm nur ein hübsches Häuschen auf einem Hügel ist. "I can take you on a trip to Heaven / And have you back by tonight" ("Ich kann dich in den Himmel entführen/Und heute Abend bist du wieder hier"], singt Owen, und man hört förmlich, wie er dabei lächelt. Nach vier schnelleren Songs in Folge bietet diese Nummer genau die Ruhepause, die sie verspricht. Und vielleicht ist das Mädchen, mit dem er in den Himmel will, auch der Grund, warum er in "Wide Awake" schlaflos an die Decke starrt. Alle drei Songs wären bestens als Single geeignet, obwohl "Anywhere with You" meiner Ansicht nach die Nase vorn hat, denn diese Nummer ist einfach ganz besonders stimmig.
Ähnlich wie "Hillbilly Bone" (von Trace Adkins und Blake Shelon) oder "Country Must Be Country Wide" (von Brandley Gilbert) dreht "Keepin' It Country" das Thema "Ich bin ein Country-Typ" um, indem betont wird, dass man nicht aus den Südstaaten stammen muss, um Country zu mögen- Land und Musik sind immer gleich, ganz egal, wohin man geht. Der Song erzählt keine Geschichte wie die anderen beiden, sondern ist eher eine Aufzählung- dafür aber genauso überzeugend.
Apropos altbekannte Themen: "Apple Pie Moonshine" (vom Sound her verwandt mit Jason Aldeans "Big Green Tractor") erzählt die melodische, liebenswerte Geschichte eines Country-Boys, eines süßen Mädchens und des ebenso süßen Mondlichts. Auch dieser Song ist nichts völlig Neues, aber das tut ihm keinen Abbruch- schon allein der schräge Titel macht hellhörig und der Rest der Nummer schlägt den Hörer mit seiner Leichtigkeit in den Bann.
Titel Nummer Sieben auf dem Silberling ist die zweite Ballade, "The Journey of Your Life". Auch hier gilt: Es gibt zwar zahllose Country-Songs, in denen alte Männer Ratschläge erteilen, aber selten geschieht dies so ergreifend und glaubwürdig wie in den Versen "You'll need some good luck and a Bible / Especially a Bible" ("Du brauchst Glück und eine Bibel / Vor allen Dingen eine Bibel") oder in der besten Zeile "I'll be the angel flying by your side" ("Ich werde der Engel an deiner Seite sein"). Zugegeben, die Melodie ist ein wenig monoton, doch der wunderbare Text macht dies mühelos wett.
Man könnte meinen, ein Song mit dem Titel "Alone with You" sei überflüssig, da es doch schon den Eröffnungssong dieses Albums, "Anywhere with You", gab. Dabei ist der erste genau das Gegenteil des zweiten: Sie schenkt ihm keine Beachtung mehr, so dass er ihr sagt: "Don't say it doesn't matter, 'cause it's gonna matter to me / I can't be alone with you." ("Sag nicht, es ist egal, denn mir ist es nicht egal / Ich kann nicht mit dir allein sein"). Die düstere, abgehackte Melodie und der extralange Refrain erinnern an "Somewhere with You" von Kenny Chesney.
Hammond-Orgel und mitreißende, wilde Gitarrenriffs sind die charakteristischen Merkmale der Party-Hymne "Nobody Feelin' No Pain". Auch dieser Song wartet mit ein paar Details auf, die das Allerweltthema gewaltig aufpeppen, zum Beispiel der Holidome (Wer kann sich noch erinnern? Diesen Freizeitbereich im Holiday Inn gibt es schon seit Ewigkeiten nicht mehr), kaputte Lautsprecher am Radiowecker und empörte Motelangestellte, ganz zu schweigen von der interessanten Überleitung mit Sprechtext, in der es darum geht, die Badewanne mit Eis und so viel flüssiger Erfrischung wie möglich zu füllen. Dieser Partysong legt sich mächtig ins Zeug und ist einfach unwiderstehlich.
"The One That Got Away" bildet den Schluss des Albums. Tempo und Lautstärke entsprechen dem Vorgänger, der nüchterne und dennoch wehmütige Ton dem Titelsong. Hier geht es um eine vergangene Liebelei, die, wie so oft, schon längst vorbei ist: Er erinnert sich an verschiedene sommerliche Erlebnisse, zum Beispiel wie sie ihre Namen in den Sand schrieben oder das Feuerwerk am vierten Juli beobachteten. Ich habe eine Schwäche für solche Lieder, daher gefällt es mir aus vielen Gründen – aber ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so geht.
Fazit: Auf "Barefoot Blue Jean Night" stimmt einfach alles. Verschiedene Themen werden miteinander verknüpft und tauchen in anderen Songs wieder auf, ohne dass dies wie ein müder Aufguss wirkt. Der Titelsong selbst gibt den Ton vor: Sommer (schade nur, dass er hierzulande nicht wirklich stattgefunden hat), Partys, Mädchen, ein wenig Blick zurück und ein wenig Blick nach vorn. Jeder einzelne Titel ist mit ganzer Seele geschrieben und gesungen. Die Produktion ist zwar sehr laut, aber niemals übertrieben - sie zeigt eben, dass in Owen ziemlich viel von einem Rocker steckt.
Label: RCA Nashville (Sony) | VÖ: 2. September 2011 |
Titelliste
01 | Anywhere With You | 07 | The Journey of Your Life |
02 | Keepin' It Country | 08 | Alone With You |
03 | Wide Awake | 09 | Settin' The World On Fire |
04 | Barefoot Blue Jean Night | 10 | Nobody Feelin' No Pain |
05 | Heaven | 11 | The One That Got Away |
06 | Apple Pie Moonshine |