So erfolgreich die Schützlinge von Dann Huff auch sein mögen - man denke nur an Rascal Flatts - irgendwie ruft der Name nicht ausschließlich positive Assoziationen auf den Plan. Denn: Im Grunde klingen seine Alben doch sehr, sehr ähnlich. Außerdem hat sich der Super-Gitarrist mit dem Hit-Riecher zuletzt einen derart dichten, hoch komprimierten Sound zugelegt, der fast keine Dynamik-Ausschläge mehr duldet: Alles ist stets bis zum Anschlag hochgefahren. Bestes Beispiel für den Wall-of-Sound Dann Huff'scher Prägung ist das letzte Rascal Flatts-Album. Klar, erfolgreich. Aber auch auf Dauer ermüdend.
Mit gewisser Skepsis nähert sich der Autor dieser Zeilen den sparsamen elf Titeln von Chuck Wicks "Starting Now" - und wird gleich mit den ersten Songs positiv überrascht. Okay, "All I Ever Wanted", der Opener, sowie das nachfolgende "Good Time Comin' On" bieten nur wenig mehr, als grundsolides Country-Pop-Rock-Futter. Aber die Lieder haben Charme, der Sänger eine angenehme Stimme - mit beträchtlich Power und Phrasierungskunst - und die Produktion hält sich erfreulich zurück. Eine Qualitäts-Schippe legt der aus Delaware stammende Newcomer beim nächsten Song drauf: "Stealing Cinderella". Die erste Singleauskopplung kletterte in den amerikanischen Countrycharts immerhin bis auf Platz neun - mit balladesken, romantischen Harmonien und einem kuscheligen Sänger.
Im nächsten Track zieht er vorübergehend Tempo und Gangart etwas an: "If We Loved" aus der Feder von Jason Matthews und Jason Sellers erinnert mit geschliffenem Country-Pop-Rock nun tatsächlich an Rascal Flatts. Beim anschließenden, von Chuck Wicks gemeinsam mit Michael Mobley geschriebenen "When You're Single", zieht der Charmeur mit intensiv-akustischen Klängen seinen imaginären Hut vor James Taylor - ein Country-Folk-Song erster Güte.
Überhaupt gilt: Je länger die CD läuft, desto stärker werden Songs und Interpret. Das liegt vor allem daran, dass Chuck Wicks als trauriger Balladen-Erzähler ganz besonders gut zu überzeugen weiß. Man nehme nur den Titeltrack - eine echte Songperle, romantisch schimmernd und mit überraschenden Arrangement-Wendungen auf Hochglanz gewienert. Gleiches gilt für die Power-Ballade "What If You Stay" und - als krönenden Abschluss des gelungenen Erstlingswerkes - das womöglich autobiografisch eingefärbte "Man of The House".
Zwischen den verträumten Songs zieht Wicks immer wieder die Zügel an. Mal ganz gefällig in Richtung Pop-Kurs ("The Easy Part"), mal stramm rockend ("She's Gonna Hurt Somebody") und - vollauf gelungen! - bei "Mine All Mine", in dem der gut aussehende Neuling beweist, dass er seine Roots- und Soul-Hausaufgaben erledigt hat. Keine Frage, der Mann benötigt keine Fernsehkamera, der braucht ein Mikro!
Fazit: Chuck Wicks kann bei seinem Debüt-Album nicht nur als Interpret überzeugen, er punktet bei nahezu jedem Song auch als Co-Autor. Dass er überdies auch noch unverschämt gut aussieht, sollte kein Nachteil sein.
Label: RCA Nashville (Sony) | VÖ: 8. Februar 2008 |
01 | All I Ever Wanted |
02 | Good Time Comin' On |
03 | Stealing Cinderella |
04 | If We Loved |
05 | When You're Single |
06 | Starting Now |
07 | Easy Part |
08 | What If You Stay |
09 | She's Gonna Hurt Somebody |
10 | Mine All Mine |
11 | Man of the House |