The BossHoss - Do or Die!

CD Cover: The Boss Hoss - Do Or Die

Irgendwie könnte man auf die sieben Witzbolde von BossHoss glatt neidisch werden. Die Kerle haben nämlich garantiert ihren Spaß daran, wenn sie in Feinripp-Unterhemden, Hüten und Ray-Bans einen auf coolen Cowboy oder Rock ‘n‘ Roller machen. Astreine Parodien, originell vorgetragen – und keinesfalls zu Unrecht mit Erfolg gekrönt. Dass es die fünf Berliner plus zwei Freunde aus Frankreich und Russland mit ihrem verwegenen Schrammel-Sound allerdings zu drei Goldenen Alben bringen würden? Nein, damit durfte man wohl nicht rechnen. Auch nicht damit, dass die Band zu den angesagtesten Live-Acts im Lande werden würde ...

Mittlerweile gibt das Promo-Budget für The BossHoss offenbar so viel her, dass sie für die Foto-Session ihres neuen Albums "Do Or Die" nach Amiland düsen und die Ausbeute in einem 24seitigen Booklet präsentieren dürfen: Hoss Power und Boss Burns & Co. in saucoolen Posen in Death Valley. Echt eine Leistung der Herren, dass ihnen bei den übertrieben klischeehaften Lonesome-Cowboys-Sessions nicht das leiseste Grinsen über die stoppelbärtigen Lippen kommt. Oder: die nehmen das mittlerweile glatt ernst? Für bare Münze? Bitte nicht ...

Oder doch? Denn das Album geht reichlich ironiefrei los. Nicht nur das: Mit fast ausschließlich Eigenkompositionen (von Hoss Power höchstselbst verfasst). Und: Mit bretthartem, nicht selten im Overdrive angesiedelten Rock oder Punk. Die Stimmen tief in den Keller gedimmt murmeln oder gröhlen Hoss Power und Kumpel Boss Burns (diese Namen! Klasse!) zu flotten Bumm-Zack-Grooves und scharfen Gitarren-Riffs. Klar, hier und da kämpft sich eine Harp durch das recht wilde Sound-Gestrüpp. Aber Country sind Titel wie "Last Day" oder "Egalize It" deshalb noch lange nicht. Auch nicht das zumindest im Introgroove an ZZ Tops "La Grange" erinnernde "Boon And Bain". Und auch nicht das Blues-rockgige "Jelly Bean" und auch nicht das erstaunlich brav rockende "Break Free" und auch nicht ... Kurz: Wenn man es genau nimmt, dauert es bis Song Nummer neun, bis "Wolf Call", dem alten Elvis-Feger, bis erstmals etwas Countryflair durchschimmert. Ganz dezent freilich. Doch mal ehrlich: Enttäuscht muss deshalb niemand sein. Denn BossHoss waren trotz witziger Country-Cover-Versionen nie eine Country-Band, sondern eben immer nur Country-Darsteller. Und das sind sie immer noch. Durch und durch.

Das macht auch die Bonus DVD deutlich. Sie zeigt die Band bei einem Auftritt im Dezember 2008 in der, wie es scheint, rappelvollen Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg. Gegenüber über ihrer letzten Live-DVD muss man konstanieren: die Band ist größer, reifer, ernster, professioneller aber keineswegs weniger ungestüm geworden. Country-Punk mit Hut und Feinripp. Meist geht die Post furchtbar ab. Und manchmal, wie bei den akustischen Tracks wie "Drowned In Lake Daniels" und "Sugarman", sind sie fast eine echte Countryband. Fast ... Ein Video-Clip ("Last Day"), Songtexte, Bandbio und ein "The BossHoss Songbook" runden die DVD fanfreundlich ab.

Fazit: Die Country-Darsteller haben das Fach gewechselt - Rock und Punk steht auf dem Programm. Feinripp und Hut aber bleiben am Mann. Immerhin ...

Label: Island (Universal) VÖ: 19. Juni 2009
01 Last Day (Do Or Die)
02 Eagleize It
03 Boon And Bain
04 Jelly Bean
05 Break Free
06 21st Century Buttkickin' Love Affair
07 Gogogo
08 Rock On Rock
09 Wolf Call
10 Close
11 Quick Joey Small
12 Shake Your Hips
13 Guitars And Cars
14 Crazy About Mary
vgw
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