Nicht immer muss man sich aber für seine Musik erwärmen. Denn: Er kann und will des Öfteren einfach zu viel – hier noch ein Schlenker, da ein Joke, hier ein musikalischer Gag oder ein Lick, da noch eine Anspielung, ein Lacher, ein Überraschungsmoment. Bei seinen letzten Alben führte dieser – freilich extrem virtuose – kreative Overkill zu einer steten Unruhe und Hektik. Und: Man hatte das Gefühl, der schneidige Stetson-Träger nimmt sein eigenes Handwerk nicht so ganz ernst.
So ganz wird man diese Ahnung auch auf "American Saturday Night" nicht los. Wieder gibt Paisley den vor Ideen sprühenden Witzbold. Im Vergleich zu "Play" und "5th Gear" aber erfreulicherweise deutlich sparsamer und dosierter.
Schon alleine deshalb schneidet die CD im Vergleich zu den letzten Werken wesentlich besser ab. Sie ist einfach reifer. Und sie entspricht mit ihren 14 (plus Hidden Track) großzügig bestückten Titeln auch dem großformatigen Leinwandwerk, dessen Entstehungsgeschichte in kleinen Bildern im Booklet gezeigt wird: Schön bunt und knallig und selbstbewusst – aber dann doch nicht zu dick aufgetragen (es zeigt eine naiv gemalte, nächtliche Skyline; gar nicht schlecht!).
Die besten Momente hat das von Frank Rodgers produzierte Album – natürlich, möchte man sagen – in den ruhigen Titeln, in den Balladen, in den etwas leiseren Songs. In Tracks wie der herrlichen, fein traditionell gehaltenen Countryballade "No" (geschrieben von Paisley mit Bill Anderson und Jon Randall), dem akustischen, ganz dem Bluegrass verhafteten "You Do the Math", dem wundervoll traurigen "Then" oder dem sehr entspannten Country-Folk von "Everybody’s Here".
Es sind die Momente, da ist Brad Paisley ganz bei sich, geht er ganz in der Musik auf. Er spielt natürlich auch in diesen Titeln eine vorzügliche Gitarre – aber Soli und Riffs sind dem Song untergeordnet, und nicht – wie leider immer wieder bei ihm – einem Selbstzweck geschuldet.
Im Unterschied zu früheren Werken lebt Paisley auf dem Album seine bislang wenig bekannte bluesige Seite aus. Und: Sie steht ihm gut. Erfreulicherweise geht ihm in dem simplen zwölftaktigen Terrain nur selten der solistische Gaul durch. Im Gegenteil: Sein Solo von "She’s Her Own Woman" gehört zu den echten Glanztaten des Musikers – vom hingebungsvollen Gesang ganz zu schweigen.
Wie sehr er dem bluesigen Metier zugetan ist, wird auch in "Oh Yeah, You’re Gone" deutlich. Immerhin hat Paisley den Song gemeinsam mit Blues-Hero Robben Ford komponiert und gleich auch mit ihm eingespielt. Eine feine Leistung, und für den munteren Brad auch eine Übung in virtuoser Zurückhaltung.
Fazit: Brad Paisley nimmt den Pinsel in die Hand und entwirft ein neues, ernsthafteres Bild von ihm. Neben neuen bluesigen Tönen hält der kreative Überflieger auch wieder herrlich schöne Balladen und Bluegrass-Tracks parat. Ein neuer Meilenstein in seiner Karriere!
Label: Arista Nashville (Sony) | VÖ: 26. Juni 2009 |
Titelliste
Links
01 | American Saturday Night | 09 | You Do The Math |
02 | Everybody's Here | 10 | No |
03 | Welcome To The Future | 11 | Catch All The Fish |
04 | Then | 12 | Oh Yeah, You're Gone |
05 | Water | 13 | The Pants |
06 | She's Her Own Woman | 14 | I Hope That's Me |
07 | Welcome To The Future (Reprise) | 15 | Back To The Future |
08 | Anything Like Me |