Schon der Name: Colt Ford. Zwei Synonyme für den Westen, für Amerika. Das hat sich der 1969 in Athens, Georgia, stammende Jason Farris Brown wohl auch bei seiner Künstlernamen-Wahl gedacht. Und: der Erfolg gibt ihm Recht. Sein Debüt-Album "Ride Through The Country" landete auf Platz 12 der Rap- und auf Platz 34 der Country-Charts. Der 2010 erschienene Nachfolger "Chicken & Biscuits" (vermutlich zwei genretypische Grundnahrungsmittel) belegte sogar Platz 4, beziehungsweise Platz 8. Das heisst: der Mann ist in Rap und Country gleichermaßen top. Eine schier unglaubliche Leistung ... An die er mit "Every Chance I Get" nahtlos anknüpft. Oder besser: er nimmt diese vorgelegte Messlatte trotz angefutterter Leibesfülle wohl mit Leichtigkeit, Bravour - und einem echten Füllhorn an guten und originellen Ideen.
Für "Every Chance I Get" hat sich der 41jährige Backenbartträger ein raffiniertes Konzept überlegt: die Strophe wird gerappt (von ihm), der Refrain gesungen. Behilflich dabei waren ihm eine ganze Riege von bekannten und weniger bekannten Country-Acts - darunter: Eric Church, Josh Thompson, Charlie Daniels, Luke Bryan und Tim McGraw. Doch der Reihe nach ...
Das Album eröffnet der im Coverbooklet prima mit Hut, Brille, Bierbauch und teilweise seiner Familie posierende Grenzgänger heftig. Obwohl der Track "Country Thang" heißt, donnern rasierklingenscharfe Gitarren-Riffs und ein extrem wuchtig akzentuierter Beat aus den Boxen, der jedem braven Countryfreund die Boots auszieht. Klarer Fall von Rap - oder Metal. Aber, zumindest in den Strophen, garantiert nicht Country. Erst Eric Church sorgt im Refrain für die gefällig melodiöse Auflösung. Das gilt auch für das anschließende "Work It Out", ein etwas ruhigerer, mit Orgel, Fiddle und einer erstklassigen Lead-Gitarre opulent ausgestatteter Titel. Luke Bryan brilliert dabei im hervorragenden Refrain. Das macht er so gut, dass etwas tolerantere Genre-Fans zumindest dran bleiben und die nächsten Titel testen.
Das wird schon im nächsten Song belohnt: "Waste Some Time" dürfte der stärkste Track der CD sein. Hier hat Colt Ford das Konzept mal abgeändert und auch die Strophen - zumindest teilweise - singen lassen. Diese Aufgabe übernimmt in dem sehr entspannten, bluesigen Song der warmkehlige Nic Cowan. Dass der gute Ford natürlich auch seinen Rap-Senf dazugibt - geschenkt! Der Track macht einfach richtig Laune.
Das gilt freilich nicht für alle der 13 Beiträge. Der countryfreie Rap/HipHop von "This Is Our Song" ist nur kalt und aggressiv und mit "Pipe The Sunshine In" und dem Titelsong können wohl auch nur Rap-Fans etwas damit anfangen. Für die Countrygemeinde hat er dafür den "Achy Breaky Heart"-Clon "Skirts And Boots", den harmlosen Drinkin'-Song "Titty's Beer" und das nette, fast schon traditionelle "She Likes to Ride In Trucks" am Start. Mit "Twisted" wird Colt Ford garantiert einen Hit landen - in den Rap- wie in den Country-Charts und mit Stargast Tim McGraw hinter dem Mikro.
Fazit: Ein gelungener, wenn auch gewöhnungsbedürftiger Mix aus Rap, HipHop und Country. Nichts für Country-Pursiten.
Label: Average Joe's (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 3. Mai 2011 |
Titelliste
01 | Country Thang (mit Eric Church) | 08 | Pipe The Sunshine in (mit Tyler Farr) |
02 | Work It Out (mit Luke Bryan) | 09 | Every Chance I get |
03 | Waste Some Time (mit Nappy Roots und Nic Cowan) | 10 | What I Call Home (mit JB & The Moonshine Band) |
04 | Do It With My Eyes Closed (mit Josh Thompson) | 11 | Overworked & Underpaid (mit Charlie Daniels) |
05 | This Is Our Song (mit Danny Boone of Rehab) | 12 | Skirts & Boots (mit Frankie Ballard) |
06 | Titty's Beer (mit Trent Tomlinson) | 13 | Twisted (mit Tim McGraw) |
07 | She Wants to Ride in Trucks (mit Craig Morgan) |