David Ball ist einfach ein Schlawiner. Das hat der Neo-Traditionalist in seiner langen, mit einigen Hits und Awards geschmückten Karriere immer wieder bewiesen. Am erfolgreichsten vielleicht mit seinem verschmitzen Country-Evergreen aus dem Jahre 2001 – "Riding With Private Malone". Aber auch als Songschmied für so manch großen Namen. Darunter findet sich auch Lyle Lovett, dessen Backingband David Ball Anfang der 1980er Jahre in Austin übrigens kompetent leitete. Man sieht: ein Mann mit Talent, Country-Roots und Vergangenheit. Aber auch mit Zukunft, wie "Sparkle City" belegt.
Selbstverständlich lässt sich der warmkehlige Sänger auch hier nicht auf einen bestimmten Sound festlegen. Mal ist er gemeinsam mit seinen drei Begleitern, den Pioneer Playboys, auf Texas-Swing-Trip, dann wieder auf Blues-Kurs oder auf überraschenden jazzigen Pfaden unterwegs.Doch der Reihe nach ...
Die ersten Takte der neuen CD gehören ganz klar dem Texas-Blues. "Hot Water Pipe", der Opener, erinnert mit seinem extrem lässigen, coolen Vortrag an frühe Marty Stuart-Aufnahmen. Mit dem Unterschied, dass bei ihm nicht Produzent wie Tony Brown sämtliche Studio-Register gezogen hat. Der Klang ist stets luftig und transparent. Und das ist auch gut so. Denn in diesem sehr spartanischen, an einen Club-Auftritt erinnernden Soundkostüm entfalten die nicht selten (selbst)ironischen, hintergründigen und mit herrlichem Mutterwitz gesegneten Titel erst recht ihre charmante Wirkung.
Das gilt zum Beispiel auch für "Country Boy Boogie". Wer sich eine Mischung aus ZZ Top’s "She Loves My Automobile" und den nostalgischen Texas-Swing-Momenten von BR5-49 ausmalen kann, bekommt eine vage Vorstellung von dem Song.
Bei "Just Along For The Ride" und auch bei dem späteren "Houston Again" geht es über die Grenzen von Texas hinaus – Richtung Süden, über den Rio Grande, schnurstracks nach Mexiko. Wie bei Tex-Mex-Songs üblich, rühren Ball & Co. Tequila geschwängerte Melodien an: Gute Laune trifft auf pure Nostalgie.
Nostalgie ist überhaupt ein wichtiges Thema das Songschreibers und Sängers. Das wird in weiteren Texas-Swing-Titeln wie "Back To Alabama", dem romantischen, im Bo-Diddley-Groove gehaltenen "Smiling In The Morning" und dem mit rührseligen Geigen ausgestatten leisen Folk-Song "What I’ll Do If I Don’t Have You" deutlich. Aber auch in den zwei jazzigen Titeln. Vor allem in diesen.
So erinnert das traurig umwölkte "Tulsa" mit seinen Revue-Harmonien glatt an Peter Allen – ein längst verstorbener, Oscar-dekorierter Barde, und damit als Kompliment gemeint. Um diese komplexen Harmonien kompetent umsetzen zu können, stehen Ball hier ausnahmsweise legendäre Studiomusiker wie Drummer Owen Hale und Bassist Larry Paxton zur Seite.
Dass auch seine Pioneer Playboys esoterisches Klavier-Pling-Pling, komplizierte Jazz-Akkorde und Latin-Grooves im Repertoire haben, beweisen sie im finalen "So Long". Eine letzte Sternstunde von und mit David Ball.
Fazit: Der Routinier ist immer noch auf Experimentierkurs – mit Texas-Swing, Rock ‘n‘ Roll, Blues und jazzigen Revue-Nummern. Ein starkes Lebenszeichen des Sängers und Songschreibers.
Label: AGR Television (Sony) | VÖ: 23. April 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | Hot water pipe | 07 | Smiling morning |
02 | Countryboy boogie | 08 | Back to Alabama |
03 | Just along for the ride | 09 | On top of the world |
04 | Tulsa | 10 | Houston again |
05 | Maybe tomorrow | 11 | So long |
06 | What I'll do if I don't have you |