Lee Brice - Hard 2 Love

CD Cover: Lee Brice - Hard 2 Love

Lee Brice wird auf seinem zweiten Album "Hard 2 Love" rockiger

Mit "Hard 2 Love" legt Lee Brice sein zweites Album vor - mit recht gewagter Cover-Optik. Schließlich zeigt sich hier der an eine stoppelige Mischung aus Russel Crowe und Roger Cicero erinnernde Sänger und Songschreiber mit unorthodoxem Outfit: adrette Motorradjacke, Schiebermütze, flott getrimmtes Bärtchen. Country-Sänger stylen sich normalerweise etwas anders...

Jedenfalls könnte man den optischen Auftritt als Statement betrachten und Rückschlüsse auf die Musik ziehen. Und: ja, Lee Brice ist wesentlich rockiger geworden. Doch: zum Vorteil reicht ihm dieser Kursschwenk nicht. Das liegt jedoch weniger am härteren Sound, sondern an den häufig sehr einfallslos gestrickten Songs.

Songs von der Stange

Bereits der Opener und Titeltrack liefert dafür ein gutes Beispiel ab. Ein Song von der Stange. Nett, ordentlich, sogar recht originelle Lyrics (von Billy Montana), leider aber auch ohne zwingender Melodie. Das nachfolgende, erfreulich ruhige "A Woman Like You" fällt stärker aus. Bei den anschließenden drei Titeln war der aus South Carolina stammende ehemalige Footballer als Co-Autor jeweils beteiligt. Das ehrt ihn. Doch trotz Beteiligung prominenter Co-Autoren kommt nur 08/15-Kost heraus: "That's When You Know It's Over" geht mit einem U2-typischen Gitarren-Riff los und serviert später die üblichen Harmonien, Melodien, Rhythmen und Arrangements; gleiches gilt für "Don't Believe Everything You Think". Genauso wenig originell, dafür noch um einen guten Tick platter und plakativer kommt "Parking Lot Party" daher - ein, der Titel sagt's - Party-Song mit den Tausendfach gehörten Text- und Gut-Drauf-Melodie-Schablonen. Neben dem Interpreten hat unter anderen Rhett Atkins an diesem CD-Tiefpunkt mitgeschrieben.

Gegen Mitte der 13 Titel starken CD setzt der kernige Knabe dann doch ein paar positive Akzente: mit der pathetischen Ballade "I Drive Your Truck" zum Beispiel und - vor allem - mit dem in seiner lässigen Unangestrengtheit an Tim McGraw erinnernden Country-Blues "See About A Girl". Na also, freut sich der gewogene Hörer, geht doch ... Vor allem, da Lee Brice den Song gemeinsam mit Phillip Lammonds und Co-Produzent Kyle Jacobs geschrieben hat.
Dem Glanzpunkt folgt aber leider ein weitere musikalischer Tiefschlag: "Friends We Don't Forget" ist ein lärmiger Rocker, den man schneller vergessen als gehört hat. Nicht viel besser fällt "Seven Days A Thousand Times" aus - eine pathetische Rock-Ballade, die Bon Jovi gut zu Gesicht stehen würde.

Wie sehr der cool posierende Sänger und Songschreiber die Genre-Klischees strapaziert, wird dann auch noch in "Beer" deutlich. Eine kleine Hymne an den Gerstensaft - leider unter Missachtung des Country-Reinheits-Gebots gebraute Rock-Plörre.
Mit dem letzten Titel "One More Day" deutet Lee Brice immerhin noch sein Potential an. In dem akustischen, nur sparsam arrangierten Titel zeigt er, dass er kleine Songs mit großer Stimme veredeln kann. Schade, dass er das auf diesem Album nicht öfters gemacht hat.

Fazit: Schiebermütze statt Stetson - Lee Brice setzt auf seinem zweiten Album ganz klar auf Rock. Leider fehlen ihm zündende Songs.

Label: Curb (in Deutschland nicht veröffentlicht) VÖ: 24. April 2012
01 Hard to Love
02 A Woman Like You
03 That's When You Know It's Over
04 Parking Lot Party
05 Don't Believe Everything You Think
06 I Drive Your Truck
07 See About a Girl
08 Friends We Won't Forget
09 Life Off My Years
10 Seven Days a Thousand Times
11 Beer
12 That Way Again
13 One More Day
vgw
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