Country goes Veggie

Country Goes Veggie

Bis vor einigen Jahren noch wurden Vegetarier in der Gesellschaft entweder als grüne Öko-Freaks und "Körnerfresser" belächelt oder in härteren Fällen als fanatische Tierrechtsaktivisten beschimpft. Veganern, also denjenigen, die nicht nur kein Fleisch, sondern keinerlei tierische Produkte verzehren, wurde prophezeit, diese "Essstörung" ohnehin nicht überleben zu können. Inzwischen musste man jedoch erkennen, dass beide Gruppierungen längst nicht nur überlebt, sondern sich sogar drastisch vermehrt haben. Der Trend ist nicht mehr aufzuhalten und die Lebensphilosophie derer, die in Tieren Seelenpartner und den Zusammenhang der Umwelt- und Hungerkatastrophen mit der Massentierhaltung erkannt haben, greift weltweit um sich.

Entwicklung des Vegetarismus

Dabei ist Vegetarismus durchaus kein Trend unserer Moderne. Es gibt Nachweise, dass sich bereits in der Antike Menschen im östlichen Mittelmeerraum und in Indien nicht nur aus dem Grund der Armut heraus (natürlich war Fleisch damals ein Luxusgut), sondern auch aus religiösen und philosophischen Gründen vegetarisch ernährten. Homer erwähnt in seinen Schriften ein Naturvolk in Äthiopien, das angeblich nur von Früchten lebte. In Europa wurde der Vegetarismus erstmals im 6. Jahrhundert vor Christus in Griechenland erwähnt. Auch in der Spätantiken und in der mittelalterlichen Kirche verzichteten viele Mönche und Nonnen im Rahmen der Askese auf Fleisch. Für einen ethisch motivierten Verzicht aus Liebe zum Tier gibt es jedoch keinen Beleg. Selbst der Heilige Franziskus war kein Vegetarier!

Im 19. Jahrhundert ging es voran. In England gründeten sich Vegetarierverbände, auch in Russland kam die Bewegung an. In Deutschland und Europa formierten sich ebenfalls mehrere Vereinigungen, die sich 1908 zur Internationalen Vegetarier-Union zusammenschlossen.

Prominente Vegetarier in der Geschichte

Durch all die Zeit gab es auch immer Prominente, die die Einstellung vertraten.. In der Neuzeit wäre Leonardo da Vinci (1452 - 1519) zu nennen. In Russland war später Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828 - 1910) ein Befürworter. Von ihm soll der Spruch stammen: "So lange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben." Der Arzt und Pazifist Albert Schweitzer (1875 - 1965) lehrte das Prinzip der Ehrfurcht vor dem Leben und kritisierte jegliche Gewalt an diesem. Er wurde angeblich jedoch erst kurz vor seinem Tod selbst Vegetarier. Auch der bekannte deutsche Dichter Friedrich Nietzsche (1844 - 1900), der österreichisch-tschechische Schriftsteller Franz Kafka (1883 - 1924) sowie der deutsch-amerikanische Physiker Albert Einstein (1879 - 1955) erbrachten unvergessliche Leistungen, obwohl sie ihrem Körper kein Fleisch oder Wurst zuführten. Vermutlich führte auch dies zur inneren Ausgeglichenheit und Weisheit des Weltveränderers und Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi (1869 - 1948).

Der Trend in den USA heute

Als sich Hollywood-Schauspieler Robin Williams am 11. August 2014 aufgrund schwerer Depressionen das Leben nahm, schaltete sogar die Tierrechtsorganisation PETA (People For Ethical Treatment of Animals) eine Traueranzeige bei Facebook. Williams war Veganer, sogar Roh-Veganer. "Um selbst gesund zu bleiben, ließ er Tiere am Leben" war dort zu lesen. Demut vor einem großen Menschen, der eben nicht nur als Künstler, sondern aufgrund seiner Einstellung ein Vermächtnis hinterlassen hat. 2010 ehrte PETA den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton als "Person of the Year". Er ist auch Teil ihrer laufenden Kampagne "Veganstart.de", bei der man sich online registrieren und begleiten lassen kann auf dem Weg zur Umstellung zur veganen Ernährungsweise. Clinton: "Ich habe damit aufgehört, Fleisch, Käse, Milch und sogar Fisch zu essen. Auch esse ich überhaupt keine Milchprodukte mehr. Ich habe viel mehr Energie als früher und fühle mich großartig!".

