Die Zusammenstellung der zwölf gecoverten Lieder soll - laut Widmung im Booklet - all die Musikrichtungen widerspiegeln, die Wynonna zu lieben gelernt hat und die sie, fast schon großmütterlich, an die junge Generation herantragen will. Das Album widmet sie all den Stars und Größen, die sie bisher musikalisch und persönlich beeinflusst haben.
Der Beginn des Albums, der Swing-Titel "That's How Rhythm Was Born" (1932) von J.C. Johnson, Nat Burton und George Whiting, geht auch musikalisch zu den Anfängen des Popmusik zurück. Ein flotter Song, der gute Laune macht, mit Banjos, Fiddles, bluesigen Gitarren und Bar-Piano besticht vor allem durch den durchweg dreistimmigen Gesang und Wynonnas markante, tiefgründige Stimme. Ein beschwingt-verruchter Song, bei dem man am Liebsten selbst das Bein mitschwingen möchte.
Dazu steht der nächste Song, ein Arrangement von "I'm So Lonesome I Could Cry" von Hank Williams, Sr., ganz im Gegensatz: ein melancholischer, langsamer und emotionaler Titel, den Wynonna mit viel Stimme - und viel Gefühl in selbiger - zu leichten Gitarrenakkorden, anfangs, und schließlich auf orchestralem Bett, interpretiert. Die Mundharmonika singt bei ihrem Solo mit gleicher weinerischer Intensität und Tremolo im Ton wie die Sängerin selbst.
Bei Sippie Wallaces "Women Be Wise" beweist Wynonna, dass ihre Stimme auch eine perfekte Blues-Röhre abgibt. Hier präsentiert uns der Country-Star Blues vom Feinsten und in seiner reinsten Form: dreckig und laid-back, mit eindrucksvollem Bläsersatz. Als nächste Musikrichtung nimmt sich Wynonna den Rock'n'roll der 60-er Jahre vor: "I Hear You Knocking" von Dave Bartholomew und Pearl King ist ein perfektes Exemplar von Blues-Rock, inklusive E-Gitarren und Keyboard-Solo. Dem Rock'n'roll widmet sie sich auch später wieder mit "The House Is Rockin'", von ihrem großen Vorbild Stevie Ray Vaughan und Doyle Bramhall.
Ansonsten findet man auf dem Album einige ruhige Nummern, die mit viel Gefühl und symphonischen Arrangements emotionsgeladen daher kommen, so zum Beispiel "Till I Get It Right" von Red Lane und Larry Henley, der Bill Withers-Hit "Ain't No Sunshine" sowie die beiden theatralisch arrangierten Titel "Anyone Who Had A Heart" von Burt Bacharach und Hal David, als auch "When I Fall in Love" von Victor Young und Edward Heyman.
Bei all diesen verschiedenen Musikstilen vergisst Wynonna aber auch den Country nicht. Neben dem Klassiker "Are The Good Times Really Over" von Merle Haggard erweist sie dieser Stilrichtung vor allem in Rodney Crowells "Sing" alle Ehre: Mit prominenter Position an letzter Stelle hinterlässt der Song einen bleibenden und mitreißenden Eindruck. Wie ein Fazit scheint dieser Titel alle bisherigen Musikrichtungen einfließen zu lassen und steht somit stellvertretend für das gesamte Album. Kaum verwunderlich also, dass dies der Titeltrack ist.
Fazit: Wynonna singt sich mal wieder mit ihrer unglaublichen Stimme in unsere Herzen. Die Songauswahl deckt eine weite Bandbreite ab, die zwar nicht immer Country, aber doch sehr gelungen ist. Die Umsetzung ist es allemal. Und wenn es ein "Chapter 1" gibt, besteht die Hoffnung, dass wir uns auf eine Fortsetzung freuen dürfen.
Label: Curb (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 03. Februar 2009 |
Titelliste
Links
01 | That's How Rhythm Was Born | 07 | The House Is Rockin' |
02 | I'm So Lonesome I Could Cry | 08 | Ain't No Sunshine |
03 | Women Be Wise | 09 | I'm A Woman |
04 | I Hear You Knocking | 10 | Anyone Who Had A Heart |
05 | Till I Get It Right | 11 | When I Fall In Love |
06 | Are The Good Times Really Over | 12 | Sing |