Mehr noch als seine letzten Alben. Denn live ist nun mal live, also ohne Netz und doppelten Boden. Und – was noch wichtiger ist – seine Songs profitieren ganz eindeutig von dem akustisch zugeschnittenen, aufs Wesentliche abgespeckten Bühnensound-Konzept. Songs wie "Ich geh‘ gern vergessene Straßen", "Wir werden nicht älter, wir werden nur noch besser" und "Und dann packt mich der Blues" entfalten erst hier, befreit von so manchem überflüssigen Studio-Schnick-Schnack, ihre eigentliche Schönheit.
Das liegt zum einen an dem natürlich hier ganz besonders motivierten und gut aufgelegten Interpreten – aber auch an der höchst einfühlsam und handwerklich makellos agierenden Backingband. Allen voran: die beiden Nashville-Importe Charlie McCoy an der Bluesharp und Bruce Watkins an der Fiddle.
Für den Auftritt in Astor-Town Schmallenberg hat sich der 2007 von der CMA (Country Music Association) als "Global Artist" gewürdigte Künstler ein 23 Songs starkes, höchst abwechslungsreiches Programm ausgedacht. Neben seinen unvermeidlichen Originalen wie "Junger Adler", "Wilde Gefühle", "Hallo, guten Morgen Deutschland" und "Alles klar – kein Problem" präsentieren Tom Astor und Band auch einige eingedeutschte Coverversionen. Zum Beispiel: "Die Antwort weiß ganz allein der Wind" (Dylans "Blowin’ In The Wind"), "Viel vergeigt und viel erreicht" ("Banks Of The Ohio") und die herrlich gefühlvolle und dennoch keinesfalls kitschige Version von Willie Nelsons "Always On My Mind": "Doch ich habe dich geliebt". Bei einigen Songs verzichtet der Country-Veteran auf eine Übersetzung. Zu Recht. Denn "Orange Blossom Special", "Wabash Cannonball" und auch Kris Kristoffersons "Help Me Make It Through The Night" lassen sich wohl kaum ohne künstlerischen Kollateralschaden ins Deutsche hieven.
Natürlich zieht der Cowboy aus Norddeutschland auch bei dieser Show seinen Stetson vor seinem verstorbenen Freund und Mentor, Johnny Cash. In dem knapp vierminütigen Hit-Medley stimmt er Miniversionen von "Ring Of Fire", "I Walk The Line" und "Folsom Prison Blues" an. "Mini" leider nicht nur in Puncto Spieldauer. Gegenüber The Man in Black muss Tom Astor freilich auch stimmlich den Kürzeren ziehen: ordentliche Interpretationen, keine Frage. Aber letztlich erinnert das an einen erstaunlich guten Karaokesänger. Für düstere Textzeilen wie "I shot a man in Reno, just to watch him die" ("Folsom Prison Blues") ist Tom Astor einfach auch viel zu nett. Und das ist auch gut so ...
Fazit: Tom Astor gewinnt sein „Unplugged“-Heimspiel in Schmallenberg souverän. Nur das Cash-Medley wird zum Eigentor. Der Rest: erste Sahne.
Label: Ariola (Sony Music) | VÖ: 19. Juni 2009 |
Titelliste
Links
01 | Wilde Gefühle | 13 | Irgendwann wird's schon geh'n |
02 | Some Broken Hearts Never Mend | 14 | Musik ist Wein für durstige Seelen (Wayfaring Stranger) |
03 | Viel vergeigt und viel erreicht (Banks of Ohio) | 15 | Help Me Make It Through The Night |
04 | Ich geh' gern vergessene Straßen | 16 | ...mit einer starken Frau |
05 | Doch ich habe dich geliebt (Always On My Mind) | 17 | Orange Blossom Special |
06 | Freunde | 18 | International Airport (Frankfurt am Main) |
07 | Johnny Cash Hit Medley | 19 | Rocky Top |
08 | Die Antwort weiß ganz allein der Wind (Blowin' In The Wind) | 20 | Take Me Home, Country Roads |
09 | Hab' ich heut schon gelebt | 21 | Hallo, guten Morgen Deutschland |
10 | Und dann packt mich der Blues | 22 | Junger Adler |
11 | Wir werden nicht älter, wir werden nur noch besser | 23 | Alles klar - Kein Problem |
12 | Wabash Cannonball |
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