Various Artists - Coal Miner's Daughter: A Tribute to Loretta Lynn

Erst vor einem Jahr wurde die Künstlerin von der Industrie mit der Verleihung des "Lifetime Achievement Award" (Auszeichnung für ihr Lebenswerk) gefeiert. Nun sind es also jede Menge Top-Interpreten, die Loretta Tribut zollen. Zwölf Stücke aus einem Zeitraum der vergangenen 50 Jahre sind auf dem Album zu hören. Das titelgebende Stück "Coal Miner's Daughter" schaffte es vor 40 Jahren an die Pole-Position der Charts und ist bis heute eins ihrer bekanntesten Lieder.

Zugleich ist der Titelsong, mit dem das Album seinen Abschluss findet, die einzige Nummer, bei der Loretta Lynn auf ihrer eigenen Tribute-CD selbst zu hören ist. Zusammen mit Sheryl Crow und Miranda Lambert interpretiert sie ihren Klassiker neu. "Die beiden haben durch ihren Gesangsstil etwas ganz Neues in den Song eingebracht", sagt Loretta über die Neufassung, die einfach nur wunderbar gelungen ist.

Los geht das 35-minütige Hörvergnügen mit der in letzter Zeit etwas in Vergessenheit geratenen Gretchen Wilson. Dennoch - eine glaubwürdigere Interpretin für "Don't Come Home a Drinkin' (With Lovin' On Your Mind)" hätte man in der Szene kaum finden können. Überaus klassisch und gut fallen ebenso die Interpretationen der stimmstarken Carrie Underwood "You're Lookin' At Country" und ihrer Kollegin Faith Hill mit "Love Is The Foundation" aus.

Ein eingespieltes Team bilden Steve Earle und Allison Moorer für das feine "After The Fire Is Gone" - kein Wunder, sind die beiden doch privat ebenfalls ein Paar. Dass sie als Duett-Partner alles andere als unerfahren sind, hört man dazu Alan Jackson und Martina McBride beim herrlichen "Louisiana Woman, Mississippi Man" an. Bei so gelungenen Neuaufnahmen braucht sich selbst der damalige Duett-Partner Conway Twitty nicht in seinem Grab umdrehen.

Etwas aus dem Rahmen fällt "Rated X", dass eher sparsam inszeniert aus den Boxen schallt. Klein Wunder, spielte die nur zweiköpfige Band The White Stripes das Stück extra minimalistisch in einem Hotelzimmer in der Nähe ihrer Detroiter Heimat ein.

Nur mit der Acoustic-Gitarre untermalt ist "You Ain't Woman Enough (To Take My Man)", das ebenfalls zu den flächendeckend bekannten Loretta Lynn-Songs gehört. Die jugendlich-schöne Stimme von Hayley Williams kommt bei der Aufnahme leider etwas zu leise rüber. Das liegt vielleicht aber nur daran, dass man die agile Frontfrau der Alternative-Rock-Formation Paramore aus dem an Nashville angrenzenden Franklin sonst eben viel lauter kennt. Country-Fan Kid Rock ließ sich ebenfalls nicht lumpen, und steuerte das groovende "I Know How" bei, dass Loretta Lynn 1969 erstmals veröffentlichte.

Komplettiert wird der Rundling mit dem swingenden "If You're Not Gone Too Long" von Reba McEntire, die dabei musikalische Unterstützung von "The Time Jumpers" (genau, die Band mit Vince Gill an der Gitarre) bekommt. Dazu kommt ein waltziges "Somebody Somewhere (Don't Know What He's Missin' Tonight)" von Lucinda Williams und selbstverständlich eine aufgefrischte Fassung von "I´m A Honky Tonk Girl", für die sich Country-Traditionalistin Lee Ann Womack ins Studio begab.

Fazit: Aus gutem Grund ist die Tribut-CD das erste Album, das als Qualitätssiegel eine CMN-Empfehlung erhält. Steht also Country drauf und ist viel Country drin. Mehr Superstars bei einem Projekt auf einer CD man kaum verlangen, oder?