Teletunes - Country vom Niederrhein

TeletunesTeletunes – das ist eine Country-Band vom Niederrhein. Die fünf Musiker spielen eine Mischung aus New Country und Alternative Country – und zeichnen sich aus durch Integrität und Bescheidenheit. Grund genug für Country Music News, um mit Frontmann Jost Kemmerling ein Gespräch zu führen.

"Country vom Niederrhein"? Das hört sich so an wie "Currywurst in Nashville". Dass das Konzept aber durchaus aufgeht, beweisen uns die fünf Musiker von "Teletunes": Daniel Schippers (E-Gitarre), Jost Kemmerling (Vocals, Gitarre und Songwriting), Rüdiger Tiedemann (Drums), Ian Stewart (Bass) und Hans-Georg Haas (Pedal Steel Gitarre) haben sich aufgrund eines Aushangs zusammengefunden. Während der Schlagzeuglehrer Rüdiger, Gitarrenbauer Daniel und Bassist Ian (der u.a. bei "Starlight Express" und für Roger Hodgson spielt) ihr täglich Brot professionell mit Musik verdienen, sind andere – wie der Werbegrafiker Jost und der Sozialarbeiter Hans-Georg – finanziell nicht auf die Musik angewiesen, widmen ihr aber genauso viel Herzblut wie die anderen. Jost Kemmerling erklärt: "Wir sind schon stark mit der Musik verwurzelt."

Jost Kemmerling von den Teletunes, Foto: Jochen HolzDie Tatsache, dass vom finanziellen Erfolg der Teletunes keine Existenz abhängt, bewahrt der Band die Integrität, wirklich die Musik zu machen, die ihr am Herzen liegt – ohne Rücksicht auf Radiotauglichkeit oder andere Erfolgskonzepte. "Wir machen die Geschichten wirklich so, wie sie bei uns aus dem Bauch raus kommen", bestätigt Jost Kemmerling. "Wir zielen auf gar nichts. Die Songs sind einfach so wie sie sind – ohne auf irgendein weitergelegenes Ziel zu reflektieren." Integrität und Bescheidenheit – dadurch zeichnet sich diese Band aus. Und durch eine große Liebe zur Musik, speziell zum Country. Warum sich die Vollblut-Musiker gerade für diese Stilrichtung entschieden haben, hat unterschiedliche Gründe: Country steht – speziell für Jost Kemmerling – für die Singer-Songwriter-Komponente. Musikalisch wichtig sind ihnen Melodien, ein einfaches Instrumentarium, um die Sachen nicht zu überladen und Texte, die keine Geschichten erzählen, aber menschliche Beziehungen in all ihren Facetten aufzeigen. Mit ihren Kompositionen streben die Teletunes an, eine zeitlose Musik zu produzieren, die vielleicht noch in 20 Jahren gehört wird. Die Wahl für Country basiert auch auf der Instrumentenwahl von Hans-Georg Hass – der Pedal Steel Guitar – von dem auch die Initiative für die Bandgründung ausging.

Aber die Teletunes wollen keine Band sein, die ihr Genre mit übertriebenen Mitteln nach außen trägt. Einem Vergleich mit dem Hut-country von The Boss Hoss oder Truck Stop entgegnet Jost mit Entrüstung: "Also dieses 'Jetzt muss ich auch dem letzten Deppen hinten zeigen: Ich - Country' das finde ich daneben. Hut-Country muss es geben, das ist auch richtig – aber es ist nicht unseres. Wir sehen Country durchaus weitgefasster." Für die Teletunes steht Country – mit seinen zahlreichen Stilrichtungen und Facetten – eher für Musik allgemein. Ihr eigenes Gemisch besteht aus Country mit Alternative- und Pop-Einflüssen. Eine Mischung irgendwo zwischen New Country und Alternative Country. Musikalische Vorbilder sind dabei – neben den allseits beliebten und grundlegenden Beatles – vor allem amerikanische Musiker und Songwriter, wie z.B. Buddy Miller, Ryan Adams oder Old-School-Helden wie Johnny Cash. Von großartigen Musiker wie beispielsweise Keith Urban zeigt sich Jost Kemmerling zutiefst beeindruckt: "Solche Sachen, die machen Laune. Da denkt man: 'Wow! Hut ab!' – wenn man denn einen hätte."

CD Cover: Teletunes - Long Way HomeNach ihrem regionalen Erfolg, den sie haben, wollen sie nun auch den Rest der Bundesrepublik erobern – und spähen auch mit einem halben Auge über die Grenzen hinaus und über den großen Teich hinweg. Trotz aller Bescheidenheit, die sie an den Tag legen, träumen sie verstohlen von einer kleinen Amerika-Tour, ganz bescheiden als Support für eine größere Nummer, und auch von einem Aufenthalt in Nashville, um Inspiration zu tanken – ohne aber ihre Integrität dafür einzubüßen. "Ich möchte gern mal nach Nashville", gesteht Jost, "einfach um die Vibrations da aufnehmen zu können und irgendwo die ganze Sache noch ein bisschen authentischer zu machen. Aber du kannst dieses Lebensgefühl nicht adaptieren, dir umhängen und so tun als ob. Wir wollen uns diese Nashville-Attitüde gar nicht zu Eigen machen." Also bleiben sie erst mal mit den Füßen auf deutschem Boden und freuen sich besonders bei Live-Auftritten ihre Fans begeistern zu können. "Zu sehen, wie die Songs ankommen, wie man mit dem, was man geschaffen hat, auch begeistern kann – das ist schon ein erhebendes Gefühl." Und das soll auch lang so bleiben – denn seit den Aufnahmen zu "Long Way Home", ihrem Debut-Album, wurden schon zahlreiche weitere Songs komponiert. Das zweite Album ist also nur noch eine Frage der Zeit.

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