Wer John Wayne liebt, also richtige Kerle, der muss Christoph, Mitch und Marcel lieben. Wir wissen so gut wie nichts (noch nichts!) über die drei prächtigen, Karohemden, Jeans und schwarze (oder braune) Cowboyhüte tragenden Burschen aus Berlin. Aber Cowboys sind bekanntermaßen keine Plaudertaschen. Wir kennen nur ihre Vornamen, ihre Augenfarbe (braun wie Rindsleder!) und wir ahnen, dass es Musiker sind. Weil sich auf den Fotos einer der drei Großstadtcowboys auf eine Gitarre stützt, der andere sich ans Klavier lehnt, vermuten wir das. Welche Töne der Dritte mit dem Lasso einfängt, bleibt das Geheimnis des BBQ-Trios. Aber eines ist klar, wie der Morgenhimmel über der Prärie: Sie sind Musiker, die schon immer die Liebe zu Country-Music in sich trugen und den Wunsch nach einem echten Sommer. Und der begann – wie wir alle wissen – in diesem Jahr äußerst bescheiden mit Dauerregen und Maximaltemperaturen von zehn Grad. Dieser Zustand brachte die drei Kumpels aus Berlin auf eine blendende Idee (man sieht die drei breit grinsend auf dem Cover ihrer CD wie sie sich über diese blendende Idee freuen!): Sie stellten sich Rudi Carrells Frage aus den 70er Jahren noch mal ganz neu: "Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?"
Gunther Matejkas Beurteilung: Letztendlich geht es doch nur um die Musik. Und welche Gefühle Songs, Stimmen und Sound verursachen. Im Falle von Christoph, Mitch und Marcel von BBQ sind sie - zumindest in meinem bescheidenen Falle - ganz angenehm. Nicht euphorisch, sicher nicht, aber allemal ok. Denn: ihre Musik macht Laune. Sie hat was Leichtes, manchmal sogar Originelles, wenn sie Evergreens ("Wann wird's mal wieder richtig Sommer"), Ballermann-Hits ("Das geht ab!") und Pop-Opern ("Durch den Monsun") durch den Country-Kakao ziehen. Ab und an können sie mit ihren Fiddle- und Pedal-Steel-Arrangements den vertrauten Melodien sogar neue, überraschende Klangfarben abringen. Ein gutes Beispiel ist hierfür "Haus am See" – für mich wärmer und lebendiger als das Original von Peter Fox. Handwerklich gibt's nichts zu meckern. Das aus Michael Niedzwetzki, Marcel Brell und Christian Geller den drei Sängern beiseite stehende Musiker-Trio versteht ihr Handwerk vortrefflich - wie verschiedene Intros, Outros und Interludes deutlich machen. Die Songtexte sind zugegebenermaßen häufig so platt, wie das Land in Schleswig-Holstein. Verantwortlich dafür sind aber die verschiedenen Songschreiber. Und interpretatorisch? Auch da kann man nichts dagegen sagen. Fazit: Die drei adretten, glatt rasierten, artig lächelnden Großstadt Cowboys singen so geschmeidig, dass Großstadt-Cowgirls nur so dahin schmelzen werden. Dagmar aber wohl weniger ... |
Und weil es clevere Musiker sind, machten Christoph, Mitch und Marcel an einem verregneten Berliner Samstagnachmittag aus einer tollen Idee einen tollen Country-Song und ein tolles Album mit 12 Hits ganz nach dem Motto "Schlager meets Country". Wer das Album aufklappt der riecht ihn: den Duft von Abenteuer und Freiheit! Und das sind exakt die Dinge, die die Jungs mit ihrer Musik ausdrücken wollen: "Freiheit und Individualität". Marcel wird dazu von seinem Label Koch Universal zitiert: "Wie oft haben wir im Studio beim Einspielen des Albums davon geträumt, mit einem 1962er Mustang durch Kalifornien zu fahren. Cowboys sind frei. Frei von Sorgen und frei von Angst. Zumindest in der Welt von BBQ."
Die Jungs nahmen die Herausforderung an, denn ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss und als echte Kerle taten sie, was große Vorbilder wie The Twang, Texas Lightning und The BossHoss bereits mit unheimlichem Erfolg (richtig gut) tun und dabei Millionen begeistern und einsacken: Schlager, Pop- und Rocksongs in Country-Sound verpacken. So wie ein Cowboy ein verwaistes Kälbchen in seinen Staubmantel hüllt. Nichts blieb von den drei Berliner BBQ-Cowboys verschont. Was sie auf der weiten deutschsprachigen Schlager-Prärie auftrieben, vor die Flinte oder unter die Hufe bekamen, das digitalisierte, masterte, mixte und verwandelte das gnadenlos erfahrene Team von Xyres-Music in seinem Berliner Studio (mit Blick über Berlin!) zu astreinen “Country-Songs”!
Nach einem Fiddel- und Banjo-Intro wissen alle Hörer wo der Hase, pardon das Pferd entlangläuft: Country Music! Dann geht's los mit "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" (Rudi Carell), der Frage, mit der alles begann. Gefolgt von "Das geht ab!" (Frauenarzt & Manny Marc), "Cowboy & Indianer" (Olaf Henning), "Haus am See" (Peter Fox) (Ja, verdammt, auch den hat's erwischt!), "Ein Stern, der deinen Namen trägt" (D.J. Ötzi & Nik P), "Hamma!" (Culcha Candela), "Liebeskummer lohnt sich nicht" (Siw Malmkvist), "Sie liebt den DJ" (Michael Wendler), "Durch den Monsun" (Tokyo Hotel), "Ich bau' dir ein Schloss" (Jürgen Drews), "Verdammt ich lieb dich" (Matthias Reim) und - bitte Fußballfreunde nicht hinhören! - "54 74 90 2010", der Fußball-Kultsong der Sportfreunde Stiller. Unterbrochen wird das Banjo- und Gitarren-getunte Sammelsurium von drei gezupften und mit zirpenden Grillen hinterlegten "Zwischenspielen", und natürlich wird die Grillparty mit einem melancholischen Outro beendet. "Das Ergebnis ist beeindruckend", sagt Koch Universal.
Fazit: Cowboy-Klischees mit Schlagertouch. Muss man nicht unbedingt haben.
Label: Koch Universal (Universal) | VÖ: 16. Juli 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | Intro | 10 | Liebeskummer lohnt sich nicht |
02 | Wann wird's mal wieder richtig Sommer | 11 | Sie liebt den DJ |
03 | Das geht ab! | 12 | Durch den Monsun |
04 | Cowboy & Indianer | 13 | Interlude |
05 | Interlude | 14 | Ich bau' dir ein Schloss |
06 | Haus am See | 15 | Verdammt ich lieb dich |
07 | Ein Stern (der deinen Namen trägt) | 16 | 54, 74, 90, 2010 |
08 | Hamma! | 17 | Outo |
09 | Interlude |
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