Deshalb stellt "Just Who I Am: Poets & Pirates" im Wesentlichen nicht mehr dar, als eine Wiederholung der Wiederholung. Will sagen: Seit seiner vierfach Platin-CD "No Shoes, No Shirt, No Problems" aus dem Jahr 2002 hat sich -musikalisch -nicht mehr sonderlich viel bei ihm getan. Und so vertrauen Co-Produzent Buddy Cannon und der durchtrainierte Interpret erneut auf die üblichen, millionenfach bewährten Zutaten. Ergebnis: Jeder Song klingt so, als ob man ihn schon x-fach gehört hätte. Im Detail:
"Never Wanted Nothing More" ist ein typischer Kenny Chesney-Opener: angenehm relaxt, dynamisch, mit leisen, folk- und country-würzigen Strophen und rockigem Refrain, gute Laune propagierend. "Don't Blink" von Casey Beathard/Chris Wallin serviert die übliche - aber auch gute - Familien-Ballade und bei dem bereits erwähnten "Shiftwork" macht Chesney zu einem gemütlichen Calypso-Groove mit George Strait gemeinsame Sache. Klar, das ist alles andere als schlecht. Und letzterer Song sorgt bei "Just Who I Am: Poets & Pirates" überdies für originelle Momente. Doch davon gibt es leider zu wenig.
So rockt er beim nachfolgenden, aus der Feder von David Lee Murphy stammenden "Just Not Today" erneut pomadig wie ein 80er-Jahre-Rockstar-Rentner beim Nostalgie-Abend - doch ein hymnischer Rocksong fehlte auch bei den letzten Alben nie. Genauso wenig wie eine weitere Innenschau: "Wife And Kids" heißt sie. In den Linernotes schreibt der knapp 1,70 Meter große, millionenschwere Superstar: "At some point, everyone wants that one person to come home to, to see their children grow ... I wanna be able to do it right and that's not now, but that doesn't mean not some day." Das auf seine Ex René Zellweger gemünzte Eingeständnis klingt ehrlich - geschrieben haben den ordentlichen Mainstream-Country-Rocker Jim Collins und Brett James.
Auch in der zweiten CD-Hälfte gelingt Kenny Chesney keine echte Überraschung. Am wenigsten mit "Got A Little Crazy", das mit aufgekratztem Karibik-Feeling und Partyklängen als Aufguss von "When The Sun Goes Down" durchgeht. Und auch "Dancin' For The Groceries" ähnelt musikalisch und inhaltlich an "Sherry's Living In Paradise" vom "Be As You Are"-Album. Eine echte Enttäuschung stellt aber das Gastspiel von Eagle-Joe-Walsh bei der Dwight Yoakam-Komposition "Wild Ride" dar. Bei dem lärmigen Rocker liefert der ansonsten hervorragende Gitarrist ein uninspiriertes, erstaunlich nervöses Solo ab - zu viele Töne, zu viele Tricks, zu wenig Feeling. Schade ... Viel besser machen sich dagegen zwei weitere Balladen: das sensitive und hintergründige "Better As A Memory" und - als leiser Abschied - die gespenstisch schimmernde Country-Perle "Demons".
Fazit: "Never change a winning team" - unter wirtschaftlichen Aspekten macht Kenny Chesney wieder mal alles richtig: Er gibt den Fans genau das, was sie von ihm erwarten. Nur die Überraschungen bleiben dabei auf der Strecke. Für ein Kaliber wie Kenny Chesney ist das zu wenig.
Label: BNA Entertainment (Sony) | VÖ: 14. September 2007 |
Titelliste
Links
01 | Never Wanted Nothing More | 07 | Better as a Memory |
02 | Don't Blink | 08 | Dancin' For The Groceries |
03 | Shiftwork (mit George Strait) | 09 | Wild Ride (mit Joe Walsh) |
04 | Just Not Today | 10 | Scare Me |
05 | Wife and Kids | 11 | Demons |
06 | Got a Little Crazy |
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