Nashville bekommt ein Johnny Cash Museum

Johnny Cash; © Country Music Hall of Fame and Museum

In der Innenstadt von Nashville wird es schon bald eine neue Attraktion geben, die durchaus das Potenzial hat, ein Anziehungspunkt für Touristen und Musikstudenten aus der ganzen Welt zu werden: das Johnny Cash-Museum. Dieses soll sich dem Leben und der Karriere von Johnny Cash widmen, dem weltberühmten Mitglied der Country Music Hall of Fame.

Die Mitglieder der Familie Cash haben der Errichtung des Museums sogar offiziell zugestimmt. Es soll die größte Sammlung an Johnny Cash-Erinnerungsstücken überhaupt beherbergen. Die Idee, ein solches Museum zu eröffnen, kam von dem Geschäftsmann Bill Miller. Dieser hatte sich schon in Kindertagen mit dem Sänger angefreundet.

"Ich bin Johnny Cash-Fan, seit ein Mitschüler in der dritten Klasse ein Referat über Johnny Cash gehalten und das Album "At Folsom Prison" mitgebracht hat", erinnert sich Miller. "Als der Lehrer die Platte aufgelegt hat, lag sofort Spannung in der Luft, und ich war hin und weg."

Bereits drei Jahre später ging er auf sein erstes Johnny Cash-Konzert, wo er Johnny und seine Frau June persönlich kennenlernen durfte. Miller ist der Verfasser der "Biographie Cash: An American Man" und zusammen mit seiner Frau ist er Gastgeber der "The Johnny Cash Radio Show", die in mehr als 40 Ländern ausgestrahlt wird.

Johnny Cash; © Country Music Hall of Fame and MuseumDurch das Museum zu Ehren seines Freundes und Helden wird für Miller ein Traum wahr. Sein ganzes Leben lang hat er sich darum bemüht, so viele Sammlerstücke von Cash zusammenzutragen wie nur möglich. Dabei spürte er sogar seltene oder verschwundene Gegenstände mit einem Scharfsinn auf, vor dem selbst Sherlock Holmes vor Neid erblassen würde. Heutzutage besitzt Miller die umfassendste Johnny Cash-Sammlung der Welt, und diese möchte er nur allzu gerne mit der Öffentlichkeit teilen.

Auf die Frage, warum es genau jetzt an der Zeit ist, ein Johnny Cash-Museum zu eröffnen, antwortet Miller euphorisch: "Die Frage ist eher: Warum nicht? Johnny Cash war einer der angesehensten Künstler in der Unterhaltungsbranche überhaupt, der überall in Nashville Spuren hinterlassen hat, und umgekehrt hat Nashville überall Spuren bei ihm hinterlassen. Über meine Website bekomme ich ständige E-Mails von Fans aus der ganzen Welt, die nach Amerika reisen wollen und mich fragen, wohin sie gehen müssen, um alles über Johnny Cash zu erfahren. Und bis jetzt konnte ich ihnen einen solchen Ort einfach nicht nennen."

In das Museum hat Miller rund sieben Millionen Dollar investiert. Sobald die Bauphase beendet ist, wird das Museum zwei komplette Stockwerke auf der Third Avenue South 119 einnehmen. Es liegt südlich vom Broadway und ist damit nur einen Katzensprung entfernt vom Country Music Hall of Fame and Museum, vom Ernest Tubb Record Shop, von den Kneipen am Lower Broadway und vielen anderen beliebten Touristenattraktionen. "Ich glaube kaum, dass wir an einem besseren Standort sein könnten", meint Miller. Für das erste Jahr erwartet er bereits mehr als 150.000 Besucher, die jeweils rund 13 US-Dollar pro Eintrittskarte bezahlen sollen.

Johnny Cash; © Country Music Hall of Fame and MuseumWann das Museum genau eröffnet wird, steht noch nicht fest, allerdings öffnet der Museumsshop schon diese Woche seine Türen. Fast tausend Artikel sollen dann zum Verkauf stehen. Die Ausstellungstücke werden sich nach den Wünschen der Besucher richten und sollen in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. So können zeitweise auch einzigartige Gegenstände und Erinnerungen bewundert werden, welche Cashs Familienmitglieder und Freunde dann als Leihgabe zur Verfügung stellen.

