Nicht nur das musikalische Talent lässt sich bis zu den Kinderschuhen zurückverfolgen, sondern auch die Begeisterung für Amerika. Seinen langjährigen Kindheitstraum von der Reise nach Amerika hat sich Steff Nevers 2007 erfüllt, als er sein Album, "Closest to my Heart", nicht nur im Land überm Teich aufnahm, sondern in Nashville gar selbst. Hier hatte er das Glück, mit einigen der besten Musikern vor Ort - wie Eddie Bayers, Brent Mason, Paul Franklin und Rob Hajacos - zu arbeiten. Und auch einige der begabtesten Songwriter wurden für ihn aktiv. Aber natürlich hat er nicht nur andere für sich arbeiten lassen, sondern ist auch selbst kräftig aktiv gewesen: als Songwriter für vier Songs, als Gitarrist, Sänger und auch als Produzent. Eine Unternehmen, das mit einem Plattenvertrag bei AGR/Universal belohnt wurde.
Neben Garth Brooks nennt Steff Nevers auch Brad Paisley, Jason Aldean und Mark Chesnutt als Vorbilder. Mit einer Mischung aus modernem und traditionellem Country, mit einer leichten Rock-Note, sieht er sich selbst "in der Mitte zwischen Garth Brooks und Alan Jackson".
Die traditionelle Seite von Steff Nevers erkennt man musikalisch im Opener "One Beer a Day". Zu Klaviertremoli und verzerrten Gitarren ist es vor allem der Gesang, der auffällt. Mit seiner angenehm-runden, leicht rauchigen Stimme ahmt der Norweger den nasalen Klang des Südstaaten-Slang täuschend echt nach. Während der Song musikalisch traditionell klingt und den Kopf zum mitwippen animiert, macht ihn der Text zum Brüller: Denn ein Bier pro Tag wird als wirksame Medizin angepriesen, um sich die Ex-Frau vom Hals zu halten. Sehr humoristisch. Und wahrscheinlich auch der Grund, warum das Album, laut Nevers, einen Aufkleber mit folgender Aufschrift nötig hätte: "Enthält Alkohol-Songs - Aber Autofahren erlaubt". Eindeutig ein Mann mit Sinn für Humor.
Auch die nächste Nummer, "Alphabete Song", folgt einem schnelleren Beat, ist insgesamt etwas rockiger, aber auch hier steht der Text im Vordergrund: Das Kind lernt sein Alphabet indem es die großen Namen des Country aufzählt. Das Lied beinhaltet sozusagen Ehrerbietung und Augenzwinkern gleichzeitig. Eine Hommage an einen großen Namen des Country ist auch "Merle Made Me Do It", in dem Merle Haggard angeklagt wird - mit Ironie wird ihm vorgeworfen, den Sänger zum Country geführt zu haben.
Auf dem Album folgen noch jede Menge weiterer musikalischer und textlicher Gute-Laune-Songs, die ein gewisses Quantum Ironie nicht entbehren. So entführt der "He's Not Here Saloon" in eine Bar, in die sich Männer flüchten, die ihren Frauen gegenüber verleugnet werden wollen. Zu ebenfalls flotter Musik zeigt auch "Redneck Rehab" einen Fluchtweg vor der Ehefrau, wenn man sich lieber mit seinen Kumpels trifft. "Party At The Farm" ist hingegen selbsterklärend: ein Lied über Leute, die Party feiern – und mit seinem Square-Dance-Rhythmus und "Yeehaws" auch bestens für solche geeignet.
Aber Steff Nevers zeigt auch andere Seiten: Ernshafter wird er in "Whittle Away", wenn auch nur textlich. Das Bild, seine Sorgen von einem Stück Holz abzuschnitzen und danach die Späne einfach wegzukehren, ist eine schöne Lebensweisheit, die hier der Großvater erzählt. Noch mehr Gefühl - auch musikalisch - zeigt Nevers in seinen Balladen, wie z.B. das Liebeslied "Stay For A While", das er selbst geschrieben hat. "Higher Ground" entwickelt sich melodisch aus dem anfangs instrumental zitierten "Amazing Grace" und steigert sich zum Refrain zu einem fast hymnischen Pathos. Als Lied über eine verlorene Liebe klingt "Let It Rain" auch weinerischer. Eine Sonderstellung hat der Titeltrack, denn er ist gleich zwei Mal auf dem Album - am Schluss noch einmal als Bonus Track in der Radioversion (mit poppigerem Sound durch zusätzliche E-Gitarren und Rhythmus-Instrumente sowie mit Harmonieteppich unterlegt). Ein herzerweichend-gefühlvoller Song zum Dahin-Schmelzen, in dem Nevers seiner wunderschönen Stimme mehr Seele verleiht und sie mehr zum Vorschein bringt. Nur hin und wieder versteckt er sie hinter nasalen Tönen.
Fazit: Good Old Country Made in Amerika - so könnte man meinen. Aber hier handelt es sich um einen Norweger, der allerdings den amerikanischen Mainstream-Country wieder neu erfindet. Und das auf amüsanteste Art und Weise.
Label: AGR Television (Universal) | VÖ: 1. Mai 2009 |
Titelliste
Links
01 | One Beer a Day | 08 | Whittle Away |
02 | Alphabet Song | 09 | Higher Ground |
03 | Closest to my Heart | 10 | Merle Made Me Do It |
04 | Party at the Farm | 11 | Redneck Rehab |
05 | He's Not Here Saloon | 12 | Let It Rain |
06 | Stay For a While | 13 | Closest to my Heart (Norwegian Radio Version) (Bonus) |
07 | Keep It Up |