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Drei entflohene Kettensträflinge (u.a. George Clooney) erleben bizarre Abenteuer im tiefen Mississippi der Depressionszeit. Mit ihrer sepia-getönten Farce, die lose an Homers Odyssee angelehnt ist, landeten die Coen-Brüder auch einen musikalischen Hit: Der Grammy®-preisgekrönte Soundtrack voller Traditionals, Blues-, Bluegrass- und Hillbilly-Songs verkaufte sich über fünf Millionen mal und läutete eine Renaissance dieser Musikart ein.
Mississippi während der Großen Depression: Der geschwätzige Klugscheißer Everett (Clooney) überredet seine beiden Mitgefangenen, den tumben Delmar (Tim Blake Nelson) und den hitzköpfigen Pete (John Turturro), zur Flucht. Angeblich hat er einen Goldschatz vergraben, den er mit ihnen teilen will. Eile sei jedoch geboten, denn es blieben ihnen nur wenige Tage, bevor das Versteck durch eine Tal-Überflutung in den Wassermassen für immer untergehen würde. Aber so schnell kommt man im Mississippi der 1930er Jahre nicht voran. Erst sind die Drei aneinandergekettet, und dann geraten sie von einem Schlamassel ins andere. Auf ihrer Odyssee werden sie von skurrilsten Figuren aufgehalten, u. a. einem einäugigen Bibelverkäufer (John Goodman), drei betörenden Sirenen, die sie mit ihrem Gesang ("Didn't Leave Nobody But the Baby") verzaubern, dem manisch-depressiven Bankräuber Babyface Nelson und dem gesamten Ku-Klux-Klan. Zwischendurch nimmt das Gaunertrio noch den Single-Hit zur Wirtschaftskrise auf ("I Am a Man of Constant Sorrow") auf, leistet Wahlkampfhilfe für einen feisten Gouverneur – und dann sind ja auch noch die Cops hinter ihnen her…
Irrwitz und absurde Charaktere gehören zu den Markenzeichen der Filme von Joel und Ethan Coen ("The Big Lebowski", "No Country for Old Men"). "O Brother, Where Art Thou?" macht da keine Ausnahme, ist aber ihr albernster und harmlosester Film. Ohne doppelbödiges Grauen, das einem unvermittelt das Lachen im Gesicht gefrieren ließe. Eine pure Farce in nostalgischem Tabakbraun. Der Film setzt ganz auf überdrehten Slapstick, und das auf konstant hohem Niveau. George Clooney rollt wie wild mit den Augen (was ihm übrigens einen Golden Globe® einbrachte), und auch seine Kollegen grimassieren genüsslich, als gelte es, einen damals gängigen, wenig subtilen Schauspielstil nachzuempfinden. Selbst ein Treffen des Ku-Klux-Klan wird bei den Coens zur grotesken Tanzveranstaltung; die dazugehörige zünftige Lynchjustiz mündet in einen klamottigen Showdown. Doch bei allen episodenhaften Lachnummern und grellen Späßen entwirft der Film auch ein liebevolles und glaubwürdiges Porträt von den damaligen Lebensumständen und der ländlich geprägten Folkmusic in den Südstaaten. Der Filmtitel bezieht sich übrigens auf die Preston-Sturges-Komödie "Sullivans Reisen" von 1941. Darin möchte ein Regisseur ein Drama über die Große Depression drehen und erlebt infolgedessen ebenfalls eine Odyssee. Titel seines geplanten Films: "O Brother, Where Art Thou?"
Doch die Mississippi-Odyssee ist natürlich nicht nur ein optischer Hochgenuss voller Eigensinn. Wer außer den Coen-Brüdern käme schon auf die Idee, aus dem gesamten Film die Farbe Grün zu entfernen? Das Südstaaten-Musical ist vor allem eine musikalische Offenbarung. Der von T-Bone Burnett konzipierte, Grammy®-preisgekrönte Soundtrack machte amerikanischen Folk wieder unglaublich populär, und das ausgerechnet im Jahr der zukunftsverheißenden Jahrtausendwende. Der Erfolg wurde durch den Konzertfilm "Down from the Mountain" zusätzlich flankiert, der eine Live-Darbietung der Filmsongs mit fast allen beteiligten Musikern dokumentierte, darunter Alison Krauss, Emmylou Harris, Gillian Welch und Ralph Stanley. Im Film wurden sie u. a. von Dan Tyminski verstärkt, der George Clooneys Gesangspart bei dem unwiderstehlichen "Soggy Bottom Boys"-Song "I Am a Man of Constant Sorrow" übernahm. Welchen großen Stellenwert die Musik im Film spielt, zeigt sich allein schon daran, dass T-Bone Burnett den Soundtrack konzipiert hatte, bevor das Drehbuch fertig war. Der Inhalt des Films richtet sich also nach den Songs, die so zum integralen Bestandteil der Handlung werden. Man könnte auch sagen: Die Traditionals, Bluegrass-, Hillbilly- und Gospel-Nummern spielen die eigentliche Hauptrolle des Films, ob beim Wahlkampf ("Keep on the Sunny Side"), bei der Strafarbeit ("Po' Lazarus"), einer Massentaufe ("Down to the River to Pray") oder einer geplanten Exekution ("Lonesome Valley"). Man merkt dem Film an, wie sehr die Coens die traditionelle Musik der USA lieben müssen. Deshalb haben sie unter Homers Odyssee auch gleich noch die alte Legende des Bluesgitarristen Robert Johnson geschmuggelt, der hier zwar Tommy heißt, seine Seele aber trotzdem dem Teufel verkauft hat, und von dem Gaunertrio an den berühmten "Crossroads" aufgegabelt wird.
Fazit: Anspruchsvoller Klamauk und ein echter Coen-Brüder-Film – absurd, abgedreht, bis ins kleinste Detail durchkomponiert. Der geniale Soundtrack gehört in jede Country-Sammlung!
Soundtrack
Regie und Schauspieler
Produktionsinfos
Starttermine
Regie | Schauspieler | Rolle | ||||
Joel Coen & Ethan Coen | George Clooney | ... | Everett | |||
John Turturro | ... | Pete | ||||
Tim Blake Nelson | ... | Delmar | ||||
John Goodman | ... | Big Dan Teague | ||||
Holly Hunter | ... | Penny | ||||
Chris Thomas King | ... | Tommy Johnson | ||||
Charles Durning | ... | Pappy O'Daniel |
Studio: Touchstone Pictures / Universal Pictures / Studio Canal / Working Title Films
Originaltitel: O Brother, Where Art Thou?
Land: USA, 2000
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 105 Minuten
Kino: 19. Oktober 2000
DVD: 19. Januar 2001
PPV: ./.
Pay-TV: ./.
Free-TV: