Dabei ist die aus Texas stammende Sängerin gerade mal 24 Jahre alt. Für ihr jugendliches Alter kann Kacey Musgraves aber schon auf eine beachtliche Laufbahn zurückblicken: 2007 machte sie bei der Casting-Show "Nashville Star" mit (sie wurde Siebte), 2012 war sie im Vorprogramm von Lady Antebellum auf UK-Tour, für Miranda Lambert schrieb sie kürzlich die Single-Auskopplung "Mama’s Broken Heart" und "Same Trailer Different Park" ist bereits das vierte Album der geschmeidigen Künstlerin.
Es ist ihr Erfolgreichstes. Schließlich erreichte sie, im Gegensatz zu den kommerziellen Flops ihrer Vorgänger-CDs, damit jetzt Platz eins der Country- und Platz zwei der US-Charts. Ein Volltreffer also. Auch künstlerisch? Okay, sie präsentiert mit den zwölf Titeln nicht gerade das, was man eine musikalische Offenbarung nennen würde. Muss aber auch nicht sein. Ihre Roots liegen im Country und im Folk; sie schöpft aus dem Fundus von Cline und Cash, von Dylan, Byrds und Fleetwood Mac - um aus dem Stoff ihren eigenen Garn zu spinnen. Und: sie macht das absolut prima.
Mit einer angenehmen ruhigen und einschmeichelnden Stimme erzählt sie verspielte und versponnene Geschichten, berichtet sie von Tag- und Liebesträumen. Musikalisch verpackt sie die Inhalte in eingängige Melodien und nie aufdringlich laut werdende Arrangements. Das hat nicht nur Klasse. Das wirkt auch: Schon eine kleine Hör-Dosis ihrer gefälligen Country-Folk-Pop-Mixtur führt spontan zu einem gesteigerten Wohlbefinden und zu einer deutlich zunehmenden Entspannung. Toll! Das gelingt schon beim recht poppigen Opener "Silver Lining", beim erstaunlich traditionellen Folk von "My House" und der süßlichen Country-Ode "Keep It to Yourself" sowieso und erst recht bei der wunderprächtigen Folk-Ballade "Dandelon".
Diesem harmonischen Schmuckstück stehen flottere, zum Teil auch rockigere Tracks gegenüber. Zum Beispiel der kernige Bierkeller-Rhythmus von "It Is What It Is" oder "Blowin‘ Smoke" - ein knochentrockener Folk-Rock mit kompromisslosem Offbeat, Slide-Gitarre und einem Refrain der entfernt an die Rolling Stones erinnert. Noch näher als zu Mick & Co ist natürlich die musikalische Verwandtschaft zu Sheryl Crow: in so gut wie allen Songs mit gelockerter Handbremse erinnert klein Kacey an die große Sheryl. Vor allem bei "Stupid" ist die Ähnlichkeit frappierend. Trotzdem ist Kacey Musgraves alles andere als ein Sheryl-Crow-Klon. Nicht nur, weil sie wesentlich mehr im Country und ruhigen Folk verankert ist, sondern auch, weil sie längst um genügend eigenes Profil verfügt. Und über beachtliches Talent. Schließlich war der neue Stern am Country-Folk-Himmel bei jedem der zwölf Tracks als Co-Autorin tätig, und auch an der Produktion war sie - neben Luke Laird und Shane McAnally - maßgeblich beteiligt.
Fazit: Ruhiger, angenehmer und entspannt vorgetragener Country-Folk-Pop der 24-jährigen Newcomerin. In Amerika ist die Dame bereits der Hit der Saison. Nicht zu Unrecht!