Tom Astor - Duette

Tom Astor gibt's ja zu. So schreibt er auf der letzten Bookletseite, dass er sich mit dieser CD einen Traum erfüllt hat, als er "mit den großen Stars, Legenden und Vorbildern gemeinsam einen Song" aufnahm. Er spricht aber auch darüber, dass die gesamte Prozedur der CD viel Geduld und "jahrelanger Arbeit" bedurfte. Das mag man ihm gerne glauben. Schließlich hat sich Tom Astor ja nicht irgendwelche No-Names als Sing-Kameraden ausgeguckt, sondern Leute wie Waylon Jennings, Kris Kristofferson, Willie Nelson, Kenny Rogers, Mark Chesnutt, Emmylou Harris, George Jones und Johnny Cash. Die Ronaldos und Ronaldinhos der Countrymusik also ...

Der Auftakt ist ja schon mal vollauf gelungen: "I Can Help" gemeinsam mit Billy Swan. Unterstützt von Nashvilles A-Team (Drummer Eddie Bayers, Gitarrist John Willis & Co.) verpassen die beiden alten Hasen dem einzigen Hit des Kris Kristofferson-Keyboarders ein knackig-rockendes Soundkostüm, das an keiner Stelle zwickt. Nach "I Need More of You (Ich brauch mehr von Dir)" mit den Bellamy Brothers kommt ein aus "Ring Of Fire", "I Walk The Line" und "Folsom Prison Blues" bestehendes Hit-Medley mit Johnny Cash. Ja, doch, Johnny Cash. Tom Astor hatte die Ehre, the Man in Black noch kennen lernen und mit ihm arbeiten zu dürfen. Das Ergebnis dieser historischen Kooperation - und für Tom Astor wohl der künstlerische Ritterschlag - kann sich hören lassen. Die beiden brummeln und grummeln so harmonisch durch die drei Evergreens, dass es einem das Herz erwärmt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Songs bleibenAstor & Duettpartner konsequent beim englischen Originaltext. Alles andere wäre wohl auch etwas peinlich geworden. Dass Johnny Cash seinem deutschen Freund bei "Folsom Prison Blues" die genauso irritierende wie skandalöse Textzeile "I shot a man in Reno, just to watch him die" überließ, war allerdings ein Fehler. Kein Mensch kauft dem braven Kerl aus Niedersachsen dieses anarchische Statement ab. Gottseidank ...

Wesentlich harmonischer fallen die anderen Beiträge von Astors Legendensammlung aus. Knackig - das Duett mit Mark Mark Chesnutt ("Honky Tonk Song"), traditionell - "Rocky Top" mit Charlie McCoy und "The Last Time (Geh nicht allein)" mit Emmylou Harris, süß-folkig - "Perhaps Love" mit John Denver, unverkennbar - "Two Stories Wide" mit Willie Nelson.

Fazit: Da hat sich einer einen Traum erfüllt - und die Hörer dürfen sich darüber freuen. Ein Best-Of der Countrymusik mit vielen Glanzlichtern. Ein Manko der CD ist das Booklet. Statt persönliche Eindrücke der Arbeit mit den Legenden zu schildern, werden hier - leidlich unbeholfen dazu - biografische Allgemeinplätze verbraten.