Country CD Besprechungen - immer topaktuell

The Little Willies nennen sich ganz frech "die größte kleine Bar-Band New Yorks". Man merkt: So ganz ernst gemeint ist das alles nicht. Und das weiß man spätestens, nachdem man sich das 13 Titel starke Debüt des fünfköfigen Ensembles zu Gemüte geführt hat. Zum schrulligen Musik-Kabarett artet die Musik der kleinen Willies dennoch nicht aus. Dafür ist die "Spaß-Band" einfach mit viel zu hochwertigen Musikern besetzt. Mit dabei - Überraschung! - die achtfache Grammy-Gewinnerin Norah Jones, ihr Lebenspartner Lee Alexander am Bass, Schlagzeuger Dan Rieser (Marcy Playground), Singer/Songwriter Richard Julian (Smash Palace, Good Life) und der hervorragende Gitarrist Jim Campilongo (American Hips).

"Unsettled Down" ist das erfrischende Country/Folk-Debütalbum der kanadischen Singer/Songwriterin Alana Levandoski. Nachdem das Album in Kanada bereits im Juli 2005 veröffentlicht wurde kommt es nun nach Europa, um auch die Herzen der Hörer zu erobern. Und dies könnte der in Manitoba/Kanada geborenen Sängerin mit "Unsettled Down" durchaus gelingen.

Bei dem Oscar-nominierten Film "Brokeback Mountain" von Ang Lee geht es - wer es noch nicht wissen sollte - um die Liebe von zwei schwulen Cowboys. Ein höchst interessantes, sensibles Thema. Deshalb ist schon von vorneherein klar, dass - Cowboys hin, Machos her - für den Soundtrack hemdsärmelige Haudraufs wie Toby Keith, und streng patriotisch-religiösen Combos wie Alabama ausscheiden. Gefragt sind Künstler, die für ihre Zwischentöne bekannt sind - Soundtrack-Komponist und Musiker Gustavo Santaolalla hat sie gefunden.

Mit "There You Are Again" legt Livingston Taylor ein sauberes Pop-Album vor, welches... Hey, Moment mal?! Pop-Album? Richtig! Was das hier zu suchen hat? Üben Sie sich ein paar Zeilen in Geduld. Sie werden überrascht sein. Also, noch mal von vorn:

Alan Jackson hat seinen Trenchcoat mit einer Priesterkutte vertauscht: Bei seinem neuen Album "Precious Memories", das er höchstselbst als "Gospel-CD" erklärt, singt sich der blonde Schlacks durch 15 amerikanische Kirchenlieder. Eine ruhige Andacht. So lässt sich der vielfache Country-Music-Awards-Gewinner aus Georgia bei seinen Kirchen-Sessions lediglich von den Musiker-Ministranten Brent Mason (Acoustic Guitar), Gary Prim (Piano, Organ), Keith (Piano) und auserlesenen, kirchenerprobten Background-Sänger und Sängerinnen assistieren. Pedal-Steel-Guitar, Fiddle, Bass oder Schlagzeug müssen draußen bleiben - und damit auch die vertrauten, beschwingten Alan Jackson-Töne.

Der Karneval ist kaum vorbei - und schon setzt sich Van Morrison den Stetson auf. Nun ja, "Pay The Devil", das neue Album des knarzigen Iren, ist natürlich alles andere als ein Faschingsscherz. Allein: Eine musikalische Verkleidung stellt die von ihm höchstselbst produzierte CD dennoch dar. Der Stetson auf dem Albumcover ist Programm - Van Morrison macht auf Country.

Ein neues Gesicht in Nashville: Jamey Johnson heißt der aus Montgomery, Alabama, stammende Sänger und Songschreiber. Und wie er sich so stämmig und kernig mit Stetson, Bart und Cowboy-Hemd auf dem Cover seiner Debüt-CD präsentiert, darf man eher traditionelle Hausmannskost als feingeistige Nachdenklichkeit von ihm erwarten. Zu recht, wie die von Buddy Cannon produzierte CD schnell klar macht.

Was bleibt Sohnemann schon übrig, wenn die Eltern so hochgelobte und erfolgreiche Musiker sind, wie die britischen Folk-Rock-Ikonen Richard und Linda Thompson? Na klar, selbst Musiker werden. Das dachte sich auch der 1976 in London geborene Teddy Thompson - bereits in jungen Jahren. Kaum mit der Schule fertig, tauschte er als 18jähriger das britische Nebelwetter gegen kalifornische Sonne ein um in Los Angeles seine ersten Gehversuche als professioneller Musiker und Songschreiber zu wagen. Wenig später konnte er bereits sein selbst betiteltes Debüt vorlegen. Die von Joe Henry produzierte CD bescherte ihm erstklassige Kritiken und reichlich Lob von etablierten Musikern - zum großen Durchbruch reichte es für den Newcomer allerdings nicht.

"Those Where The Days" ... Ja, das waren freilich Zeiten. Damals, als die Hemden Rüschen und die Hosen einen Schlag haben mussten, als "Make Love - Not War" die Parole war, als am Lagerfeuern mit der Wandergitarre Protestlieder gesungen wurden und man, so forderte es der Hit von Scott McKenzie, Blumen im Haar tragen musste, sollte man tatsächlich mal nach San Francisco reisen. Von welchen Zeiten Dolly Parton bei ihrem neuen Album schwärmt? Richtig, von den Swinging Sixties und denflippigen Seventies.

Bei Patty Loveless verhält es sich wie beim Wein: Je älter sie wird, desto besser- und auch hübscher wird sie. Das beweist das neue Album der Nashville-Veteranin "Dreamin' My Dreams".