Mit viel Liebe zum Detail werden die Ausstellungsstücke chronologisch angeordnet, und so können die Besucher auf einer dreidimensionalen Entdeckungstour durch Cashs Leben gehen. Dabei können sie auf modernste, interaktive Graphiken, Videos und iPad-Technologien zugreifen, um allerhand Briefe, Kunstwerke, Fotos, Instrumente, Bühnenoutfits, Bücher, Notenblätter, Schallplatten, Preise und Ehrungen unter die Lupe zu nehmen, die im Leben des Sängers von Bedeutung waren. Im Museum gibt es außerdem einen Saal mit 250 Plätzen für Events, Liveübertragungen und Aufführungen.

Jeder Lebensabschnitt des Künstlers soll gezeigt werden, von seinen Anfängen als eines von sieben Kindern auf der Baumwollfarm der Familie in Dyess, Arkansas, über seinen Dienst bei der Air Force, den Aufstieg zum Superstar durch seine erfolgreiche Karriere als Singer/Songwriter und seine allseits beliebte Fernsehshow, über seine Ehen und Kinder, seinen christlichen Glauben und Spiritualismus bis hin zu seinen letzten Jahren. Den Höhepunkt des chronologischen Aufbaus bildet ein Ausstellungsstück, welches das Ende von Johnny Cashs Leben darstellt – der Song "My Lord Has Gone", den er nur drei Wochen vor seinem Tod im Jahr 2003 geschrieben hat.

© Country Music Hall of Fame and MuseumZu den ungewöhnlicheren Ausstellungsstücken zählen ein Mitgliedsausweis aus Kindertagen für die "Future Farmers of America", die amerikanischen Farmer der Zukunft, sowie ein W-9 Formular, das seine Anstellung im Pontiac-Werk belegt, in dem der Sänger für kurze Zeit gearbeitet hatte, bevor er der U.S.-Air Force beitrat. Unter den Erinnerungen an seinen Militärdienst finden sich unter anderem ein Handbuch für Deutsch, eine Angellizenz, die er in seiner Freizeit in der Militärbasis brauchte, und handgeschriebene Transkriptionen, die er als Funküberwacher auf der Jagd nach Geheimcodes oder feindlichen Nachrichten anfertigen musste. Außerdem gibt es einen handgeschriebenen Beleg, der von seinem Vermieter für die Wohnung ausgestellt worden war, die Cash nach der Hochzeit mit seiner ersten Frau Vivian Liberto angemietet hatte, und einen Trauschein ausgestellt auf John R. Cash und June Carter.

Nach so manchen dieser Ausstellungsstücke musste Miller jahrelang suchen, bevor er sie nach mühevoller Detektivarbeit endlich ausfindig machen konnte. So war zum Beispiel kurz nach der Schließung des berühmten Gebäudes in Hendersonville, Tennessee, das berühmte Schild "House of Cash" verschwunden. Miller verfolgte die Spur des Schildes und tatsächlich fand er es eines Tages in Dyess. Für das Museum ließ er es nun wieder herrichten. Nachdem im Jahr 2007 Johnnys und Junes früheres Zuhause durch einen Brand zerstörte wurde, ausgerechnet als die vom Eigentümer Barry Gibb veranlasste Renovierung fast abgeschlossen war, erhielt Miller die Erlaubnis, einige Steine von einer Innenwand des Hauses zu retten. Aus genau diesem Haus bekommen die Museumsbesucher dann auch viele Originalmöbel zu sehen, wie zum Beispiel einen Esstisch, der komplett mit Junes Porzellan gedeckt ist.

"Die kaputten Steine habe ich damals aus dem Zimmer mitgenommen, in dem Johnny das Video für "Hurt" gedreht hatte", erklärt Miller. "Jetzt konnten wir sie nutzen, um einen Teil des Zimmers wiederherzustellen."

