The Band Perry ähnelt optisch betrachtet nicht einem Country-Trio
Wie man eine Hitliste von hinten nach vorn umkrempelt hat die Geschwister-Combo 2010 erstmals mit ihrer No.1 Single "If I Die Young" gezeigt. Trotzdem spricht die Band in Interviews zur neuen Platte von der Angst, zur Eintagsfliege zu mutieren. Unbegründet, wie die Zahlen der ersten Verkaufswoche von "Pioneer" zeigen - über 130.000 verkaufte Einheiten und Top-Positonen in den Charts beweisen, dass die Fans die Gruppe nicht vergessen haben.
Dabei ähnelt das Trio - rein optisch betrachtet - nicht unbedingt einer klassischen Country-Kapelle. Sängerin Kimberly Perry erinnert mit ihrer wilden Löwenmähne an die frühere Pop-Sängerin Taylor Dayne, während Neil Perry problemlos bei den Brit-Rockern von Supergrass hätte anheuern können. Noch längere Haare bringt Reid Perry mit - früher wäre der 24-jährige so sicher früher ein Kandidat für Smokie oder andere Langhaaracts gewesen.
Andererseits - mit einer Optik von Hank Williams kommt man bei der Jugend nicht weit - und dies ist sicher die primäre Zielgruppe der in Alabama aufgewachsenen Geschwister. Für die Produktion verpflichtete man deshalb mit Dann Huff einen Experten, der Ahnung davon hat, wie eine kommerziell erfolgreiche Platte einzuspielen ist.
"Pioneer" - der selbstbewusste Titel
Der selbstbewusste Titel des Albums spiegelt dazu das Selbstbewusstsein der Jungsprunde wider. Erster Beweis ist das turbogeladene "Done", der erste von insgesamt neun der zwölf Songs, an dem die Perrys mitgeschrieben haben. Der moderne Mix aus Country, Pop und Stadion-Rock ist quasi eine auf Speed getunte Mixtour aus Miranda Lambert und Taylor Swift, die gerade einen Rachefeldzug durchführen.
Noch eine Ecke catchiger, aber mit ähnlichem Druck kommt "Forever Mine Nevermind" daher. Hier geht es um einen Typen, dem wegen seiner Untreue eine ordentliche Abreibung zusteht. Wer genau hinhört, kann beim Gitarrenspiel sogar Reminiszenzen an Queen raushören. Ein Blick in die ohne Lupe kaum lesbaren Credits klärt auf - die drei Geschwister haben den offensichtlichen Hit mit Brad Paisley geschrieben.
Trotzdem - ein gutes Gefühl für eingängigen Mainstream ist dem Trio auch ohne prominente Hilfe nicht abzusprechen. Neben weiteren, etwas durchschnittlicheren Rockern wie "Night Gone Wasted" und "I´am A Keeper" zeigen sich Kimberly, Reid und Neil Perry auch von einer anderen Seite. So lässt es The Band Perry beim ruhigen Titeltrack schön folkig angehen. Von einer anderen Seite ist auch "I Saw The Light". Bei der Midtempo-Nummer sorgt der Einsatz einer Penny Whistle für irischen Spirit, die den Song definitiv veredelt. Die langsameren Songs zeigen dazu, dass Kimberly Perry mit ihrer Stimme nicht nur lautere Nummern vertonen kann. Auch die Brüder als Harmonie-Zuschlag machen ihre Arbeit gut.
Eine Kategorie zu gefühlvoll kommt dagegen "Mother Like Mine" rüber, eine arg harmonische und teils zu hoch gesungene Ballade zum Muttertag. Viel spannender ist da "Back to Me Without You", welches sich von einer Piano-Ballade zur epischen Power-Hymne steigert und bei dem Kimberly ihre gesanglich beste Leistung abliefert. Hier, wie auch beim überwiegenden Teil aller zwölf Tracks ist der Einsatz von Country-Instrumenten á la Fiddle und Co. dankenswerterweise nicht zu überhören.
Fazit: "Pioneer" ist Mainstream gewürzt mit einigen netten Ideen - sicher nicht bahnbrechend, aber bestimmt gute Unterhaltung für die Fans von The Band Perry und des modernen Sounds aus Nashville.