Emmylou Harris - Hard Bargain

CD Cover: Emmylou Harris - Hard Bargain
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Redaktionswertung Bewertung: 4,5 Sterne = sehr gut
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Wie der Wein, so wird auch Emmylou Harris. Je älter, desto besser. Vielleicht ist das nicht sehr originell. Vielleicht hinkt der Vergleich. Aber: es stimmt. Die große Dame des Country wirkt mit ihren 64 Jahren vitaler und experimentierfreudiger denn je. Soll mir bloß keiner mit "Alterswerk" kommen ...

Nein, damit würde man weder der Ikone des anspruchvollen Country-Sounds, noch dem von Jay Joyce produzierten Album "Hard Bargain" auch nur annähernd gerecht werden. Wie um das gleich einmal gerade zu rücken, legt sie mit "The Road" auch gleich einmal fulminant los: ein sehr moderner, geschliffener Country-Rocker - gewidmet einem Pionier des Genres und einem ihrer wichtigsten Wegbegleiter: dem viel zu früh verstorbenen Gram Parsons. Vor 37 Jahren ist der sanfte Rebell an zu viel Ruhm verstorben, die Wunden des Verlusts scheinen immer noch nicht ganz bei Emmylou Harris verheilt zu sein. Wobei der Song keineswegs ein trübsinniges, in Moll getauchtes Wehklagen ist. Im Gegenteil: der Song strahlt Zuversicht und Lebensfreude aus.

Das gilt - zumindest harmonisch - erstaunlicherweise auch für "My Name Is Emmett Till". In dem Titel geht es um einen Mord an einem 14jährigen farbigen Jungen. Also: Harter Tobak für die Country-Gemeinde. Dass Emmylou Harris in ihren Songs immer wieder unbequeme Themen anpackt, macht sie seit Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Botschafterinnen des Genres.

Doch Emmylou Harris lebt auf der CD auch ihre leichte, luftige Seite aus: Beispielsweise in dem ungewöhnlich poppigen, mit knorrigen Gitarrenriffs versehenen "Six White Cadillacs" und dem verspielten, mit Kindermelodien und einigen Sound- und Sample-Experimenten aufgeladenen "Big Black Dog". So jung war Emmylou Harris nur selten! So originell diese Tracks auch sein mögen - zu den Höhepunkten der CD gehören sie freilich nicht. Für die sind andere zuständig. Zuvorderst "Home Sweet Home", ein Wink, wie traditioneller Country im 21 Jahrhundert klingen kann und soll. Ein exzellenter Track! Das auf stark getrimmte und irgendwie stur im 2/4-Takt geholzte "New Orleans" hat dagegen ganz das Zeug, zur neuen Hymne der geprüften Louisianna-Metropole zu avancieren: Cajun meets Country meets Jetzt-erst-Recht-Haltung.

Zu den weiteren Rosinen im neu angerührten Album-Kuchen gehören zweifellos auch zwei Fremdkompositionen: Der von Ron Sexsmith entworfene Titeltrack überzeugt durch großartige Melodien und ein originelles Arrangement. Das finale, von Produzent und Multi-Instrumentalist Jay Joyce geschriebene "Cross Yourself" verknüpft mit leichter Hand Tiefgang mit sphärischer Leichtigkeit. Ein Song, der sich für jeden "Chill-Out"-Sampler empfiehlt.
Das gilt natürlich keinesfalls für "Darlin' Kate". Schließlich ist diese leise, eindringliche Ballade ein gesungener Abschiedsbrief an Emmylou Harris' verstorbene gute Freundin und Kollegin Kate McGarrigle. Ein leises, von Klavier, Banjo und Geigen begleitetes Good-bye. Sehr intensiv und berührend. Vielleicht der schönste Song der CD.

Fazit: Die Großmeisterin läuft zur Top-Form auf: abwechslungsreich, vielfältig, gleichermaßen traditionell und modern. Emmylou Harris gibt mit der CD einen Fingerzeig für die Zukunft der Countrymusic.

Label: Nonesuch (Warner) VÖ: 22. April 2011

  • Titelliste


01 The Road 08 Hard Bargain
02 Home Sweet Home 09 Six White Cadillacs
03 My Name Is Emmett Till 10 The Ship on His Arm
04 Goodnight Old World 11 Darlin' Kate
05 New Orleans 12 Nobody
06 Big Black Dog 13 Cross Yourself
07 Lonely Girl

vgw
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