Nashville-Stars fleischlos

Wie sieht es nun mit den Country-Stars aus, von denen ja noch immer einige so ein wenig den "harten" Mann geben und auf Facebook Fotos von ihren Angel- und Jagdausflügen posten. Den Naturburschen gibt man da schon gern, doch ist das Tier eher dazu da, um beim Rodeo geritten oder als Burger auf den Grill geworfen zu werden. Oder gibt es vielleicht doch Ausnahmen? Die Damen scheinen den Herren in diesem Fall eindeutig voraus zu sein.

Carrie Underwood wuchs als Tochter von Farmern in Oklahoma auf. Der Verzehr der eigenen Rinder und der Umgang mit ihnen gehörte für sie als Kind zum normalen Alltag bis zu jenem Tag als sie zusehen musste, auf welche Weise die männlichen Jungtiere dort kastriert wurden. Dieses Erlebnis löste bei ihr das Bewusstsein aus, dass derartige Brutalität nicht richtig sein kann und von da an, änderte sie ihre Sichtweise und verzichtete auf ihre Steaks.

Kellie Pickler World's Sexiest Vegetarian 2009

Bei ihrer Kollegin Kellie Pickler waren es andere Beweggründe. Zunächst aß diese aus gesundheitlichen Gründen kein Fleisch mehr, stieß später jedoch durch Zufall im Internet auf ein TV-Interview mit Pamela Anderson (ebenfalls Vegetarierin und Vorzeige-Aktivistin bei PETA, vor allem bei Anti-Pelz-Aktionen) und Videos der Organisation. Erst dann begriff sie, dass hinter der Fleisch-Industrie viel mehr steckt, eine Maschinerie der Tierquälerei. Sie begann, sich aktiv für diese Belange einzusetzen und wurde 2009 von PETA zur "World's Sexiest Vegetarian" gewählt.

Eine etwas reifere Lady der Country Music, und auch nicht aus Nashville, sondern aus Kanada, ist Shania Twain. Die Grammy® Award-Gewinnerin und Königin des Country-Pop der 90er-Jahre wurde bereits 1993 Vegetarierin.

Eine extreme Ernährungsform vertreten die Frutarier, welche sich ausschließlich von Gemüse, Obst, Sprossen und Keimen (einige zusätzlich auch von Getreide und Algen) ernähren. Zu ihnen gehört Schauspielerin Gwyneth Paltrow, die 2010 mit Vince Gill bei den CMA Awards den Song "Country Strong" aus dem Soundtrack des gleichnamigen Films sang.

Veggie-Angebot auf Konzerten

Nicht nur die Künstler, sondern natürlich auch die Fans schwimmen auf der fleischlosen Welle. Zu Hause ist es meist nicht schwer für Vegetarier oder Veganer, sich zu versorgen, da sich die Industrie und der Handel mittlerweile auf die Nachfrage entsprechender Produkte eingestellt haben. Unterwegs ist es nicht immer ganz einfach, auf die Schnelle etwas Adäquates zu finden Oft ist gerade das Angebot auf Festivals und Konzerten begrenzt auf die berühmte Bratwurstsemmel, im besten Fall gibt es noch Pommes (die dann aber oft im gleichen Fett mit der Currywurst schwammen) und im schlimmsten ist die die Notlösung Brötchen mit Ketchup. Doch auch hier wird es mehr und mehr besser. Beim Konzert von Eric Church im Backstage in München im März 2014 standen auf der Angebotstafel draußen am Imbisswagen neben den üblichen Wurst- und Burger-Angeboten auch ein vegetarischer und sogar ein veganer Burger (der übrigens auch noch richtig lecker schmeckte und im Preis angemessen war!).

Und auch für vegetarisch lebende Country-Fans, die zum nächsten CMA-Festival oder einfach zum Urlaub nach Nashville reisen, gibt es dort inzwischen einige Ziele. Wer sich über entsprechende Lokale in der Stadt vorinformieren möchte, schaut auf www.vegan-nutritionista.com. Guten Appetit!

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