Mittlerweile gibt das Promo-Budget für The BossHoss offenbar so viel her, dass sie für die Foto-Session ihres neuen Albums "Do Or Die" nach Amiland düsen und die Ausbeute in einem 24seitigen Booklet präsentieren dürfen: Hoss Power und Boss Burns & Co. in saucoolen Posen in Death Valley. Echt eine Leistung der Herren, dass ihnen bei den übertrieben klischeehaften Lonesome-Cowboys-Sessions nicht das leiseste Grinsen über die stoppelbärtigen Lippen kommt. Oder: die nehmen das mittlerweile glatt ernst? Für bare Münze? Bitte nicht ...
Oder doch? Denn das Album geht reichlich ironiefrei los. Nicht nur das: Mit fast ausschließlich Eigenkompositionen (von Hoss Power höchstselbst verfasst). Und: Mit bretthartem, nicht selten im Overdrive angesiedelten Rock oder Punk. Die Stimmen tief in den Keller gedimmt murmeln oder gröhlen Hoss Power und Kumpel Boss Burns (diese Namen! Klasse!) zu flotten Bumm-Zack-Grooves und scharfen Gitarren-Riffs. Klar, hier und da kämpft sich eine Harp durch das recht wilde Sound-Gestrüpp. Aber Country sind Titel wie "Last Day" oder "Egalize It" deshalb noch lange nicht. Auch nicht das zumindest im Introgroove an ZZ Tops "La Grange" erinnernde "Boon And Bain". Und auch nicht das Blues-rockgige "Jelly Bean" und auch nicht das erstaunlich brav rockende "Break Free" und auch nicht ... Kurz: Wenn man es genau nimmt, dauert es bis Song Nummer neun, bis "Wolf Call", dem alten Elvis-Feger, bis erstmals etwas Countryflair durchschimmert. Ganz dezent freilich. Doch mal ehrlich: Enttäuscht muss deshalb niemand sein. Denn BossHoss waren trotz witziger Country-Cover-Versionen nie eine Country-Band, sondern eben immer nur Country-Darsteller. Und das sind sie immer noch. Durch und durch.
Das macht auch die Bonus DVD deutlich. Sie zeigt die Band bei einem Auftritt im Dezember 2008 in der, wie es scheint, rappelvollen Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg. Gegenüber über ihrer letzten Live-DVD muss man konstanieren: die Band ist größer, reifer, ernster, professioneller aber keineswegs weniger ungestüm geworden. Country-Punk mit Hut und Feinripp. Meist geht die Post furchtbar ab. Und manchmal, wie bei den akustischen Tracks wie "Drowned In Lake Daniels" und "Sugarman", sind sie fast eine echte Countryband. Fast ... Ein Video-Clip ("Last Day"), Songtexte, Bandbio und ein "The BossHoss Songbook" runden die DVD fanfreundlich ab.
Fazit: Die Country-Darsteller haben das Fach gewechselt - Rock und Punk steht auf dem Programm. Feinripp und Hut aber bleiben am Mann. Immerhin ...
Label: Island (Universal) | VÖ: 19. Juni 2009 |
01 | Last Day (Do Or Die) |
02 | Eagleize It |
03 | Boon And Bain |
04 | Jelly Bean |
05 | Break Free |
06 | 21st Century Buttkickin' Love Affair |
07 | Gogogo |
08 | Rock On Rock |
09 | Wolf Call |
10 | Close |
11 | Quick Joey Small |
12 | Shake Your Hips |
13 | Guitars And Cars |
14 | Crazy About Mary |