Und - keine Sorge - "Better Than I Used to Be" ist keine politische oder patriotische Songsammlung geworden. Vielmehr ist es eine Rückbesinnung. Denn der begeisterte Angler dreht die Zeiger der Zeit zurück zu seinen ersten Veröffentlichungen, die bis heute - auch kommerziell betrachtet - seine wertvollsten gewesen sind.
Ganz dem Motto "Back to the Roots - I come back in Cowboyboots" stellt Kershaw schon mal zum Auftakt klar, dass er längst noch nicht ins Country-Altersheimgehört. Klar, ist das rockende und mit Mundharmonika veredelte "That Train" nicht eine Ausgeburt an Originalität, aber es sorgt für einen durchaus überschwänglichen Auftakt des Albums.
Mit dem Titelsong folgt danach gleich das Herzstück der Platte. Eine sanfte, verletzliche und zudem ehrliche Ballade mit einem Text, der für sich selbst spricht. "I ain't no Angel but I've been sittin' out a few more Dances with the Devil" und "I can finally stand the Man in the Mirror I see - I ain't as good as I'm gonna get - but I'm better than I used to be", singt Kershaw - und man glaubt ihm. "Es gibt nicht viele Songs, die ich nicht singen könnte. Aber ich würde niemals einen Song aufnehmen, wenn ich das, was ich singe, nicht selbst erlebt hätte. Dieser Grundsatz gilt für alle meine Alben und meine ganze Musik", sagt der ehemalige Trinker und mehrfach geschiedene Künstler, der derzeit in Lafayette wohnt.
Es folgt der "Saltwater Cowboy", den der singende Politiker ebenso routiniert rüberbringt, wie Tracy Byrd auf seiner Platte von 1996. Leicht und ein wenig romantisch, aber nicht so fesselnd geht es mit "Everybody Wants My Girl" weiter, bevor das charmant-kurzweilige "Through The Eyes of a Woman" folgt. Fans der ersten Kershaw-Werke werden diesen Song sicher schnell ins Herz schließen.
Wer es auf der Tanzfläche lieber noch etwas schneller angehen lässt, trifft mit dem Stimmungsbringer "I Ain't Fallin For That" sicher keine falsche Entscheidung. Auch das zur Gattung schnellerer Stücke gehörige "I See Red" gefällt, auch wenn der Song insgesamt keine echten Chancen auf einen Hit besitzt.
Da einige seiner größten Lieder Balladen waren, steuert Kershaw der CD noch drei ruhige Stücke bei. Alle erreichen allerdings nicht die Tiefe und den Wiedererkennungswert des oben gelobten Titelsongs. "Takin' The Long Way Home" ist einfach zu unspannend und klingt dazu schon etwas altbacken, während das traurig-stimmende "The Snow White Rows of Arlington" trotz schön gesungenem Refrain zu monoton bleibt. Immerhin punktet "Like I Even Wasn't There" mit einer schön erzählten Story.
Übrigens hat Kershawzwei prominente Unterstützer für das Album gefunden. So saß mit Buddy Cannon niemand geringeres als der Stamm-Produzent von Kenny Chesney an den Reglern. Eher stimmlich ist dagegen die Hilfestellung von Jamey Johnson ausgefallen - mit ihm zusammen covert Sammy den Dr. Hooks-Klassiker "On The Cover of The Rolling Stone" aus dem Jahr 1972. Eine coole Nummer ist das Ergebnis.
Fazit: Kershaw will 2010 nicht nur in der Politik Stimmen sammeln. Anhänger der ersten Stunde wird die Rückbesinnung auf alte Tugenden gefallen. Für ein richtiges Comeback fehlen der CD aber die echten Hits. Dazu sollte Kershaw ruhig den Mut haben, mehr Up-Tempo-Material statt durchschnittlicher Balladen anzubieten.
Label: AGR Television (Sony) | VÖ: 27. August 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | That Train | 07 | I Ain't Fallin' For That |
02 | Better Than I Used to Be | 08 | Like I Wasn't Even There |
03 | Saltwater Cowboy | 09 | The Cover of The Rolling Stone (mit Jamey Johnson) |
04 | Everybody Wants My Girl | 10 | I See Red |
05 | Through The Eyes of A Woman | 11 | Taking The Long Way Home |
06 | The Snow White Rows of Arlington |