Ryan Adams - Jacksonville City Nights

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Als Ryan Adams 2001 erstmals ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat, wurde der Gute regelmäßig mit Bryan Adams verwechselt. Mittlerweile hat sich der 1974 in Jacksonville, North Carolina, geborene Singer/Songwriter in der Musikszene selbst einen Namen gemacht und die Verwechslungsgefahr mit dem kanadischen Bryan deutlich minimiert. Für Verwirrung sorgt er indes immer noch.

Zum Beispiel sein kreativer Output: Der grenzt mittlerweile an eine wahre Veröffentlichungswut: Alleine im Jahr 2003 spuckte er drei Alben aus: "Rock 'n' Roll", "Love Is Hell Part I" und "Love Is Hell Part II". Und das ist noch nichts gegen die Schlagzahl in diesem Jahr. Erst kam die Doppel-CD "Cold Roses", gefolgt von der jetzt erschienenen "Jacksonville City Nights"- und im Dezember ist schon fest die CD namens "29" eingeplant, angeblich ein Album mit durchwegs neunminütigen Singer-Songwriter-Epen. Auch wenn die vielen, vielen neuen CDs für kollektives Kopfschütteln in der Gemeinde sorgen, leidet Ryan Adams keineswegs an musikalischer Diarrhö. Bester Beweis: seine aktuelle Momentaufnahme, "Jacksonville City Nights", eingespielt gemeinsam mit den Cardinals.

Unter'm Strich ist das erstklassiger, größtenteils leiser, sensibler, oft weit über Kitschgrenzen hinweg balladierender, vor allem aber tiefschürfender Alternative Country, was Adams & Co. auf den üppigen 15 Songs bereit halten. Doch der Reihe nach ... Das Album geht- schön verquer- mit dem relaxten Abschiedslied "A Kiss Before I Go" los. Ein Honky-Tonk-Piano klimpert, die Pedal-Steel-Guitar weint herzerweichende Ton-Tränen und auch Ryan Adams legt sich als unglücklicher Liebhaber mächtig ins Zeug. Es scheint, als ob er im Balladenfach etwas geübt und sich ein paar Roy Orbison-Alben reingezogen habe. Jedenfalls erinnert er nicht nur in diesem Track an den seligen Großmeister der unglücklichen Liebe. Auch beim nächsten Song sind Adams und die Cardinals beim Abschiednehmen: "The End" heißt das mit allen Zutaten der traditionellen Country-Küche- Fiddel, Pedal-Steel-Guitar, Piano, Dobro- angerührte Rührstück. Ein prächtig überzogen trauriger Song, der sich auch gut auf Mavericks Meisterwerk "Music For All Occasions" gemacht hätte. Beim dritten Song schlägt das herrlich harmonierende Ensemble musikalisch eine etwas andere Gangart an: Die perlenden Klavier-Akkorde erinnern zunächst an Neil Youngs frühen Meilenstein "After The Goldrush", später meint man, The Band auszumachen. Inhaltlich bleibt selbstverständlich alles beim Alten: "Hard Way To Fall"- Nomen est Omen, wie der Countryfan sagt ...

Die ersten drei Songs sind auch symptomatisch für das gesamte Album: Exzellente, wenngleich meist eindimensional in menschliche Abgründe blicken lassende Stories, verpackt in akustische Country- und Folk-Klänge. Da ist es schon bezeichnend, wenn selbst der lustigste Song der CD den Titel "My Heart Is Broken" trägt. Als Bonustrack haben sie sich konsequenterweise die vielleicht schönste Ballade des Country ausgesucht- und dazu prächtig lässig interpretiert: Willie Nelsons "Always On My Mind".

Fazit: Ein enorm ruhiges, singer-songwriter-lastiges Countryalbum. Besonders für Balladen-Fans ein sicherer Tipp.

Label: Lost Highway (Universal) VÖ: 23. September 2005

  • Titelliste

  • Links

01 A Kiss Before I Go 09 September
02 The End 10 My Heart is Broken
03 Hard Way to Fall 11 Trains
04 Dear John 12 Pa
05 The Hardest Part 13 Withering Heights
06 Games 14 Don't Fail Me Now
07 Silver Bullets 15 Always On My Mind
08 Peaceful Valley

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