Immerhin ist die 1983 geborene Texanerin mit Country Music aufgewachsen. Seit sie 16 ist, macht sie Musik, "Crazy Ex-Girlfriend" ist - nach dem Gold-dekorierten Vorgänger-Album "Kerosene" - bereits ihr dritter Longplayer. Mit 23 Jahren, wohlgemerkt!
Wie schon bei "Kerosene" schrieb die ab und an als Schauspielerin tätige Sängerin die meisten der elf Titel selbst. Auch den Opener "Gunpowder & Lead". Ein krachender, rockender Song der Marke "angry young woman", der auch der rotzlöffeligen Avril Lavigne gut zu Gesicht stehen würde. Country-Hardliner sollten sich von der heftigen Gangart aber nicht abschrecken lassen, denn auf ihrer dritten CD zieht Miranda Lambert einfach eine ganze Reihe von Stilschubläden -und natürlich auch ausgiebig die Country-Schatulle. Beispielsweise gleich im nächsten Track, "Dry Town", geschrieben von David Rawlings und Gillian Welch. Kenner der Materie werden mit den Songschreibernamen etwas anzufangen wissen und auf einen richtig traditionellen Song tippen. Zu recht. Der Titel macht mit erdigen Honky-Tonk-Klängen und einem süffigen Text um ein langweilig-bierloses, "trockenes" Provinznest richtig Laune.
Lässiges und gekonntes Spiel mit verschiedenen Stilmitteln.
Eine ähnliche Thematik greift sie auch in der darauffolgenden, vermutlich biografisch angehauchten, Eigenkomposition "Famous In a Small Town" auf - verpackt allerdings wieder in härtere Klänge: strammer, solider Countryrock mit Rolling-Stones-Riffs. Wer Brooks & Dunn mag, wird auch hieran seine Freude haben. Beim nächsten Song, dem Titeltrack, lässt es die Tochter eines Countrymusikers und einer Detektivin wieder ähnlich laut wie im Opener krachen.
Wie souverän, gekonnt und lässig Miranda Lambert trotz ihrer Jugend bereits mit den verschiedenen Stilmitteln zu spielen versteht, belegt sie auch in den weiteren Titeln. So kann sie mit dem leisen Folk-Song "Desperation" genauso überzeugen wie mit der herrlich nostalgischen Countryballade "Love Letters" oder dem staubig-rockigen "Guilty In Here". So unterschiedlich die Songs sein mögen -Miranda Lambert hat sie alle höchstselbst geschrieben und, selbstverständlich, perfekt authentisch interpretiert. Eine kleine Meisterleistung.
Das bluesige, mit brachialen Sounds gegen den Mainstream gebürstete "Getting Ready", aus der Feder von Patty Griffin und das finale, mit Pop auf Schmusekurs gehende "Easy From Now On", geschrieben von Carlene Carter und Susanna Clark, runden die CD stimmig ab.
Fazit: Weiblich, ledig, jung - und enorm talentiert. Wenn man Mädels wie Miranda Lambert hört, braucht einem um die Zukunft des Genres nicht Bange zu sein.