Randy Travis - Around The Bend

CD Cover Randy Travis - Around The Bend
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Redaktionswertung Bewertung: 5 Sterne = sehr gut
Userwertung
Das Album geht schon gut los, bevor man auch nur einen Ton davon gehört hat: Randy Travis, Urgestein und Triebfeder der New-Country-Bewegung, posiert in einem Westernhemd. Der Blick: entschlossen. Die Haltung: zu Allem bereit. Die Message: it's Country time!

Kann man das bei dem 1959 in North Carolina als Randy Bruce Traywick geborenen Samtstimmen-Sänger nicht voraussetzen? Klares Jein. Denn zuletzt hat sich der in seiner Jugend mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geratene Star ganz von seiner geläuterten, religiösen Seite gezeigt. Das waren durch die Bank keine schlechten CDs, Gott bewahre. Doch als erdiger Countrysänger macht der kantige Kerl einfach eine bessere Figur.

Wobei: Wer die ersten Takte des Openers und Titeltracks "Around The Bend" (Co-komponiert u.a. von Marcus Hummon) hört, fühlt sich eher an James Taylor erinnert: So sanft und warm klingt seine Stimme, so folky und subtil sind Arrangements und harmonische Finessen. Dennoch: ein wunderschöner Song. Dieses Prädikat verdienen sich, um das gleich mal vorweg zu nehmen, alle elf Titel.

Wie der Opener des neuen, von Kyle Lehning produzierten Werks, andeutet, verfolgt Randy Travis bei "Around The Bend" offenbar die Verschmelzung von Country und Folk. Das ist freilich keine Neuheit. Keine musikalische Offenbarung. Dennoch ist die Symbiose der artverwandten Genres nur wenigen Künstlern besser geglückt alsTravis mit dieser CD. Die nächsten Beweise dafür heißen "You Didn't Have A Good Time", "Love Is A Gamble" und - Travis zieht den nicht vorhandenen Hut - "Don't Think Twice, It's All Right" von Folk-Ikone Bob Dylan.

Die Interpretation des Dylan-Klassikers aus den 60er Jahren belegt, wie großartig sich der mittlerweile dezent ergraute und faltige Sänger mit der amerikanischen Rootsmusik auseinander gesetzt hat. Hier sitzt jeder Ton, jede gefühlte Nuance. Und zwar so perfekt, dass man sich den Titel kaum ohne Pedal Steel, Dobro und Fiddle vorstellen kann. Andererseits macht Travis kaum etwas anderes, als Bob Dylan vor 40 Jahren. Als er "Nashville Skyline" aufnahm und sich die damaligen Session Cracks ins Studio holte und - wer es nicht wissen sollte - den großen Johnny Cash für ein magisches Duett.

Doch zurück zu Dylans jüngerem Bruder im Geiste - was heute womöglich sogar für gesellschaftliche und politische Fragen gilt. Denn nicht umsonst singt er in "Faith In You" - exzellent verfasst von Tom Douglas, Joe Henry und Matt Rollings - Zeilen wie "I don't have faith in politics". Für das eher konservative Nashville eine echte Provokation. Zumal er sich auch sonst nicht für irgendwelche genauso beliebten wie überstrapazierten Redneck-Klischee-Stories hergibt. Nein, auf seinem geschätzten 20. Album bleibt der vielfache CMA- und Grammy-Preisträger selbst dann subtil und hintergründig, wenn es konsequent auf Country-Trip geht. Zum Beispiel beim launigen "Every Head Bowed", beim wunderherrlich traditionellen "Turn It Around", beim flotten 2/4-Beat von "Everything That I Own (Has Got A Dent)" und beim noch flotteren "`Til I'm Dead And Gone". Letzterer Song beschert mit exzellenten Soli - beigesteuert u.a. von Brent Mason und Larry Franklin - ein fulminantes Finale.

Fazit: Das perfekt Country-Album? Randy Travis ist mit der CD jedenfalls verdammt nahe dran. Einziges Manko ist die dürftige Spielzeit von deutlich unter 50 Minuten.

Label: Warner Bros. Nashville (in Deutschland nicht erschienen) VÖ: 15. Juli 2008

  • Titelliste

  • Links

01 Around The Bend 07 Dig Two Graves
02 You Didn't Have A Good Time 08 Turn It Aroun
03 Every Head Bowed 09 From Your Knees
04 Love Is A Gamble 10 Everything That I Own (Has Got A Dent)
05 Faith In You 11 'Til I'm Dead And Gone
06 Don't Think Twice, It's All Right

vgw
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