StadtLandLiebe

Filmplakat: StadtLandLiebe

In Stadtlandliebe hat Tom Beck die männliche Hauptrolle übernommen.

Regisseur Marco Kreuzpaintner hat in seiner langjährigen Vita als Filmemacher und Autor noch keinen einzigen, schwerwiegenden Fehler begangen. Bis jetzt! Seine RomCom (Romantische Komödie) "Stadtlandliebe", in der Musiker Tom Beck die männliche Hauptrolle spielt, könnte allenfalls als Parodie funktionieren, nimmt sich allerdings entsetzlich ernst.

Tom Beck ("Alles ist Liebe") ist hier noch am wenigsten vorzuwerfen. Der Schauspieler und Musiker hat zwar eine ebenso undankbare Rolle wie alle anderen Darsteller auch, doch im Gegensatz zu Jessica Schwarz, Uwe Ochsenknecht und Co. lässt Tom Beck immerhin noch einen Hauch von Engagement durchscheinen. Auf den Film selbst hat das leider nur wenig Auswirkungen.

In StadtLandLiebe geht's vom Prenzlauer Berg nach Kloppendorf

Anna (Jessica Schwarz) und Sam (Tom Beck) sind ein typisches Berliner Großstadtpärchen. Während sie kurz vor der Beförderung zur Oberärztin steht, ist er erfolgreich in einer Werbeagentur als Texter tätig. Doch als Anna eines Tages ihre Mutter operiert und dabei noch nicht einmal merkt, dass es ihre Mutter ist, überkommt die junge Karrierefrau der dringende Wille, an ihrem Leben etwas zu ändern. Kurzerhand kündigt sie ihre Stelle im Krankenhaus, schnappt sich ihren ahnungslosen Gatten und zieht in die kleine Gemeinde Kloppendorf, irgendwo am Arm der Welt. Dort angekommen müssen die beiden feststellen, dass das Landleben gar nicht so idyllisch ist, wie es sich die beiden Berliner Yuppies vorgestellt haben. Von der nicht funktionierenden Technik einmal ganz abgesehen, bekommen es die zwei vor allem mit einem ganz besonderen Schlag Mensch zu tun, der sich auch in die privatesten Angelegenheiten von Anna und Sam einmischt. Und dann wäre da natürlich noch der unbedingte Kinderwunsch Annas, mit dem sie ihren Mann immer wieder konfrontiert, bis es diesem irgendwann zu viel wird...

Parodie, Satire oder einfach nur Mist?

Schon die Trailer kündigten an, dass mit "Stadtlandliebe" nicht die subtilste RomCom auf den Zuschauer warten würde. Trotzdem war angesichts der Regiebeteiligung von Marco Kreuzpaintner vorab Vorsicht geboten. Wir erinnern uns nur an "Coming In", einen Film, der in seinen Vorschauen dummdreist als klischeegetränkte Schwulenparade verpackt wurde, sich schlussendlich aber als leichtfüßig-sensible Komödie mit Hintersinn entpuppte. Genau dasselbe erhofften wir uns nun auch von "Stadtlandliebe" - einen Film, mit einem einfach nur miserabel zurechtgeschnittenen Trailer.

Doch leider sollte dieser Überraschungseffekt in Kombination mit Regisseur Marco Kreuzpaintner nur einmal funktionieren. Sein neuestes Projekt ist tatsächlich und noch dazu fast ausnahmslos miserabel, wobei es relativ lange dauert, bis wir als Zuschauer das überhaupt erkennen. "Stadtlandliebe" beginnt nämlich ganz im Stile einer zugegebenermaßen äußerst kalauerlastigen Parodie auf den klassischen Heimatfilm, in etwas vergleichbar mit der Musikfilmnachdichtung "Im weißen Rössl". Vom Axt schwingenden Nackten, der in den Wäldern Kloppendorfs haust, über einen heißen Striptease im Stroh als die Libido anheizendes Mittel, bis hin zum Vorteils des - mit Verlaub - Schafe fickenden Bauern lässt Kreuzpaintner kein Klischee aus, um dieses zu einem Gag zu verwursten. Das Problem, irgendwann erkennen wir dann doch, dass "Stadtlandliebe" nicht etwa als Satire, sondern als ernst zu nehmende Komödie zu verstehen ist. Denn der nachdichtende Kontext, in dessen Zusammenhang all diese Gags vielleicht tatsächlich lustig sein könnten, bleibt aus.

Eine Lovestory auf Rosamunde-Pilcher-Niveau

Der andere Teil, über den "Stadtlandliebe" sich definiert, ist die Romanze. Es geht hier nicht bloß um den Clash zwischen Städtern und Landleuten, sondern auch um die Beziehung zwischen Sam und Anna. Dass diese vollkommen schematisch verläuft und an keiner Stelle über altbewährtes Schnulzenmaterial herauskommt, liegt schon an der Prämisse selbst. Als Anna von sich aus ganz allein entscheidet, aufs Land ziehen zu wollen, deutet sich in den ersten zehn Minuten an, dass hieraus der Konflikt entstehen wird. Es kommt wie es kommen muss: Irgendwann realisiert Sam, dass er zu der Entscheidung, aufs Land zu ziehen, gedrängt wurde, sucht nach Selbstverwirklichung, findet sie nicht und haut ab, während Anna allein bleibt. Dreimal dürfen Sie raten, ob "Stadtlandliebe" schließlich noch zu einem Happy End, respektive Anna zu Sam finden wird, oder nicht. Kleiner Tipp: Es passiert, was in derartigen Filmen immer passiert und zwar genau so konstruiert und vorhersehbar, dass man auch mit den Figuren nie wirklich mitfiebert. Wie auch, wenn man schon zehn Minuten vorher immer weiß, wie die Situationen jeweils ausgehen werden

Tom Beck als Lichtblick

Wurde sich bislang immer mal wieder über die schauspielerischen Qualitäten eines Tom Beck lustig gemacht, kann sich der auch als Musiker arbeitende Akteur hier tatsächlich beweisen. Aus dem wenigen Backgroundmaterial zu seiner Figur holt er raus, was geht und macht aus Sam damit einen immerhin halbwegs sympathischen Kerl. Jessica Schwarz ("Der Koch") spielt indes so kühl, unnahbar und besonders in den Anfangsphasen hölzern und uninspiriert, dass ihre Figur über die volle Laufzeit ein Charakter ohne Ecken und Kanten bleibt, der einzig und allein aufsagt, was das Drehbuch ihr vorgibt. Und das sind darüber hinaus dann leider auch nicht die authentischsten Texte.

Fazit: Was beginnt wie eine Mischung aus Satire und Parodie entpuppt sich in der zweiten Hälfte als erschreckend schmalzige Romanze, die kein Klischee über Hinterwäldler-Bauern und Soja-Latte schlürfende Großstädter unangetastet lässt. "Stadtlandliebe" ist trotz winziger Lichtblicke eine reine Blamage für alle Beteiligte.

Regie Darsteller Rolle
Marco Kreuzpaintner Jessica Schwarz ... Anna
Tom Beck ... Sam
Uwe Ochsenknecht ... Volker Garms
Gisa Flake ... Gertie
Christine Schorn ... Agathe
Horst Sachtleben ... Opa Döppe
Vladimir Burlakov ... Lou
Original-Titel: StadtLandLiebe
Studio: NFP / Warner Bros. (Warner Bros.)
Land: Deutschland 2016
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Laufzeit: 92 Minuten
Kino: 7. Juli 2016
DVD: ./.
Pay-TV: ./.
Free-TV: ./.

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