Jamey Johnson - The Guitar Song

CD Cover: Jamey Johnson - The Guitar Song
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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = sehr gut
Userwertung

Einerseits untertreibt er. Andererseits aber übertreibt er auch ein bisschen, der gute Jamey Johnson. "The Guitar Song" nennt der in den letzten Jahren mit Awards, Auszeichnungen und Edelmetall überschüttete Sänger und Songwriter sein neuestes Werk. Das klingt nach wenig Holz. In Wahrheit hält die neue CD zwei Tonträger mit insgesamt 25 Tracks parat. Pures Understatement also.

Weniger bescheiden nehmen sich dagegen Konzept und Aufmachung des mittlerweile zottelbärtigen Künstlers aus: Die schwarz-weißen Booklet-Fotos erinnern an den Stones-Meilenstein "Exile On Mainstreet", die Betitelung "White Album" und "Black Album" der beiden CDs natürlich an die Beatles. Wenn das mal keine Vergleiche sind...

Doch Jamey Johnson kann sich ein Messen auf höchstem Niveau mittlerweile freilich leisten. Jüngster Beleg: "The Guitar Song" kam Mitte September in die amerikanischen Läden – und eroberte prompt Platz eins der Country- und einen mehr als respektablen vierten Rang in den Billboard-Hot 200-Charts. Er ist: ein Star.

Aber einer, der – so muten die Bilder, die Songs, die Inhalte und auch die Produktionsweise an – auf Rummel, Klimbim und Glamour keinen Bock hat. Er gibt sich grüblerisch und düster und nachdenklich. Es hat sogar den Anschein, dass ihn der Ruhm und der kommerzielle Erfolg in Wahrheit nicht so sehr interessieren. Bester Beleg dafür ist der Opening-Track des schwarzen Albums: "Lonely At The Top". Obwohl in gut gelaunte Melodien verpackt, singt er sich mit dröhnender Bass-Stimme die Sorgen und Ängste eines Countrystars von der Seele. Das ist mehr als hörenswert – wenngleich nicht autobiografisch. Denn geschrieben haben den Titel schon Ende der 80er Jahre keine Geringeren als Keith Whitley, Chick Raines und Don Cook.

Wenn sich Johnson mal bei Songs aus fremder Feder bedient, dann nur bei den größten und besten ihres Fachs. Bei Songschmiede wie Mel Tillis ("Mental Revenge"), Hank Cochran ("Set ‘Em Up Joe") oder – natürlich! – Kris Kristofferson ("For The Good Times"). Drunter macht er’s nicht. Ähnlich anspruchsvoll ist der neue haarige Stern am Countryhimmel auch bei der Wahl seiner verschiedenen Co-Autoren. Als da unter anderem wären ... Legende Bobby Bare bei der Ballade "Cover Your Eyes", James Otto beim schwerblütigen, träge dahinstampfenden Southern-Rock "Can’t Cash My Checks", Teddy Gentry (von Alabama) mischte bei dem groovigen R&B von "By The Seat Of Your Pants" mit und Kenny-Chesney-Produzent Buddy Cannon bei "Dog In The Yard". Eine herrliche Zusammenarbeit kam auch mit – garantiert ein Bruder im Geiste – Bill Anderson zustande. Den Titeltrack haben sie gemeinsam (mit Vicky McGehee) geschrieben und natürlich wundervoll eingesungen.

Vermutlich haben sich Jamey Johnson und das Produzententeam der Kent Hardly Playboys jede Menge Gedanken darüber gemacht, welcher Track jetzt auf das weiße, beziehungsweise auf das schwarze Album kommt. Letztendlich aber ist das alles gar nicht so wichtig. Denn ob hier oder da – die Songs sind klasse, die Interpretationen stets charismatisch, gefühl- und hingebungsvoll. Bei aller Kunst und Kunstfertigkeit sind die beiden Tonträger auch höchst unterhaltsam und abwechslungsreich. So reicht die stilistische Palette vom ruhigen, akustischen Blues ("Mental Revenge") über düstere Balladen ("Heaven Bound") und rockige, an lockere Sessions erinnernde Tracks ("California Riots") bis hin zum wundervoll gediegen-nostalgischen Countrysongs inklusive Pedal-Steel und Geigen ("For The Good Times").

Dass in dem stämmigen (erst!) 35jährigen, aus Alabama stammende Musiker trotz aller Rebel-Attitüde ein weiches Herz pocht, macht er häufiger deutlich. Am schönsten wohl in dem sansoweichen "I Remember You". Wer noch einen Titel für das Candle-Light-Dinner mit der Angebeteten sucht, sollte hier mal reinhören.

Fazit: Jede Karriere hat ihre Highlights – dieses hier krönt zweifellos den bisherigen Werdegang von Jamey Johnson. Eine Meisterleistung, mit hohem Unterhaltungswert dazu.

Label: Mercury Nashville (nicht in Deutschland erschienen) VÖ: 28. September 2010

  • Titelliste CD 1

  • Titelliste CD 2

  • Links


01 Lonely At The Top 07 Heaven Bound
02 Cover Your Eyes 08 Can't Cash My Checks
03 Poor Man Blues 09 That's How I Don't Love You
04 Set `Em Up Joe 10 Heartache
05 Playing The Part 11 Mental Revenge
06 Baby Don't Cry 12 Even The Skies Are Blue

01 By The Seat Of Your Pants 08 Good Morning Sunrise
02 California Riots 09 Front Porch Swing Afternoon
03 Dog In The Yard 10 I Remember You
04 The Guitar Song (Featuring Bill Anderson) 11 Good Time Ain't What They Used To Be
05 That's Why I Write Songs 12 For The Good Times
06 Macon 13 My Way To You
07 Thankful For The Rain

vgw
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