Shelby Lynne - Identity Crises

CD Cover Shelby Lynne - Identity Crisis
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Fast hätte man geglaubt, Shelby Lynne wäre dem Country verloren gegangen. Doch fünf Jahre nach ihrem rocklastigen Beinahe-Durchbruch mit "I Am Shelby Lynne" (seinerzeit Grammy-Gewinner für Best New Artist) und vier Jahre nach dem von Alanis-Morissette-Produzent Glen Ballard betreuten Albums "Love Shelby" überrascht die US-Singer/Songwriterin mit einer Rückkehr zum Country und ihrem wohl persönlichsten Album: "Identity Crisis". Die Mittdreißigerin Lynne hat alle zwölf Songs selbst geschrieben, die komplexen Vocalparts selbst eingesungen und auch die übrigen Instrumente weitestgehend selbst eingespielt. Für einige Bassparts und Streicherarrangements wurden Gastmusiker gebucht, der prominenteste darunter ist Little Feats Bill Payne: Der schmirgelte an nur einem Tag die Keyboardparts auf der Hammondorgel über einige der Songs (besonders schön auf dem feinst rockenden Track "I'm Alive").


Shelby Lynne nahm zwischen 1998 und 1995 fünf Country-Alben auf, sang mit George Jones und Willie Nelson (letzteres wurde leider nie offiziell veröffentlicht) doch ihre Country-Karriere stand immer im Schatten derer ihrer unlängst erfolgreicheren jüngeren Schwester, Alison Moorer, und einem tragischen Schicksalsschlag: Mit 16 musste Lynne erleben, wie ihr Vater - ein Bandleader und zuständig für die Country-Sozialisation der Töchter - im Suff erst Shelbys Mutter und dann sich selbst umbrachte. Die Voraussetzungen für "Identity Crisis" waren einerseits gut: Nach fünf Jahren Tour- und Promotionstress gönnte sich Lynne eine kreative Pause im kalifornischen Palm Springs. Andererseits schlecht: Sie stand ohne Plattenvertrag da. Vielleicht klingt "Identity Crisis" deshalb wie ein Album, bei dem die Künstlerin sich nicht dreinreden lassen musste.

Ausdrücklich dankt sie im Begleittext ihrem neuen Label Capitol dafür, "das Wagnis eines solch persönlichen Albums einzugehen". Mit einiger Verspätung erscheint "Identity Crisis" nun auch offiziell in Deutschland - und das ist auch sehr gut so. 40 Minuten intimer Balladen (toll: "If I Were Smart") mit großartigem Streicherarrangement), aufmüpfigen Folkrocks ("Gonna Be Better"), knarzigem Blues und natürlich exzellentem Country: Stilsicher setzt sie die Pointen, singt den mitreißenden Honky-Tonk-Piano-Rocker "10 Rocks", schmachtet sich durch "Lonesome" einen feinen Country-Walz mit schlauem Streicherarrangement, durchleidet die spartanische Bluesnummer "Evil Man" in bestem Hank-Williams-Stil, tänzelt durch den eleganten Countryswing von "Buttons and Beaus" und "Baby". "Identity Crisis" schließt mit der wundervoll zärtlichen Ballade "One With The Sun". Man wünscht sich aus vollem Herzen, dass sie diese wunderschöne Nummer eines Tages mal im Duett mit Willie Nelson singen wird.

Fazit: Shelby Lynnes Rückkehr zu ihren musikalischen Country-Wurzeln auf "Identity Crisis" zeigt vor allem eines: Manchmal muss man sich verirren, um zu sich selbst zu finden.

Label: Capitol Records (EMI) VÖ: 10. Januar 2005

vgw
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