Vince Gill - Guitar Slinger

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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = sehr gut
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So langsam dürfte es an den Wänden im Haus von Vince Gill eng werden. Zahlreiche Auszeichnungen für seine millionenfach verkauften Alben dürften da direkt neben den 20 (!) gewonnenen Grammys zu finden sein. Doch Vince Gill gehört nicht zu denen, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. Fünf Jahre hat sich der Sänger und Gitarrist Zeit für sein neues Album gelassen, das ihn nun von seiner bislang persönlichsten Seite zeigt.

Während sein letztes Projekt "These Days" durch die ungewohnt ausführliche und vielseitige Dosis an Musik mit 43 Stücken auf vier CDs auffiel (und dafür mit einem Grammy belohnt wurde), legt Gill nun wieder ein reguläres Album mit 12 Songs vor. Die aber haben es in sich. Und dafür ist Gill maßgeblich verantwortlich, denn er schrieb alle Songs selbst; oder war als Co-Schreiber am Entstehungsprozess beteiligt.

Vom rockenden Auftakt mit einem überaus tanzbaren Titeltrack sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen, denn nach dem lebensfrohen "Guitar Slinger", bei dem Gill nicht ganz ernsthaft erklärt, warum er Amy Grant geheiratet hat, folgen eher nachdenklich stimmende Themen.

Nach dem wenig auffälligen "Tell Me Fool" geht es bei der ersten Single "Threaten Me With Heaven" innerhalb von fünfeinhalb Minuten um das Thema Tod. "What's the worst thing that could happen if they say my time is through" (Was ist das schlimmste, was passieren kann wenn Sie dir sagen, dass deine Zeit vor bei ist) singt Gill da und Erinnerungen an den früheren Hit "Go Rest High On That Mountain" werden wach. Ein Song, mit dem es Gill 1994 schon einmal geschafft hat, trauernden Menschen ein Stück Musik zu schenken, in dem sie Kraft finden können. Das Kunststück gelingt Gill mit der gospeligen Hymne, bei der er auch ausgiebig sein Können an der Gitarre beweist, nun erneut. Traurig, emotional und packend - so etwas findet man auf diesem Niveau wohl nur in der Country Music - schön, dass es so was gibt!

Schön betrübt fällt dazu der musikalische Nachruf an John Hughey aus, der über 20 Jahre lang die Pedal Steel Guitar für Gill spielte. Der Musiker starb 2007 mit 73 Jahren - die Ode an ihn unter dem Titel "Buttermilk John" (war sein Lieblingsgetränk) ist randvoll mit heulenden Steel Guitar- und Fiddle-Sound und dadurch ein wahrer, zu Herzen gehender Genuss. Der Erinnerung an Hughley ist übrigens die gesamte Platte gewidmet.

Dass der 54-Jährige nicht nur ein Herz für seine (ehemaligen) Musiker hat, zeigt er bei "Billy Paul". Hier geht es um einen Mitarbeiter des Golf Clubs, in dem Gill regelmäßig trainiert. 30 Jahre lang kannten sich die beiden - bis der Caddie plötzlich seine Frau und anschließend sich selbst umbrachte. So dunkel der Inhalt auch ist - Gill macht daraus eine spirituell angehauchte Countrynummer, die sehr eingängig geworden ist. Im Hintergrund sind übrigens seine Töchter Corrina und Jenny zu hören. Gills Stieftocher Sarah kommt bei der Produktion ebenfalls zum Einsatz.

Bei "True Love" singt Gill dann zusammen mit seiner Frau Amy Grant. Allerdings wirkt die Ballade doch etwas zu überladen und droht ein bisschen in den ganzen Streichern zu ersticken. Viel besser ist da die Erinnerung an alte Tage an der Route 66 ausgefallen. "The Old Lucky Diamond Motel" ist ein unaufdringlicher und formvollendeter Countrysong, der von akustischen Gitarren getragen wird und von einem sehr harmonisch vorgetragenen Refrain profitiert. Die gefühlvollen Backgroundstimmen gehören Fiddle-Spielerin Andrea Zonn und Deff White.

Doch der Tenor auf dieser Platte sind eher die ernsteren Nummern. "If I Die" ist ein weiterer Ohrenschmaus, bei dem auch die Fans der Pedal-Steel wieder etwas geboten bekommen. Während diese Nummer inhaltlich doch eine Nummer zu ernst für einen Hit ist, könnte das von einer packenden Bassline getragene "When Loneley Comes Around" vielleicht zum Single-Erfolg werden. Doch Hits sind dem wahren Künstler offenbar egal - immerhin ist sein letzter Top-10-Erfolg mit "Feels Like Love" schon 11 Jahre her.

"Guitar Slingers" ist auch als Deluxe-Ausgabe erhältlich. Darauf finden sich mit dem gutaufgelegten "All Nighter Comin'" und den beiden Country-Balladen "Lipstick Everywhere" und "One More Thing I Wished I'd Said" drei weitere Titel, die nicht wie üblich ans Ende der CD angehängt sind, sondern an passender Stelle ins Gesamtwerk eingliedert worden sind.

Fazit: Ein Album, dass förmlich nach einer weiteren Grammy-Nominierung für Vince Gill schreit. Mutig im Umgang mit ernsten und autobiografischen Themen - und musikalisch ganz weit vorne. Da verzeiht man auch zwei nicht ganz so tolle Stücke und zückt trotzdem die Höchstnote.

Vince Gill
Label: MCA Nashville (in Deutschland nicht veröffentlicht) VÖ: 25. Oktober 2011

  • Titelliste


01 Guitar Slinger 09 Bread And Water
02 All Nighter Comin' 10 Billy Paul
03 Tell Me Fool 11 The Old Lucky Diamond Motel
04 Threaten Me With Heaven 12 Lipstick Everywhere
05 When The Lady Sings The Blues 13 One More Thing I Wished I'd Said
06 Who Wouldn't Fall In Love With You 14 If I Die
07 When Lonely Comes Around 15 Buttermilk John
08 True Love

vgw
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