Fryman - Lebensspuren

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Redaktionswertung Bewertung: 3 Sterne = OK
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Fryman? Das muss schon mal erklären. Also: Fryman ist ein aus dem Sänger, Texter, Multiinstrumentalisten und Namensgeber Erik Fryman und dem Truck Stop-Gitarristen Dirk Schlag bestehendes neues Duo. Trotz Country-Referenzen fließen aber, so viel vorab, keine Genre-Klänge in das Debüt-Album "Lebensspuren" ein. Die 14 Eigenkompositionen sind eindeutig im deutschsprachigen Pop angesiedelt. Eingängig - aber mit reichlich Message und Sendungsbewusstsein aufgeladen.

Erik Fryman, der etliche Jahre als Keyboarder, Gitarrist und Sänger in der Wolf Maahn Band seine Brötchen verdiente, ist für die Texte verantwortlich. Kein hohles Bla-Bla, kein vertrautes auf-Liebe-reimt-sich-Triebe, sondern metaphern- und bildreich geht der studierte Musiker dabei zu Werke. Auf seiner Website erfährt der geneigte Leser, dass er mit "Lebensspuren" sogar zweigleisig unterwegs ist: als Sänger und als Schriftsteller. Respekt ...

Aber auch: Vorsicht! Denn auch ohne das Wissen über Frymans schriftstellerische Ambitionen bekommt man beim Hören der melodisch ausnahmslos gefälligen Tracks schnell den Verdacht, dass hier bestehende Prosa vertont wird. Und: Dass die Texte ursprünglich womöglich gar nicht für Songs vorgesehen waren. Nicht nur, weil sich Fryman meistens nicht an das - Vorsicht Kalauer! - deutsche Reimheitsgebot hält. Auch weil er manche Textzeilen einfach bemüht in die Strophe quetscht. Betonungen und Phrasierungen leiden da ab und an darunter; die Songs werden etwas unrund.

Zumal Erik Fryman kein typischer Storyteller ist. Im Gegensatz zu den Kollegen aus Nashville erzählt er meistens keine Geschichten vom, wie es so schön heißt, "Mann von der Straße". Keine kleinen Episoden in denen sich der Hörer wieder findet und die dann, nicht selten, große Gefühle bewirken. Frymans Ansatz ist woanders verortet: im dezenten Protestsong. Er übt Sozialkritik, er legt den Finger in die Wunde und er gibt sich in seiner Wortwahl betont phantasievoll, um nicht zu sagen, kryptisch.
Nacheinander bekommen Kirche ("Vielleicht Monsignore"), Manager ("Apocalypso"), Politiker ("Geh nicht leer aus") und Unternehmer ("Zeche 9") - kurz: die üblichen Verdächtigen - ihr Fett weg. Musikalisch geben sich Fryman und Schlag deutlich konventioneller. Größtenteils verpacken sie ihre Episoden in hübsche Popmelodien. Manchmal geht es in Richtung Folk ("Wenn ich mich verlier", "Einfach mal nichts"), manchmal in jazzige, Norah-Jones-typische Gefilde ("Wenn du träumst"). Bei der bereits zitierten Manager-Ohrfeige "Apocalypso" ziehen sie einen Bläsersatz und Latino-Grooves aus dem Ärmel: eine Revue-Nummer in bester Reinhard Fendrich-Tradition - leider aber ohne dessen selbstironischen Wortwitz.
Glanzlichter der CD setzen die Folk-Ballade "Zeche 9" (inspiriert von John Richs' meisterhafter Sozialkritik "Shutting Down Detroit"?) und der soulige Blues von "Aufs Meer". Hier erinnern die zwei dezent an Rio Reiser oder zumindest an Jochen Distelmeyer von Blumfeld. Der Rest: lässt an Pur auf Ecstasy denken. Und das ist gar nicht einmal böse gemeint ...

Fazit: Deutschsprachiger Pop vom neuen Duo - phantasievoll, etwas schräg, etwas zu bemüht im kritischen Anspruch. Aber dennoch unterhaltsam und angenehm zu hören. Leider hält sich Gitarren-Virtuose Dirk Schlag diskret zurück - und Country-Tupfer setzt er schon gar keine. Leider.

Label: DA (DA) VÖ: 7. Januar 2011

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01 Vielleicht Monsignore 08 Wenn Du träumst
02 Alter Mann 09 Zeche 9
03 Wie beim ersten Mal (1974) 10 Aufs Meer
04 Wenn ich mal verlier 11 Abschreiben
05 Apolcalypso 12 Einfach mal nichts
06 Geh nicht leer aus 13 Stille Wasser
07 Nichts außer Liebe 14 Mach Dich auf den Weg

vgw
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