Klar, so eine Weihnachts-CD nimmt jeder angesagte Country-Act mal gerne mit. Doch egal ob Johnny Cash, Willie Nelson, Garth Brooks, Toby Keith, Alan Jackson oder Lonestar - letztlich singen sie alle fast die gleichen Songs. Auch Lady Antebellum? Klare Antwort: Jein!
Wie ihre Kollegen kommen auch Charles Kelley, Dave Haywood und die niedliche Hillary Scott nicht an den großen, unverzichtbaren Klassikern dieses ganz speziellen Saison-Genres vorbei. Doch was sie daraus machen, ist wieder eine ganz andere Frage.
"The First Noël" interpretieren sie leise und feierlich, Hillary übernimmt die Lead-Vocals. Keine Frage, eine Interpretation, die sich für den akustischen Einsatz am Festtag ohne Vorbehalte eignet. Das gilt auch für die amerikanische Adaption der alpenländischen Weihnachts-Ikone "Silent Night" (Stille Nacht). Das Trio kümmerte sich hier höchstselbst um das feierliche Arrangement - wobei die Streicherpartitur etwas gewagt angelegt und das wuchtige Outfit ab der zweiten Strophe kalorienhaltiger als jede Weihnachtsgans ist. Dennoch: die Vocals und das superlangsame Tempo lassen Wunderkerzen noch heller leuchten.
Das gilt auch für die nostalgische Version des ohnehin herrlich nostalgischen "Let It Snow, Let It Snow, Let It Snow". Geigen, eine Solo-Fiddle, der Drummer bearbeitet die Snare mit Jazz-Besen und eine jazzige Gitarre sorgen selbst im Büro für Bratapfel-Stimmung. Fehlen darf natürlich auch nicht das wieder mal im flotten Shuffle und mit Bläsern aufgeführte "Blue Christmas". Und natürlich auch nicht das immer wieder zum Schmelzen schöne "Have Yourself A Merry Little Christmas". Ihre Version der wunderbaren Ralph Blane/Hugh Martin-Ballade sogar zu den besten Interpretationen dieses Weihnachtsbaum-Evergreens. Höchstens Shenandoah gelang es vor etlichen Jahren, noch mehr Gefühl in diese wundervollen Melodien zu legen. Großes Kompliment! Aber auch bei dem nicht weniger traurigen "I'll Be Home For Christmas" laufen sie zur Höchstform auf. Das Klang-Outfit hält sich erneut erfreulich zurück, Produzent Paul Worley beweist Geschmack und ein gutes Händchen für dosierte Emotionen.
Neben den legendären Weihnachtssongs präsentieren sie auch einen noch vergleichsweise jungen Klassiker: "All I Want For Christmas Is You", mit dem einst Mariah Carey einen Hit landete. Ihre Version fällt weitaus ruhiger und langsamer - aber nicht weniger bezaubernd aus.
Den Titeltrack hat das Triumvirat des modernen Country selbst entworfen: ein hübscher, kleiner Song mit gefühligen Harmoniebögen und tiefenentspanntem Rhythmus. Natürlich inklusive vieler fiedelnder Geigen. Auf den piepsenden Kinderchor hätte man aber gerne verzichtet.
Fazit: Auch das Fach "Weihnachten" absolviert der Country-Muster-Dreier mit Bravour. Weihnachtsfans kann man die CD getrost empfehlen - den Muffeln aber nur dringend davon abraten.
Label: Capitol Nashville (EMI) | VÖ: 16. November 2012 |
Titelliste
01 | A Holly Jolly Christmas | 07 | On This Winter's Night |
02 | Christmas (Baby Please Come Home) | 08 | Let It Snow, Let It Snow, Let It Snow |
03 | All I Want For Christmas Is You | 09 | Have Yourself A Merry Little Christmas |
04 | I'll Be Home For Christmas | 10 | Silent Night (Lord of My Life) |
05 | This Christmas | 11 | Blue Christmas |
06 | The First Noël | 12 | Silver Bells |