Zu den 13, aus sechs Alben rekrutierten Hits steuert der Sänger zwei neue Titel bei. Zwei typische Allans - der an frühe John Cougar Mellencamp erinnernde, von David Lee Murphy , Kim Tribble und Ira Dean verfasste Opener "A Feelin' Like That". Und das ebenfalls stramm rockende und irgendwie an die Rolling Stones gemahnende "As The Crow Flies", geschrieben von Keith Gattis. Beide Titel repräsentieren den Gary Allan Anno 2007: rockorientiert, bodenständig, mit heftigen Beats, strammen Gitarrenriffs und einem fulminanten, leidenschaftlichen Sänger. Country-Traditionalisten werden das nicht so mögen. Doch sie werden diese und ähnliche Songs auf der CD trotzdem gerne in Kauf nehmen. Werden sie doch mit vielen anderen, weit traditionelleren Tracks reichlich belohnt.
Man muss sich ja nur die Cover seiner bislang sechs erschienen CDs angucken, schon weiß man, wohin seine Reise geht. Sie begann 1996 mit dem Album "Used Heart For Sale", auf dem er Stetson schwenkend, die Cowboyboots präsentierend hinter einem Bretterverschlag Stellung nahm. Die weiteren Cover zeigen mal einen Anzug tragenden Country-Gentleman ("Smoke Rings In The Dark") oder einen lässigen T-Shirt oder Lederjacken-Träger ("It Would Be You", "Alright Guy") - doch so oder so, der Stetson fehlte bei ihm nie. Bis zum 2005 erschienenen, letzten Album "Tough All Over".
Wer sich ein bisschen für Countrymusik interessiert, weiß, dass der Stetson mehr als eine bloße Stilfrage ist. Es ist ein Politikum, das stets mit musikalischer Ausrichtung verbunden ist. Was es also bedeutet, dass Allan nunmehr zur Nicht-Hut-Tragenden-Nashville-Bevölkerung zu zählen ist, kann sich jeder selbst zusammenreimen. Um das Ganze abschließend auf den Punkt zu bringen: Auf der "Greatest Hits"-Zusammenstellung finden sich elf Hut-Songs. Alles klar?
Ob mit oder ohne Kopfbedeckung, die CD gehört zu den besten Hit-Compilations der letzten Monate. Es passt einfach alles perfekt zusammen. Das emotionale Wechselbad der Gefühle ist homogen ausgewogen mit - Überraschung! - einem klaren Übergewicht an balladesken, romantischen Songs. Auch wenn sich Allan in seiner jüngsten Karrierevergangenheit mehr von rockigen Tönen angezogen fühlt, gehört er zu den besten und überzeugendsten Balladen-Interpreten der Countrymetropole. Wer das bezweifelt, sollte mal in "Smoke Rings In The Dark", "Her Man, "Best I Ever Had", "The One", "It Would Be You" oder das von Liz Rose und Pat McLaughlin geschriebene, herrlich romantische "Songs About Rain" reinhören. Nein, meine Damen und Herren, da bleibt kein Auge trocken. Da serviert der kernige Kerl reichlich Herz und Schmerz - dazu glaubwürdig, ohne in muffelig kitschige Gefilde abzurutschen. Nicht selten verströmen seine Balladen nostalgisches Flair, mit reichlich Geigen, einem schnurrenden Fender-Piano und folky Akustik-Gitarren. Selbst wenn er keinen dieser Titel selbst geschrieben hat, kauft man ihm jede gesungene Textzeile ab. Dabei geht es zumeist um Liebe oder Liebesleid, doch beileibe nicht platt und plump.
Gary Allan ist eben ein Mann für Zwischentöne. Für ihn gibt es nicht nur schwarz und weiß, gut und böse, country oder rock. Er mixt, vermengt, kombiniert, formt und findet stets den gemeinsamen Nenner. Und der kann nur heißen: gute Musik.
Fazit: Eine ziemlich perfekte Hit-Zusammenstellung von einem hierzulande unterbewerteten Sänger. Reinhören!
Label: MCA Nashville (Universal) | VÖ: 24. April 2007 |
Titelliste
Links
01 | Feelin' Like That | 09 | One |
02 | Right Where I Need to Be | 10 | Lovin' You Against My Will |
03 | Songs About Rain | 11 | It Would Be You |
04 | Smoke Rings in the Dark | 12 | Man of Me |
05 | Her Man | 13 | Tough Little Boys |
06 | Best I Ever Had | 14 | As the Crow Flies |
07 | Nothing on But the Radio | 15 | Life Ain't Always Beautiful |
08 | Man to Man |