Doch Miller musste sich die Cash-Sachen nicht nur selbst zusammensuchen. Über die Jahre erhielt er vom Sänger selbst oder dessen Familie auch Geschenke. "Manchmal hatte ich das Gefühl, mitten in einer Such- und Rettungsaktion zu stecken", meinte Miller. "Aber ich habe schon immer gewusst, dass die Gegenstände, die ich gerettet habe, eines Tages einen Zweck erfüllen würden."

© Country Music Hall of Fame and MuseumEin Highlight der Ausstellung ist die Postkarte, die der junge J.R. Cash auf einer Klassenfahrt nach Nashville an seine Eltern geschrieben hat. "Das war wohl Ironie des Schicksals: In Nashville besuchte die Klasse die Radiosendung "Grand Ole Opry" und dort sah Johnny zum ersten Mal June Carter singen, also niemand Geringeren als seine spätere Ehefrau", merkt Miller an. "Wir haben die handgeschriebene Postkarte, die Johnny auf diesem Ausflug an seine Eltern geschrieben hat, aufbewahrt. Er hat sie nur an "Mr. and Mrs. Ray Cash, Dyess, Arkansas" adressiert. Und geschrieben hat er: "Liebe Mom, lieber Dad, mir geht es super. J.R." Ein Blick in die Zukunft, denn beim Schreiben dieser Karte war er auf dem Weg nach Nashville – eine Stadt, die er auf der ganzen Welt berühmt machen würde – und dort sieht er auch seine zukünftige Frau zum allerersten Mal.

"Auf keinen Fall wollen wir eine Kurzversion von Johnnys Leben anhand von Gegenständen zeigen, welche die meisten Menschen schon kennen oder schon gesehen haben", fährt Miller fort. "Vielmehr würden wir uns wünschen, dass die Menschen nach dem Besuch des Museums verstehen, dass es sich hier um jemanden handelt, der etwas verändert hat, und der Menschen auf der ganzen Welt inspiriert und beeinflusst hat."

© Country Music Hall of Fame and MuseumMiller ist stolz darauf, dass seine Bemühungen von den Geschwistern, Verwandten und Kindern des Sängers so begeistert aufgenommen worden sind. Er weist darauf hin, dass das Museum offiziell von Johnny Cashs Erben genehmigt und bewilligt wurde. "Dies spricht dafür, dass sie uns wirklich vertrauen. Mit der Familie von Johnny Cash bin ich schon seit Jahrzehnten befreundet. Ich kenne sie gut und bin weiß deshalb, wie Recht es ihnen ist, dass das Museum in unseren Händen bleibt, wir werden uns mit Würde und Respekt erinnern und alles richtig machen."

Joanne Cash, die Schwester des Sängers, stimmt dem voll und ganz zu: "Wenn Johnny noch hier wäre und sehen könnte, was Bill Miller für ihn macht, wäre er absolut begeistert. Er würde sich riesig darüber freuen, dass sich sein Nachlass nun an einem Ort befindet, an dem die Menschen nicht nur sein Leben betrachten können, sondern das der ganzen Familie."
 Cashs jüngerer Bruder Tommy sieht das genauso. "Das ist genau das Richtige, um sich an Johnny zu erinnern“, betont er. "Fans aus der ganzen Welt werden anreisen, um das Museum zu besuchen und Dinge zu entdecken, die sie vorher so noch nie gesehen haben. Den Segen der Familie hat Bill Miller jedenfalls."

Das Museum in der Innenstadt steht kurz vor seiner Eröffnung und Miller ist davon überzeugt, dass es das Erbe des Man in Black würdig vertreten wird. "Wir werden hier eine Menge coole Sachen haben, aber mein eigentliches Anliegen ist, dass die Leute mit dem Gedanken weggehen: "Dieser Mann hat wirklich etwas bewegt. Er hat großartige Songs geschrieben, die eine Inspiration und Hilfe für Menschen auf der ganzen Welt waren." Wenn die Besucher aus dem Museum spazieren und dabei denken: "Was für ein großartiger Mann, jetzt weiß ich mehr von ihm", dann hat das Museum wirklich seinen Zweck erfüllt."

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