Damit ist auch schon einiges über die Musik Duos gesagt. Klar, auch sie sehen Country eher als Basislager für ihren Sound. Doch wie die meisten angesagten jungen Nashville-Acts, brechen auch sie auf einen musikalischen Trail aus, der sie vorwiegend in rockige und poppige Gefilde führt. Das deutet das talentierte Ehepaar schon auf den Coverfotos an. Er: Ziegenbärtchen, Schiebermütze, Lederjacke. Sie. Schmuck, Schminke, Minirock, Lederstiefel und eine Hochfrisur, die an 70er-Jahre-Vampierfilme denken lässt. Gewagt, gewagt ...
Natürlich, möchte man wieder einmal sagen, gehen Thompson Square musikalisch deutlich weniger Risiko ein. Ihr Mix aus rockigen Gitarrenriffs, strammen Beats, Balladen, hymnischen Refrains und countrytypischem Handwerkszeug (Steel Guitar, Mandoline, Fiddle) rühren auch so gut wie alle anderen jungen Crossover-Acts an. Was ist also das Besondere an Thompson Square, außer dass ihre Zusammenarbeit auch einen Ehering trägt? Kurz gesagt: nichts. Zumindest nicht viel. Aber: sie liefern astreine Qualität ab. Und: sie waren auch maßgeblich beim Songwriting der zwölf hier versammelten Tracks beteiligt.
Unter Mithilfe von Songschmiede der Premium-Klasse, wie Jason Sellers ("I Got You"), David Lee Murphy ("Are You Gonna Kiss Me Or Not"), James LeBlanc ("My Kind of Crazy") und Kip Moore ("All The Way") gelingen ihnen schlichte, aber eingängige und ziemlich dynamische Songs. Produzent ist ein, ähem, gewisser "NV". Wer immer das auch sein mag, er versteht sein Handwerk und zimmert dem Zweiergespann einen zwar rockigen, aber nur selten überfrachteten Sound auf den Leib. Das funktioniert bei einer Ballade wie "Glass" genauso wie bei dem exzellent rockigen "My Kind of Crazy". Ein bisschen viel Drumherum und viel zu viel Klischee bietet dagegen die erste Single-Auskopplung "Let's Fight". Ein Fehlgriff, wie auch die enttäuschende Platzierung nahelegt.
Dass sie es besser können, zeigen sie zum Beispiel in dem souligen, bluesigen, im Dreivierteltakt gehaltenen "If It Takes All Night" – ein Track, bei dem sich die zwei, wie häufig, die Leadvocals teilen, mit zwingender Melodie und mit einem superben Gitarrensolo. Damit und auch beispielsweise mit dem finalen, sehr rauen und blues-rockigen "One of Those Days" bieten Thompson Square immerhin ab und an Songs, abseits von allen Nashville-Klischees. Mehr davon wäre wünschenswert. Vielleicht ja beim nächsten Mal ...
Fazit: Ein weiteres Männlein/Weiblein-Duo. Dieses Mal sogar mit Trauschein ausgestattet – aber auch mit Talent, Stimme und guten Songs. Solider Country-Pop-Rock.
Label: Stoney Creek (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 8. Februar 2011 |
01 | I Got You |
02 | Are You Gonna Kiss Me Or Not |
03 | Glass |
04 | My Kind of Crazy |
05 | Getaway Car |
06 | All The Way |
07 | Let s Fight |
08 | Who Loves Who More |
09 | If It Takes All Night |
10 | As Bad As It Gets |
11 | I Don't Wanna Miss You |
12 | One of Those Days |