Seit der Veröffentlichung seines vierten Albums hat sich bei Jason Aldean viel getan. So ist es dem 35-Jährigen gelungen, auf der Karriereleiter wieder einen Schritt nach oben zu kommen und neben zahlreichen Hit-Singles und 2,8 Millionen verkauften Exemplaren des 2010er Albums auch die ersten Stadien bis auf den letzten Platz zu füllen - keine Frage, Aldean ist definitiv in der First Class der Country-Superstars angekommen.
Und genau da will der Sänger sich mit seiner fünften Langrille "Night Train" dauerhaft etablieren. Die Chancen dafür stehen sehr gut. Wie auf allen hervorgegangenen Werken engagierte Jason Aldean seinen Freund und langjährigen Wegbegleiter Michael Knox für die Produktion.
Die Wahl des Duos Jason Aldean / Michael Knox fiel in erster Linie auf rockiges Mid-Tempo-Material
So verwundert es nicht, dass der Opener "This Nothin' Town" musikalisch da anschließt, wo "My Kinda Party" aufhörte. Der massentaugliche Sound des Mid-Tempo-Openers über Jugend-Erlenbisse in einer Kleinstadt wirkt nicht nur bekannt - er ist es. Was wiederum keine Überraschung ist, denn mit Neil Thrasher, der insgesamt an acht Songs beteiligt war, wirkte hier ein alter bekannter aus der Hit-Schreiber-Szene des Country mit. Auch Ben Hayslip oder David Lee Murphy sind Genrefreunden seit Jahren bekannt und lieferten neben anderen weiteres Material für die Platte. Insgesamt sollen dem Produzenten im Vorfeld der Produktion unglaubliche 5.400 Songs angeboten worden sein.
Die Wahl des Duos Aldean/ Knox fiel in erster Linie auf rockiges Mid-Tempo-Material. "When She Says Baby", "Night Train", "Drink One For Me" oder "Feel That For Me" - Jason Aldean fühlt sich in (s)einem Umfeld aus dem Rock der 70er und 80er Jahre gemischt mit etwas Southern-Country pudelwohl. Das ist auch gut gemacht, aber irgendwie unterscheidet sich das Material nicht großartig voneinander. Dazu scheint es fast eine Art Zwang zu sein, dass sich fast jeder Song zu einem Stadtionrocker entwickeln muss. So fängt "Wheels Rollin'" als moderate Rock-Ballade an, die sich innerhalb von vier Minuten dann aber zu einem Liebesbekenntnis zum Hardrock vergangener Tage entpuppt.
Der aktuelle Hit "Take A Little Ride" ist der rockigste Song der Produktion. Eine Nummer, die übrigens schon für das vorherige Album geplant war, das aber aufgrund von schon zu vielen schnellen Songs erstmal in die Schublade wanderte. In eine ähnliche Richtung geht auch "The Only Way I Know". Nur mit dem Unterschied, dass Jason Aldean und einer seiner Gäste, in diesem Fall Luke Bryan, hier zum Auftakt mit eine Art Country/Rap hinlegen. Glücklicherweise enden die gesprochenen Einlagen nach dem zweiten Refrain, als auch Eric Chrurch dazu kommt - so bleibt am Ende eine energiegeladene Rocknummer, die vor allen Dingen die jüngeren Aldean-Fans cool finden werden.
Auf "Night Train" wird auch Joe Diffie geehrt
Wie zu erwarten, legt Aldean nach seinem erfolgreichen Trip in rappende Gefilde mit der "Dirt Road Anthem" einen neuen Country-Rap nach. Immerhin geht es bei der funky aufgelegten Vier-Minuten-Nummer "1994" um den ehemaligen Country-Star Joe Diffie, einem der Lieblingskünstler aus der Jugendzeit von Jason Aldean. Für traditionelle Countrykonsumenten ist die rockig-gerappte Nummer kaum zu ertragen. Trotzdem könnte der Song positives bewirken - nämlich dass der in der Versenkung verschwundene Diffie mal wieder etwas mehr Aufmerksamkeit erhält.
Selbst bei den Balladen kann sich Jason Aldean den Rocker nicht ganz verkneifen. "I Don't Do Lonely Well" ist als kraftvoller Liebessong schnell als potentieller Nachvolger von "Don't You Wanna Stay" ausgemacht. Mit "Black Tears" gibt es in diesem Bereich eine inhaltlich gewagtere Nummer - schließlich geht es hier um den Alltag einer drogenabhängigen Stripperin, ein eher selten thematisiertes Thema im Genre. Die intensive Ballade von Canaan Smith und Tyler Hubbard ist genau deshalb einer der Höhepunkte der Platte. Gelungen ist auch der Rausschmeißer "Water Tower" - eine verhältnismäßig ruhige Liebesbekundung an Aldeans Heimatstadt Macon, Georgia.
Fazit: Jason Aldean setzt mit "Night Train" weiterhin auf gitarrenlastiges Material, mit dem der Sänger 2013 die US-Stadien füllen wird. Musikalisch ist das Ergebnis dementsprechend näher am (Southern-)Rock als am Country orientiert. So gibt es auf der ganzen Platte keine einzige Fiddle zu hören.
Label: Broken Bow (Sony Music) | VÖ: 16. Oktober 2012 |
01 | This Nothin' Town |
02 | When She Says Baby |
03 | Feel That Again |
04 | Wheels Rollin' |
05 | Talk |
06 | The Only Way I Know (mit Luke Bryan & Eric Church) |
07 | Take a Little Ride |
08 | I Don't Do Lonely Well |
09 | Night Train |
10 | 1994 |
11 | Staring at the Sun |
12 | Drink One for Me |
13 | Black Tears |
14 | Walking Away |
15 | Water Tower |