Warum auch? Schließlich konnten sie von ihren acht Vorgänger-Alben deutlich über 20 Millionen Einheiten absetzen. Und nahezu jede Singleauskopplung landete in obersten Charts-Regionen. Ihrem gemeinsam mit Dann Huff entworfenen Soundkonzept blieben sie dabei stets treu: Ein gefälliger Mix aus Pop-Harmonien, Country-Zutaten (Banjo), Harmonie-Vocals und - über allem - die Lätta-leichte Drei-Wetter-Stimme von Gary LeVox. Auch in puncto Dynamik haben sich Rascal Flatts eine eigene Handschrift erworben: Nahezu jeder Song steigert sich irgendwann in ein euphorisch-dröhnendes Staccato.
"Changed" soll jetzt anders klingen? Iwo! Schon der Opener und Titeltrack, Co-geschrieben von Gary LeVox, belegt, dass sich absolut Null geändert hat. Alle oben beschriebenen Song-Bastel-Muster fließen ohne Änderungen auch in ihr neuntes Album ein. Genau genommen müsste man deshalb gar nicht mehr viel mehr zum neuen Album schreiben. Schließlich ist der Rascal Flatts-Sound dem geneigten Leser hinlänglich vertraut. Doch so mancher Titel verdient Erwähnung. Aus guten, wie auch aus weniger schmeichelhaften Gründen.
"Banjo" darf man getrost zu den Ausrutschern der CD zählen: Trotz des Titels spielt hier nicht ein braves Banjo die erste Geige, sondern eine laute, durchaus nervige Gitarre. Es ist der übliche Mix aus Banjo-Gezirpe und brettharten E-Gitarren-Riffs. Man kennt das. Und man mag das - oder eben nicht.
Für "Hot In Here" trifft das weniger zu. Denn um zu polarisieren ist dieses Pop-Gebräu einfach dann doch zu lauwarm ausgefallen. Das anschließende "Come Wake Me Up" ist dagegen so typisch für Rascal Flatts wie der Seitenscheitel für Joe Don Rooney: Die Ballade geht betont leise mit einem Klavier los. Schon nach den ersten Akkorden beschleicht den Hörer die (böse) Vorahnung, dass sich dieses nach unten gedimmte Dynamik-Level bestimmt nicht sehr lange halten wird. Man befürchtet dieses bestimmte Donner- und Doria-Stakkato im Refrain - und wird natürlich nicht enttäuscht. Leider...
Gleiches gilt auch für das mit Rap-Einlagen versehene "She's Leaving" (hier macht ein Banjo den Aufwärmer) und für die groß angelegte Power-Ballade "Let It Hurt". Immer wieder das gleiche: leiser Beginn - volle Pulle im Refrain. So manch schöner Song wird dabei kaputt geplärrt. Zum Beispiel das harmonisch wirklich prima angelegte "Sunrise".
Erst gegen Ende des Albums serviert die Band Titel mit weniger krassen Dynamik-Ausschlägen: das vollauf gelungene "A Little Home" und das vorherige "Great Big Love". Bei letzterem Song haben Rascal Flatts selbst die Produzenten-Regie übernommen - und siehe da: sie machen ihre Sache ausnehmend gut. Denn: Sie überfrachten diesen hübschen, eingängigen Track nicht mit zu viel Klimbim, vertrauen auf die pure Schönheit der Melodie, ihrer Stimmen und auf ein simples, aber effektvoll platziertes Gitarrensolo. Gut gemacht! Auch wenn sie im Booklet Dann Huff über den grünen Klee loben - vielleicht sollten sie beim nächsten Album mal selbst die Studio-Zügel in die Hand nehmen.
Fazit: Von wegen "Changed" - hier ist alles beim Alten. Wenig Innovation, viel von der Stange. Dennoch wird ein Hit kaum zu verhindern sein.
Label: Big Machine (In Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 3. April 2012 |
Titelliste
01 | Changed | 09 | Sunrise |
02 | Banjo | 10 | Great Big Love |
03 | Hot In Here | 11 | A Little Home |
04 | Come Wake Me Up | 12 | Friday |
05 | Shes Leavin | 13 | Fall Here |
06 | Let It Hurt | 14 | Right One Time |
07 | Lovin Me | 15 | Next to You, Next to Me |
08 | Hurry Baby |