Warren Zeiders - 717 Tapes: The Album

CD Cover: Warren Zeiders - 717 Tapes: The Album

Warren Zeiders - Mit "717 Tapes: The Album" präsentiert er ein so akustisch gehaltenes wie rockiges Debüt

Eines muss man dem Newcomer lassen: Er hat Mut. Er traut sich was. Zum Beispiel, dass er in sein Debüt-Album "717 Tapes: The Album" mit minimalistischen Songs einsteigt. Minimalistisch scheint sogar noch untertrieben. Denn Warren Zeiders bietet in den ersten fünf Tracks seiner CD ziemlich wenig an - nur Akustik-Gitarre und seine leidenschaftliche, eindeutig im härteren Rock sozialisierte Stimme.

Weniger Arrangement geht kaum. So in sein Debüt - und damit in seine Karriere einzusteigen - wäre früher schon ein Akt der Kaltschnäuzigkeit gewesen. Heute ist es pures Draufgängertum - dem man Respekt zollen muss, keine Frage.

Ein musikalischer Hasardeur: Warren Zeiders

Akustik-Gitarre und Gesang. Das erinnert natürlich gleich mal an brave Folk- oder Country-Weisen. Doch davon ist der aus Pennsylvania stammende und mittlerweile in Nashville lebende Musiker so weit entfernt, wie ein Klimaaktivist von einer Kreuzfahrt. Merke: der Mann rockt! Und wie! Er holt aus seinen angerauten Stimmbändern so viel Power und Drive, dass es kaum auffällt, dass ihn bei seinen Songs nur eine Akustik-Gitarre begleitet. Sowohl Gesangsstil als auch die Melodieführung erinnern - da bestehen keine Zweifel - an Nickelback. Ähnlich wie Chad Kroeger, Frontman des super erfolgreichen Pop-Rock-Acts, legt auch Zeiders jede Menge Empathie und Leidenschaft in seinen Vortrag.

Und ähnlich wie Nickelback bedienen auch seine Songs - wie der Opener "Ride The Lightning", "Never Look Back" oder "Boys for Life", das Eröffnungs-Trio - sowohl das harte Rock-Gewerbe als auch das romantisch-interessierte Pop-Publikum. Mit Country und Folk hat Warren Zeiders natürlich auch so manches am Hut. Man nehme nur "Dirt Road Don't" oder das in der CD-Mitte platzierte "Southbound". Stimme und Stil ändern sich aber schlagartig, sobald Warren Zeiders nicht die Gitarre in der Hand hält, sondern am Klavier sitzt. Erstmals ist dieses Phänomen auf dem sechsten Track, "Wild Horse", zu bestaunen. Eingelullt von den sanfteren Piano-Klängen verzichtet er auch als Sänger auf einen ungehobelten Tonfall. Eine angenehme Abwechslung, das allemal.

"717 Tapes: The Album": Mix aus Akustik-Rock, Folk und Country

Das gilt auch für Track Nummer sieben, "Dark Night", bei dem erstmals eine kleine Band mitmischt: Bass, Akustik-Gitarre, Drums. Mehr braucht es nicht. Wer Nickelback Unplugged im Ohr hat, weiß, wie der Song klingt. Nach dem düster-bluesigen Americana-Track "Ain't Been Found" ist auf dem letzten CD-Drittel noch öfters Zeiders plus Band zu hören: "Up to No Good" rockt mit angezogener Handbremse, "Heavy Pour" lässt Country-Einflüsse zu und in "Burn It Down" gibt er, angefeuert von strammen Beats und feurigerer Slide-Gitarre, sehr überzeugend den angry young man.

Besänftigen kann ihn da wohl nur eine weitere Version von "Wild Horse" - wieder spielt ein Klavier die erste Geige, wieder schlägt er versöhnliche Klänge an. Vielleicht eines der Highlights der CD. Auch weil er sich in dem Titel weit mehr an Country- und Folk-Themen orientiert und damit entfernt an Neil Young während seiner "After the Goldrush"-Phase erinnert. Nur entfernt, wohl gemerkt.

Fazit: Ein Rocker mit Akustik-Gitarre: Warren Zeiders geht auf seinem Debüt "717 Tapes: The Album" einen unkonventionellen Weg - und überzeugt als heißblütiger Poet.

Label: Warner Bros. Nashville (Warner) VÖ: 30. September 2022
01 Ride the Lightning
02 Never Look Back
03 Boys for Life
04 Dirt Road Don't
05 Loving and Hating You
06 Wild Horse
07 Dark Night
08 Southbound
09 Ain't Been Found
10 Burn It Down
11 Wild Horse
12 Up to No Good
13 One Hell of an Angel
14 Heavy Pour
15 Highway Run

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