Aber das Leben heilt offenbar selbst die hässlichsten Wunden. Mindy McCready verzeihte ihrem Grobian und gebar ihm knapp ein Jahr später einen Sohn. Ts, ts, ts ... Ein Happy End bedeutete dies für die Country-Pop-Sängerin allerdings noch längst nicht: Ende 2007 saß sie schon wieder für ein paar Monate ein. Doch – Trommelwirbel, Fanfare, Tusch – sie ist wieder zurück: Stolz sagt sie "I’m Still Here".
Nicht nur das. Sie kehrt zurück und ist besser denn je. Das mag nach Phrasen vom Schlage "Phönix aus der Asche" und "gefallenen Engeln" klingen, nach rührseligem Comeback einer auferstandenen Heldin. Doch: Selbst bei kritischer Betrachtung kann das neue Album der in Florida geborenen Sängerin vollauf überzeugen. Und das ist mehr als erstaunlich.
Das Cover ziert nicht, wie sonst bei ihr üblich, ein Hochglanzfoto, das Mindy McCready mit möglichst wenig Textilien zeigt. Nein, es ist ein Gemälde, das sie im Profil nach Nirgendwo blickend abbildet. Ein bisschen billig und künstlerisch weit weniger wertvoll wie der Tonträger. Der geht schon mal furios los. Furios leise und mit keltischen Klängen. Furios auch ihr bald einsetzender Gesang: So hat man die kleine Mindy McCready mit der großen Klappe noch nie gehört: Ausdruck, Phrasierung und Intonation sind einfach grandios. Die Stimme ist, wen wundert’s, etwas dunkler gefärbt und klingt nach gelebtem Leben. Ihr Timbre bringt überdies weit mehr Country ins Klangbild als zu Zeiten ihrer großen Erfolge.
Damit sind die guten Nachrichten aber noch längst nicht zu Ende. Im Gegenteil. Denn auch musikalisch hat sie mehrere Schippen drauf gelegt. Anstatt eher platter Anmache und noch platterem Aufsingen erotischer Schlüsselreize, geht die Rückkehrerin nunmehr in die Tiefe. Und keine Frage, sie weiß wovon sie bei "Wrong Again", "The Way You Make Me Melt" oder "I Hate That I Love You" singt. Bei einigen Titeln bietet sie nicht nur eine exzellente Gesangsperformance, sie zeigt auch Talent als Co-Autorin. Vielleicht muss man erst von weit oben nach ganz unten fallen, um einen Song wie "I’m Still Here" schreiben und dann auch noch so singen zu können. Dass es sich dabei um eine eher pathetisch angelegte Ballade handelt, muss man wohl kaum erwähnen.
Doch in ihr lodert natürlich auch noch das Feuer. Das beweist sie bei den sehr rockigen, sehr starken Titeln wie "I Want A Man" und "The Way You Make Me Melt", bei denen sie ebenfalls als Co-Autorin fungierte. Was Mindy McCready mittlerweile als Sängerin drauf hat, wird aber vor allem in den ruhigen, akustischen Songs deutlich. In der akustischen Version von "By Her Side" und in der getragenen, von Klavier und Geigen geprägten Version von Garth Brooks‘ Smash-Hit "The Dance" etwa.
Um an die frühe, erfolgreiche, sexy Mindy McCready zu erinnern, stimmt sie gegen Ende der 13 Songs starken CD ihre beiden größten Erfolge an: "Ten Thousand Angels" und das unvermeidliche "Guys Do It All The Time". Auch wenn sie beide Tracks heute weitaus besser singt – letzterer Titel wirkt mit seiner simplen Message auf dieser CD wie ein Fremdkörper. Und das ist als Kompliment gemeint.
Fazit: Ein gefallener – und wieder auferstandener Engel: Die wilde Mindy McCready überrascht mit einem hervorragenden Comeback.
Label: Linus (Alive) | VÖ: 7. Mai 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | Wrong again | 08 | The dance |
02 | By her side | 09 | I hate that I love you |
03 | I want a man | 10 | Fades |
04 | I'm still here | 11 | By her side (Acoustic Version) |
05 | I want to love you | 12 | Guys do it all the time |
06 | Songs about you | 13 | Ten thousand angels |
07 | The way you make me melt |
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