Im Besonderen gilt dies für den seit Ende der 80er Jahre als Profimusiker arbeitenden George McAnthony. Seine, passend zum Covermotiv betitelte CD "Dust Off My Boots" ist bereits sein 14. Album. Und 14 neue, selbstgeschriebene Titel - plus die Coverversionen "Mexico" und "Pay Me My Money Down" als Bonustracks - weisen ihn als Countrymusiker von echtem Schrot und Korn aus. Mehr noch: Seine von ihm selbst produzierte und in Nashville mit den Stars der Studioszene eingespielte CD ist absolut konkurrenzfähig. Sein Sound klingt glatt noch weniger nach Südtirol als sein Künstlername.
Sicher, gesanglich fehlt im die Coolness eines Tim McGraw oder der bestimmte Twang der Altmeister. Aber er schlägt sich in den ausnahmslos englisch gesungenen Titeln wacker. Wer Italo-Englisch à la "ei wanna kiiiess se görl" erwartet, wird (positiv) enttäuscht. Das ist souveränes, nahezu akzentfreies Englisch. In den Songs zeichnet er ein, zugegeben, etwas verklärtes Bild von Freiheit, Natur, Abenteuer, Liebe und Freundschaft. Klarer Fall: ein Romantiker. Musikalisch besinnt sich der Südtiroler Cowboy beim sehr klassischen, sehr traditionellen Country & Western-Sound. Viele der Titel könnte man wegen ihrer schnörkellosen und völlig unhippen Arrangements in den 70er Jahren verorten.
Doch George McAnthony hat mehr zu bieten, als Anachronismus und eine Schwäche für Nostalgie. Er versteht es, simple, aber höchst eingängige und dazu sehr emotionale Songs zu verfassen. Manchmal orientiert er sich dabei am Bluegrass ("Steve The Hawk", der Opener), öfters mal am Rock 'n' Roll ("Still That Boy", "Turn Me Lose"); bei dem im flotten Jazzbesen-Groove angetriebenen "Horseman" standen eindeutig die Dire Straits Pate und beim verhaltenen, etwas düster rockigen "Who Feels The Way" denkt man an Bon Jovi während ihrer raren Countrymomente. Für "Change Rhythm" - das war leicht - hat er sich nicht nur vom Titel her unverkennbar von Johnny Cash' "Get Rhyhtm" die Inspiration geholt. Etwas ruhiger, folklastiger, vielleicht sogar etwas esoterisch geht der Italo-Westmann bei dem keltisch angehauchten "Irish Sunrise" und der prächtigen Ballade "Hold Me" zu Werke. Man sieht: George McAnthonys musikalischer Claim ist weit und vielfältig abgesteckt.
Und grandios kompetent umgesetzt. Immerhin buchte er für die Sessions die Hilltop Studios in Nashville - und dazu das A-Team der Session-Szene. Darunter: Paul Franklin (Pedal Steel, Dobro), Owen Hale (Drums), Rob Hajacos (Fiddle) und Brent Mason (Gitarre). Gerade Letzterer zeigt auf der CD des italienischen Ragazzo wundervolle Spielfreude.
Fazit: Die Italiener haben Country im Blut - das beweist der Südtiroler George McAnthony eindrucksvoll mit seiner 14. CD. Aufgenommen in Nashville, mit der Crème der Szene.
Label: George McAnthony (Eigenvertrieb) | VÖ: 17. Juni 2010 |
Titelliste CD
01 | Steve The Hawk | 09 | Show Me The Way |
02 | Dust Off My Boots | 10 | Change Rhythm |
03 | Horseman | 11 | Irish Sunrise |
04 | Still That Boy | 12 | Hold Me |
05 | Who Feels This Way | 13 | Fly Little Bird |
06 | Country Gypsy | 14 | Nashville Calling |
07 | Reach For The Moon | 15 | Mexico Medley: Mexico / Pay Me My Money Down |
08 | Turn Me Loose |