Die Nummer, die Sympathisanten traditioneller Countryklänge nur unglaubwürdig mit dem Kopf schütteln lässt, entpuppte sich in diesem Jahr als fetter Hit für Jason Aldean. Schon ein paar Wochen vorher hatte die Valory Music Group den jungen Künstler unter Vertrag genommen. "Halfway to Heaven" erschien 2010 bereits bei einem kleineren Label. Nach Vertrags-Unterzeichnung mit seinem neuen Arbeitgeber ist das Album, bei dem Gilbert bei jedem der 12 Songs als Co-Autor aktiv war, erneut in die Läden gekommen.
Entstanden ist das Album nicht in einer der Premium-Soundschmieden in Nashville, sondern in Athens, Georgia, das gerade einmal 30 Minuten von seiner Heimatstadt Jefferson entfernt liegt. Die Nähe zum gewohnten Umfeld wählte Gilbert aus gutem Grund, denn der Songschreiber hat nach eigener Aussage nicht vor, seine Heimat und die Freunde zugunsten einer Karriere komplett hinter sich zu lassen. Genau so bodenständig präsentiert sich Gilbert auch bei einigen seiner Songs. "Them Boys" ist dafür ein gutes Beispiel. Eine relaxte Hymne über den Zusammenhalt in Jugendtagen. Das noch etwas ruhigere "My Kind of Crazy", das Gilbert zusammen mit den erfahrenen Songwritern Rhett Akins und Ben Haylip schrieb, hat darüber hinaus durch seine gefällige Melodie durchaus Chancen, ein Hit zu werden.
Doch - wie ein Blick auf die Fotos zum Album schon erahnen lässt, kann Brantley Gilbert nicht nur "nett" sein. So lässt der in eine schwarze Lederjacke gehüllte Typ mit dem 3-Millimeter-Schnitt auf dem Kopf musikalisch gern mal die (musikalische) Sau aus dem Stall. Vor allen Dingen bei "Kick It In The Sticks" flirtet Gilbert mit scharf geschossenen Gitarrensalven intensiv mit dem Hardrock und bringt einen Song zu Gehör, der selbst für Jason Aldean wohl eine Nummer zu hart wäre. Trotzdem eine gute, weil ungewöhnlich kraftvolle Nummer, die möglicherweise sogar Fans härterer Klänge auf Gilbert aufmerksam machen wird.
Ähnlich direkt und laut geht es bei “Country Must Be Country Wide“ oder ”Take It Outside” zur Sache. Dass man bei dem Besuch einer Live-Show von Gilbert lieber Ohrenstöpsel dabei haben sollte, kann man nach diesen Songs durchaus nachvollziehen. Auch der Opener der CD macht mit Southern Rock und moderner Outlaw-Attitüde seinem Titel "Hell On Wheels" alle Ehre. Einen Rock-Song mit Massentauglichkeit gibt es dazu mit dem selbstbewussten "Bending The Rules And Breaking The Law".
Der Titel "Hell On Wheels" steht gleichzeitig für ein Ereignis, dass den Songwriter vor Jahren beinahe sein Leben gekostet hätte. In angetrunkenem Zustand verunglückte Brantley Gilbert damals mit seinem Truck. Fotos von dem zerstörten Fahrzeug imBooklet belegen, dass er diesen Unfall nur mit Glück überlebte. Gleich zwei Songs - die das Herzstück der CD bilden - befassen sich mit diesem Thema. So erzählt "Saving Amy" die zu Herzen gehende Geschichte eines Mannes, der bei einem Autounfall sein Leben verloren hat und nun versucht, als Geist aus dem Himmel auf seine Freundin aufzupassen. "Halfway to Heaven" schildert die Geschichte seines eigenen Unfalls. Hier beschreibt Gilbert, wie es dazu kommen konnte und welche Gedanken ihm, den Tod vor Augen,durch den Kopf gegangen sind. Eine authentische Geschichte, denn seit dem Unfall hat der Sänger damit begonnen, sein Leben und sein Talent ernster als vorher zu nutzen. Nicht nur wegen des ernsten Hintergrunds der beste und emotionalste Song der Platte.
Der Ausfall der CD ist ebenfalls schnell ausgemacht - es ist die neue Version der "Dirt Road Anthem", bei der sein Kumpel Colt Ford den Sprechgesang übernommen hat. Sorry, aber die Kombination aus Country und Rap funktioniert nun einmal nicht. Bitte nicht weiter versuchen!
Neben dem mit 12 Songs bestückten Album ist zeitgleich auch eine Deluxe-Edition von "Halfway to Heaven" erschienen. Diese enthält drei von Dan Huff produzierte, neue Songs.
Fazit: Brantley Gilbert ist einer der jungen Wilden, die gern laut losrocken und dabei manchmal etwas über das Ziel hinausschießen. Dass der Mann trotzdem ein guter Songschreiber ist, beweist er auf der Platte gleich mehrfach.
Label: Valory (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 13. September 2011 |
01 | Hell On Wheels |
02 | Bending The Rules And Breaking The Law |
03 | Back In The Day |
04 | My Kind of Crazy |
05 | Kick It In The Sticks |
06 | Halfway to Heaven |
07 | Saving Amy |
08 | Country Must Be Country Wide |
09 | Take It Outside |
10 | Them Boys |
11 | Fall Into Me |
12 | Dirt Road Anthem (Revisited) (feat. Colt Ford) |
13 | More Than Miles |
14 | You Don't Like Her Like You Do |
15 | Hell On A Angel |