Das möchte sie jetzt, mit einem neuen Vertrag ausgestattet, natürlich ausschöpfen. Die neue CD "Back On Track" gibt jedenfalls die passende Vorlage - mit rustikalem, handwerklich makellosem Country- und Southern-Rock. Wer Lynynrd Skynyrd, die Outlaws, die Kentucky Headhunters oder eben Toby Keith mag, wird auch an Flynnville Train seinen Gefallen finden.
Die Band um die Brüder Brian und Brent Flynn gibt nicht vor, mehr zu sein, als sie in Wirklichkeit sind. Sie sehen sich als solide (Country-Rock)Handwerker und setzen auf die bewährten Tugenden der Zunft. Dazu gehören solide Grooves und präzise Riffs; starke Melodien und Textzeilen, die niemanden mit einem IQ über 80 überfordern. Schon mit dem Opener "High On The Mountain" stecken sie ihr schnörkelloses Terrain ab - ein hemdsärmeliger, rescher Southern-Rocker. Vier Mann, ähnlich viele Harmonien und ein stampfender, knochentrockener Rhythmus. Mehr muss für diese Art von Musik nicht sein, mehr sollte es gar nicht sein.
Die Flynn-Brüder und ihre Spießgesellen sind, kann man nicht anders sagen, Meister der Reduktion. Ihre Songs beschränken sich auf das Nötigste. Ein gutes Beispiel dafür liefert gleich der zweite Song "Home": Riffs, die gleichermaßen an Molly Hatchet, ZZ Top und AC/DC denken lassen, brauchen nun mal kein großes Arrangement-Klimbim. In diesem Umfeld wirkt auch der Text - eine Verklärung des bescheidenen Landlebens während ihrer Kindheit - richtig glaubwürdig.
Dass der flotte Herren-Vierer aber auch weitere Register ziehen kann, macht "Don't Misunderstand Me" deutlich. In dem wirklich rabiaten (Country)Rocker präsentieren sie die wilde, rauhkehlige Country-Rockerin Gretchen Wilson als Duett-Partnerin. Wahrhaftig: ein explosives Team, das bestimmt auch live große Freude macht.
Auch wenn der Song mit dem sehr speziellen Special Guest prächtig funktioniert, bleibt es der einzige Gastauftritt der CD. Das mag schade sein, aber so wirklich schlimm ist das keinesfalls. Denn das stämmige, langmähnige Viergespann hat noch etliche gute Song-Ideen im Köcher. Zum Beispiel das gleichermaßen an America (Harmony-Vocals!), David Bowie ("Space Oddity") und 38 Special erinnernde "Sandman". Oder das ganz im 60ies-Style geschneiderte "On Our Way", oder der glatt noch weiter rückwärts gewandte, gut gelaunte Old-School-Rock 'n' Roller von "Tip A Can" (Singleauskopplung). Vor allem aber sind es die strammen Country-Southern-Rocker, die sie gelegentlich mit einer Portion Blues abschmecken. Songs wie "Preachin' to The Choir" oder "Scratch Me Where I'm Itchin'".
Wie alle schweren Jungs, überzeugen auch Flynnville Train im Balladenfach. "Friends of Sinners" geht zu Herzen und das von den befreundeten Kentucky Headhunters geschriebene "The One You Love" rührt glatt zu Tränen.
Fazit: Strammer, solider, schnörkelloser Country-Southern-Rock mit dem einen oder anderen 60ies- und Balladen-Ausflug. Gelungen!
Label: AGR Television (Soulfood) | VÖ: 13. September 2013 |
Titelliste
01 | High On The Mountain | 08 | The One You Love |
02 | Home | 09 | On Our Way |
03 | Don't Misunderstand Me (mit Gretchen Wilson) | 10 | Alright |
04 | Friends of Sinners | 11 | Tip a Can |
05 | Sandman | 12 | Scratch Me Where I'm Itchin' |
06 | 33 Steps | 13 | Dixie Train |
07 | Preachin' to the Choir |