Trotzdem hat die Band heute nicht mehr den gleichen Stellenwert wie Anfang der 90er Jahre, als sie ihr gleichnamiges, über zwei Millionen Mal verkauftes Debüt-Album und ein CMA-Award zu einem Top-Act des Genres machten. Heute backen Confederate Railroad kleinere Brötchen - aber nicht weniger wohl schmeckende. Nach zwei Best-Of-Alben ("The Essentials", "Country Classics") ist "Cheap Thrills" das erste Studioalbum seit der 2001 bei Audium erschienenen CD "Unleashed" - und gleichzeitig Einstand beim renommierten Bluegrass und Country-Label Shanachie. Und: Die Premiere bei der neuen Company darf man als durchaus gelungen bezeichnen.
Lässig, rockig, bluesig gehen die Herren zu Werke. Mal gemächlich, mal zupackend, mal mit jaulenden Southern-Rock-Gitarren, mal mit wehmütigen Pedal-Steel-Guitars. Die gestandenen Musiker um Frontman Danny Shirley haben, das wird mit jedem Track, mit jeder gespielten Note deutlich, ihr Handwerkszeug perfekt drauf. Der Auftakt in die neue Karriere-Ära bleibt "11 Months + 29 Days" vorbehalten - eine beherzte blues-southern-rockige Referenz an Johnny Paycheck, dessen Backingband Confederate Railroad vor Bandgründung abgaben. Auch das nachfolgende "Hard Livin'" aus der Feder von D. Halley Jr. hat den Blues - aber auch den Rock. Countryfreunde kommen aber schon beim nächsten Song auf ihre Kosten. Bei "Don't Rock The Jukebox", der mittlerweile zu den Evergreens der New Country Music zählende Track aus Alan Jacksons frühen Tagen. Confederate Railroad bleiben bei diesem immer wieder gern gehörten Song erstaunlich nahe am Original, wobei die brummig-knödelige Stimme von Danny Shirley und die etwas aggressivere Rhyhtmus-Gitarre für mehr Wumms gegenüber der Originalversion sorgen.
Wumms haben auch die nachfolgenden Tracks: "Whiskey On Ice" - die immer noch dezent sexistische Anmache, geschrieben von Hank Williams Jr., "Cheap Thrills" von R.L. McDill und natürlich die beiden Billy Joe Shaver-Klassiker "Georgia Ona Fast Train" und "Honky Tonk Heroes". Der kritische Leser wird spätestens jetzt bemerken, dass C. R. bei ihrem, kann man wohl so sagen, Comeback, nicht auf eigenes Material vertrauen. Das bleibt auch für den Rest der CD so. Dagegen interpretieren sie mit viel Schwung und teilweise beeindruckender Virtuosität Charly Daniels' "Trudy", "New Way To Light Up An Old Flame" von Joe Diffie und die melodisch-melancholische, auch schon von Kenny Chesney mit Erfolg gecoverte Dave-Loggins-Komposition, "Please Come to Boston". Im Finale zeigen die Musiker noch einmal so richtig was sie drauf haben: "I Know A Little", ein tempogeladener Texas-Swing von B. Collins, lässt den Musikanten reichlich Freiräume zur solistischen Entfaltung. Sie nutzen sie genauso geschmackvoll wie gekonnt.
Fazit: Ein prima Album aus dem Grenzfeld zwischen Blues, Rock und Country. Ohne eine einzige Eigenkomposition aber mit elf wirklich gelungenen Interpretationen. Eine zeitlose CD.
Label: Shanachie (MP Media) | VÖ: 20. April 2007 |
Titelliste
Links
01 | 11 Months + 29 Days | 07 | Honky Tonk Heroes |
02 | Hard Livin' | 08 | Trudy |
03 | Don't Rock the Jukebox | 09 | Please Come to Boston |
04 | Whiskey on Ice | 10 | New Way to Light Up an Old Flame |
05 | Cheap Thrills | 11 | I Know a Little |
06 | Georgia on a Fast Train |